Josefov (Jaroměř)

Josefov (Jaroměř)
Josefov
Josefov führt kein Wappen
Josefov (Jaroměř) (Tschechien)
Paris plan pointer b jms.svg
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Královéhradecký kraj
Bezirk: Náchod
Gemeinde: Jaroměř
Geographische Lage: 50° 20′ N, 15° 56′ O50.33888888888915.930555555556Koordinaten: 50° 20′ 20″ N, 15° 55′ 50″ O
Einwohner: 2.690 (1. März 2001)

Josefov (deutsch Josefstadt) ist ein Ortsteil von Jaroměř (deutsch Jermer) im Okres Náchod, Tschechien. Der als Festung erbaute Ort liegt am linken Ufer der Mettau unmittelbar vor deren Einmündung in die Elbe.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Josefov befindet sich südöstlich gegenüber Jaroměř und wird von der Stadt getrennt durch Flussläufe von Elbe und Mettau mit der dazwischen liegenden Landzunge. Durch den Ort führt die Staatsstraße 299 von Jaroměř nach Třebechovice pod Orebem.

Nachbarorte sind Rychnovek im Nordosten, Starý Ples im Osten, Nový Ples im Südosten, Rasošky im Süden, Dolní Ples im Südwesten, Jezbiny im Westen sowie Jaroměř im Nordwesten.

Geschichte

Denkmal für Joseph II.
Dekret in der Hand der Statue Joseph II.

Die Festung Josefstadt entstand nach dem Verlust der Festung Glatz während der Herrschaft Josefs II. zum Schutz Böhmens vor einem Einmarsch der preußischen Armee. Nach der persönlichen Grundsteinlegung durch den Kaiser am 3. Oktober 1780 begann der Bau der Festung Ples im Zentrum des gleichnamigen Dorfes. Bis 1782 wurde der größte Teil von Ples abgetragen, nur das Oberdorf (Starý Ples) und das Unterdorf (Dolní Ples) blieben erhalten. Zur Umsiedlung der Bewohner wurden südlich die neuen Dörfer Rasošek und Nový Ples errichtet. Teile der Bewohner sollte auch in das ferne Rozběřice umgesiedelt werden.

Die Pläne für den Festungsbau lieferte der französische Militärarchitekt Claude-Benoit Duhamel de Querlonde (* 11. April 1721 in Toul; † 18. Februar 1808 in Wien). Auf Wunsch Josefs II. wurde der Festungsbau dem Schemnitzer Kunstmeister Matthäus Cornelius Höll übertragen und 200 Bergleute aus der oberungarischen Bergstadt dazu herangezogen. 1785 übernahm der kaiserliche Oberst Franz Lauer die Bauleitung. 1787 war die 289 ha große Festung fertiggestellt.

Zur Besiedelung der Festung erließ Josef II. ein Patent, das die Rechte und Pflichten ihrer künftigen Bewohner festlegte. Ihre ersten zivilen Bewohner waren vor allem tschechische Handwerker. Die nach ihrer Fertigstellung dem Landeshauptmann in Böhmen übergebene Festung Ples wurde zu einer der sieben Hauptfestungen des Habsburgerreiches. 1791 wurde Ples im Zuge der Krönungsfeierlichkeiten Leopolds II. als König von Böhmen zur Freien Königlichen Stadt erhoben. Zum Andenken an seinen Bruder verlieh Leopold II. der Stadt 1793 den Namen Josefstadt. 1833 lebten in der Stadt 1704 Menschen, von denen zwei Drittel dem Militär angehörten.

1891 erfolgte der Abriss des Jermerer und Kronentores und 1904 wurden die anderen beiden Stadttore abgetragen. Im Jahre 1900 war die Bevölkerung auf 6.127 Einwohner angewachsen, von denen 1.586 Deutsche waren. Nach der Gründung der Tschechoslowakei wuchsen die Städte Jaroměř und Josefov immer mehr zu einer Doppelstadt zusammen. 1930 hatte Josefov 7.015 Einwohner, darunter waren 287 Deutsche. Im Jahre 1948 erfolgte die Eingemeindung von Josefov nach Jaroměř. 1970 lebten in Josefov 3.196 Menschen. 1991 hatte der Ort 2298 Einwohner. Im Jahre 2001 bestand das Dorf aus 362 Häusern, in denen 2690 Menschen lebten.

Festungsanlage

Festungsanlagen
Arsenal in der Festung Josefov

Die klassizistische Anlage wurde umgeben von aufgeschütteten Erdwällen, die durch Ziegelmauerwerk mit einem darin befindlichen Kasemattensystem befestigt wurden. In die Festungsstadt führten vier Tore, das Jermerer Tor im Nordwesten sowie das Gratzer, Neustädter und das Kronentor. Im Zentrum wurde zwischen 1805 und 1810 die Garnisonskirche Mariä Himmelfahrt errichtet.

Die Festung blieb militärisch bedeutungslos. Während des Deutschen Krieges zogen die preußischen Truppen im Juni 1866 nach der Schlacht bei Skalitz nur bis zum nordöstlich gelegenen Dorf Schweinschädel und unternahmen keinerlei Angriffsversuche auf die Festung, die sie auf ihrem weiteren Vormarsch nach Osten umgingen.

Vorrangig diente Josefstadt als Garnisonsort und Gefängnis. In Folge der Bündnispolitik zwischen Österreich-Ungarn und dem Deutschen Kaiserreich im Dreikaiserabkommen und dem nachfolgenden Dreikaiserbund hatte sich die Notwendigkeit einer Festung erübrigt und 1888 erfolgte die Aufhebung der Festung. Josefstadt blieb bis 1918 Garnison der k.u.k. Österreichisch-Ungarischen Armee. 1914 war in Jaroměř das III. Bataillon des Landwehr Infanterie Regiments Nr. 11 stationiert, in Josephstadt dagegen befand sich eine weit größere Garnison, unter anderem die Stäbe der 10. Infanterie-Truppendivision und der 19. Infanterie-Brigade.

Die Festung aus der Luft

Nach der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht wurden in Josefstadt 7000 Franzosen interniert. Im Ersten Weltkrieg war Josefstadt Kriegsgefangenenlager für 40.000 russische, serbische, italienische und ukrainische Soldaten; nach Kriegsende war sie bis 1924 Internierungsort für desertierte russische Militärangehörige.

Prominenteste Häftlinge waren zwischen 1805 und 1808 der österreichische General Karl Mack von Leiberich und im Jahre 1863 der polnische General Marian Langiewicz.

Der Astronom Wilhelm von Biela diente in der Festung Josefstadt. Für ihn wurde im Jahre 2006 an der Bastion eine Gedenktafel angebracht.

Weblinks

 Commons: Josefov – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jaromer — Jaroměř …   Deutsch Wikipedia

  • Jaroměř — Jaroměř …   Deutsch Wikipedia

  • Josefov (Begriffsklärung) — Mit Josefov werden verschiedene Orte in der Tschechischen Republik benannt: Gemeinde im Okres Sokolov, siehe Josefov Gemeinde im Okres Hodonín, siehe Josefov u Hodonína Stadtteil von Prag, siehe Josefov (Prag) Stadtteil und Festung bei Jaroměř,… …   Deutsch Wikipedia

  • Jaroměř — Geobox | Settlement name = Jaroměř other name = category = Town image caption = | flag border = 1 symbol = Jaroměř znak.png etymology = official name = motto = nickname = country = Czech Republic country state = region = Hradec Králové region… …   Wikipedia

  • Fortress Josefov — See other places named Josefov. Fortress Josefov ( cs. Pevnost Josefov) is large defence complex built between 1780 1790 in eastern Bohemia (today Czech Republic). It was named after emperor Joseph II. Together with fortress Terezín it was… …   Wikipedia

  • Jermer — Jaroměř …   Deutsch Wikipedia

  • Reichenhof — Rychnovek …   Deutsch Wikipedia

  • Neu Ples — Nový Ples …   Deutsch Wikipedia

  • Josephstadt — Josefstadt ist der Name mehrerer Orte: des 8. Stadtbezirkes von Wien, siehe Josefstadt (Wien) der Kurzname des Theaters in der Josefstadt in Wien des 8. Stadtbezirkes von Budapest, siehe Józsefváros. eines zu Praha 1 gehörigen Stadtteils von Prag …   Deutsch Wikipedia

  • CZ-523 — Lage des Okres Náchod Der Okres Náchod (Bezirk Nachod) liegt in Tschechien im Nordosten der Königgrätzer Region (Královéhradecký kraj) zwischen dem Riesengebirge (Krkonoše) und dem Adlergebirge (Orlické hory). Der niedrigste Punkt liegt bei 220,… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”