- Joseph-Samuel Farinet
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Joseph-Samuel Farinet (* 17. Juni 1845 in Saint-Rhémy-en-Bosses, Aostatal; † 17. April 1880 in einer Schlucht der Salentze, die auf dem Gemeindegebiet von Leytron bei Saillon im Kanton Wallis in die Rhone mündet) war ein Schmuggler und Falschmünzer, der vor allem im Unterwallis zur Legende geworden ist.
Inhaltsverzeichnis
Farinets Leben
Farinet produzierte mit seinen Gehilfen vor allem 20-Rappen-Münzen, die bei der bäuerlich-gewerblichen Bevölkerung im Unterwallis mehr Vertrauen genossen als das Papiergeld der Kantonalbank, die zudem wegen Fehlspekulationen gerade in der Zeit von Farinets Wirken 1870-1880 in Krisen geraten war. Angesichts des Umfangs der Falschgeldzirkulation intervenierte der schweizerische Bundesrat und verlangte von der Walliser Kantonsregierung die Verhaftung des Täters, der sich in der Öffentlichkeit relativ unbehelligt bewegte und oft in Kneipen gesehen wurde. Schliesslich wurde Farinet ausgeschrieben und von Gendarmen in einer Schlucht des Flüsschens Salentze nahe Saillon eingekesselt. Er kam unter ungeklärten Umständen zu Tode. Die Polizei stellte den Tod als Unfall dar - ausgerutscht und ins Flussbecken in der Tiefe gestürzt -; in der Bevölkerung herrschte die Meinung vor, der Gejagte sei durch einen Schuss aus einer Polizeiwaffe in den Kopf getroffen worden. Die Autopsie ergab ebenfalls kein klares Resultat. Farinets Grab befindet sich in der Nachbargemeinde Saillon am Fuss des Kirchturms.
Die Protokolle der Farinet-Prozesse wurden 1980 vom Staatsarchivar des Kantons Wallis, André Donnet, herausgegeben und stellen ein wichtiges Quellenwerk dar. [1]
Farinets Nachwirken
Das lange Wirken, die Popularität und der ungeklärte Tod förderten die Mythenbildung. Der Geldfälscher ist der Protagonist des 1932 erschienenen Romans Farinet ou la fausse monnaie von Charles Ferdinand Ramuz, worin Farinet zum heroisch gestimmten Freiheitshelden hochstilisiert wird, und des Films L'or dans la montagne von Max Haufler aus dem Jahre 1938.
Mehrfach wurden Theaterstücke zum Farinet-Stoff erarbeitet; letztmals 2010 im Freilichtmuseum Ballenberg.[2] Die Inszenierung stützte sich auf das Sachbuch des Publizisten Willi Wottreng, der den Geldfälscher als mediokren, aber volksverbundenen Kleinkriminellen präsentiert.
Im Jahre 1998 lancierte der Kanton Wallis eine Medaille, die bei der Kantonalbank bis zu einem gewissen Datum gegen zehn Franken getauscht werden konnte und nannte sie "Farinet".
Literatur
- André Donnet: La véritable histoire de Joseph-Samuel Farinet, faux-monnayeur. Payot, Lausanne 1980, ISBN 2-601-00144-5.
- Alain Bagnoud: Saint Farinet. Vevey 2005.
- Willi Wottreng: Farinet. Die phantastische Lebensgeschichte des Schweizer Geldfälschers, der grösser war tot als lebendig. Orell-Füssli-Verlag, Zürich 2008, ISBN 978-3-280-06113-8.
Einzelnachweise
- ↑ André Donnet: Farinet devant la justice valaisanne 1869–1880. Dossiers de procédure pénale (2 Bände), Martigny 1980.
- ↑ Siehe die Beschreibung des Stückes auf der Website des Landschaftstheaters Ballenberg und die Besprechung vom 8. Juli 2010 auf tagesanzeiger.ch.
Weblinks
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