Joseph Gallo (1929)

Joseph Gallo (1929)

Joseph „Joey“ Gallo, auch bekannt als „Crazy Joe“ (am: verrückter Joe), „Joe The Blond“ (am: Joe der Blonde), (* 7. April 1929 in Red Hook, Brooklyn, New York; † 7. April 1972 New York City) war ein italo-amerikanischer Mobster und Mitglied der Profaci-Familie in New York City, die später als Colombo-Familie klassifiziert wurde.

Joey und seine beiden Brüder Lawrence Gallo und Albert „Kid Blast“ Gallo entfachten einen der blutigsten Konflikte in der Geschichte der La Cosa Nostra.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Anfänge

Der Sohn italienischer Eltern machte sich zusammen mit seinen beiden Brüdern in den Kreisen der La Cosa Nostra schnell einen Namen als Auftragsmörder und wird mit dem Mord an Albert Anastasia in Verbindung gebracht.

Joseph Gallo war ein schillernder Charakter und eine redselige Persönlichkeit. Ihm wird nachgesagt, in seiner Wohnung in der President Street einen Löwen als Haustier gehalten zu haben, den er dort im Keller angekettet hielt.[1] In den 1950er Jahren bekam er aufgrund seiner blonden Haare den Beinamen „Joey the Blonde“ verpasst. Über den weitaus bekannteren Spitznamen „Crazy Joe“ sagte der frühere New Yorker Chef-Ermittler der Polizei Albert Seedman einmal: „Gallo schlug immer genau dann zu, wenn seine Opfer es am Wenigsten erwarteten, so gab man ihm den Namen Crazy Joe.“

Joseph Gallo war mehrfach verheiratet. Seine erste Frau Jeffie; von ihr ist nicht viel mehr als ihr Vorname bekannt; ließ sich von ihm scheiden und heiratete ihn im Juli 1971 ein zweites Mal. Nachdem auch diese zweite Ehe mit Jeffie gescheitert war, lernte Joe Gallo Sina Essary - eine 29-jährige Italo-Amerikanerin - kennen, die er gut drei Wochen vor seinem Tod im März 1972 ehelichte. Gallo war heimlicher Besitzer diverser Nachtclubs auf der Eight Avenue. Unter anderem verdiente er sein Geld auch durch illegales Glücksspiel.

In den 1960er Jahren versuchte Gallo sich mit afro-amerikanischen Gangstern anzufreunden, da er das als lukrativer einschätzte, als sie - wie es sonst in den Mafiafamilien üblich war - zu bekämpfen. Diese Idee, die führenden Köpfe der afroamerikanischen und italienischen Unterwelt zu vereinen, war ein lebenslang gehegter Wunsch von Joseph Gallo und wurde später von verschiedenen Capos und Bossen wieder aufgegriffen.

Eines von Gallos großen Hobbys war das Lesen anspruchsvoller Literatur. Zu seiner Lektüre zählten unter anderem die Werke von Franz Kafka, Jean-Paul Sartre, Albert Camus, Alexandre Dumas, Victor Hugo, Ayn Rand und seines großen Vorbilds Niccolò Machiavelli.

Gallos Lebensphilosophie lautete: „Wenn du ein Taxifahrer bist, dann sei der beste Taxifahrer der Welt, wenn du ein Gangster bist, dann sei der Beste und gib dich nie mit dem Zweitbesten zufrieden.“

Donald Frangos, ein ehemaliger Mithäftling Gallos, beschrieb ihn wie folgt: „Joey war äußerst redegewandt. Er konnte darüber, wie man einem Kerl die Gedärme rausreißt, genauso leicht und frei erzählen, wie über klassische Literatur.“ (Während ihrer gemeinsamen Zeit im Gefängnis hatte Gallo Donald Frankos in die Lehren und Prinzipien seines Helden und Vorbildes Niccolò Machiavelli eingeführt.) Gallo galt als Außenseiter unter den anderen italienischen Häftlingen, da er oft mit afro-amerikanischen Insassen gesehen wurde.

Der Gallo-Profaci Krieg

In den späten 1950er Jahren versuchte Joe Gallo den Mafiaboss Joseph Profaci zu stürzen, um so einen Machtwechsel an der Spitze zu erreichen. Bei diesem Vorhaben bekam er tatkräftige Hilfe von seinen beiden Brüdern Larry und Albert. Da Profaci zu dieser Zeit bei den Mitgliedern seiner Familie sehr unbeliebt war, sahen die Gallos und ihr Mitverbündeter Carmine Persico eine gute Chance Profaci zu stürzen. Der vermeintliche Verbündete Persico wechselte jedoch später die Seite und glättete die Wogen wieder innerhalb des Clans, so dass es nun doch zu keinem Machtwechsel kam.

Als Oberhaupt der Familie konnte Profaci den Umsturzversuch nicht auf sich beruhen lassen und ließ im Mai 1961 einen Mordanschlag auf Gallo verüben, der jedoch fehlschlug. Profaci gelang es jedoch John Scimone als Spion in Gallos Crew einzuschleusen, welcher die Ermordung von Joseph „Joe Jelly“ Gioelli - einem Gangmitglied der Gallos - organisierte.

Profacis Männer entführten Gioelli und fuhren mit ihm in einem Fischerboot zur Sheepshead Bay in Brooklyn. Dort wurde Gioelli erschossen und zerstückelt. Seine Kleidung wurde mit toten Fischen ausgestopft und vor ein Restaurant, welches die Gallo-Gang häufig aufsuchte, geworfen.

Am 20. August 1961 wurde Gallos Bruder Larry zu einem Treffen in der Sahara Lounge, einem Strip-Club in Brooklyn, gelockt. Als er den Club betrat, wurde er von Profacis Männern (unter ihnen soll auch Carmine Persico gewesen sein) umzingelt, die versuchten ihn zu erdrosseln. Ein zufällig vorbeikommender Polizist, der zufällig den Laden betrat, irritierte die Täter, die ihre Tat nicht zu Ende brachten und so kam Larry Gallo mit dem Leben davon. Daraufhin wollten die Gallos Rache für den geplanten Mord an Larry nehmen und überfielen Carmine Persico; dieser trug Schusswunden am Arm und im Gesicht davon, überlebte aber den Feuerüberfall auf seinen Wagen..

Gefängnisaufenthalt

Ende des Jahres 1961 gelang dem FBI ein Schlag gegen die Gallo-Brüder und insbesondere „Crazy Joe“ Gallo wurde wegen Erpressung verhaftet zu zehn Jahren Haft verurteilt. Die verbliebenen Mitglieder der Gallo-Fraktion agierten aber weiter gegen Profaci.

Als dieser am 6. Juni 1962 an Lungenkrebs starb, hätte der Konflikt beendet sein können, allerdings nahm Joseph „Joe Maylak“ Magliocco dessen Platz als Oberhaupt ein. Einige Mitglieder der Kommission - insbesondere Carlo Gambino und Tommy Lucchese - und auch die Gallos waren mit dieser Entscheidung aber nicht einverstanden.

„Crazy Joe“ war ein gerissener und hinterhältiger Mann, der mehrmals versuchte Mitgefangene in seiner Zelle mit Hilfe von mit Strychnin versetzten Speisen zu vergiften. Während eines Aufstandes im Auburn-Gefängnis rettete Gallo einen schwer verwundeten Vollzugsbeamten. Dieser sprach sich später vor Gericht für Gallo aus, was ihm eine Strafminderung einbrachte. Im Februar 1971 wurde Gallo aus der Haft entlassen.

Attentat auf Joe Colombo

Vier Monate später, am 28. Juni wurde Joseph Colombo - der neue „acting-Boss“ Profaci-Familie - auf einer Kundgebung der Italian-American Civil Rights League, von dem Gangster Jerome Johnson angeschossen. Colombo fiel daraufhin in ein Wachkoma, aus dem er bis zu seinem Tode im Jahre 1978 nicht mehr erwachen sollte. Der Attentäter wurde direkt im Anschluss der Tat von Colombos Leibwächtern erschossen. Da es sich bei dem Täter um einen Afroamerikaner gehandelt hatte, wurde darüber spekuliert, ob Gallo den Anschlag auf Colombo in Auftrag gegeben hatte, jedoch konnte dies nie mit Sicherheit geklärt werden.[2]

Gallos Tod

Am 7. April 1972 feiert Joe Gallo seinen 43. Geburtstag in Umberto’s Clam House, einem Restaurant in Little Italy. Unter den Gästen war unter anderem auch Gallos Leibwächter Peter „Pete the Greek“ Diapulas.[3]

Mindestens zwei bewaffnete Männer stürmten das Lokal und eröffneten das Feuer aus Schusswaffen mit den Kalibern 32 und 38. Gallo, der mit seinen Freunden an einem Tisch saß, wurde fünf Mal getroffen. Leibwächter Peter Diapoulas traf eine Kugel in der Hüfte und er überlebte nur knapp. Gallo taumelte aus dem Restaurant hinaus auf die Straße. Einige Minuten später traf eine Polizeistreife am Tatort ein, welche den angeschossenen Joe Gallo ins nahe gelegene Krankenhaus brachte. Dort verstarb er jedoch kurze Zeit später aufgrund des schweren Blutverlustes.

Die Auftragsmörder konnten in ihrem Wagen entkommen und bis heute nicht identifiziert werden. Der Informant und Pentito Joe Luparelli behauptete, dass es sich bei Gallos Mördern um Carmine „Sonny Pinto“ DiBiase und zwei Brüdern, die er nur unter den Namen Cisco und Benny kannte, gehandelt hätte und auch Phillip Gambino in den Mord verwickelt sei. Trotz der Aussagen von Joe Luparelli wurde keiner dieser Männer wegen des Mordes angeklagt.

Untersuchungsbeamte gingen von einer anderen These aus; demnach wurde dieses Attentat durch Joseph Yacovelli, dem kurzzeitigen Oberhaupt der Colombo-Familie, angeordnet und durch Frank Sheeran ausgeführt. Dadurch sollte der unter Joseph Profaci begonnen Konflikt, der eigentlich formal unter Joseph Magliocco 1963 als beendet galt, nun endgültig durch den Tod Gallos aufgelöst werden. 2003 hat Frank Sheeran kurz vor seinem Tod seine Beteiligung an dem Mord zugegeben.

Adaptionen

  • Der Roman und die spätere Verfilmung „The Gang That Couldn’t Shoot Straight“ sind vom Leben Joey Gallos inspiriert. Gallos Figur wurde im Film von Schauspieler Jerry Orbach verkörpert. Gallo und Orbach waren langjährige Freunde. Orbach war auch auf Joe Gallos Beerdigung zugegen.
  • Im Film „Der Pate – Teil II“ überlebt Frankie Pentangieli, gespielt von Micael V. Gazzo, eine versuchten Mordanschlag durch Strangulation. Diese Szene ist dem Anschlag auf Larry Gallo nachempfunden.
  • Die Figur des „Joey Zasa“ in „Der Pate – Teil III“ basiert auf Joey Gallo.
  • Iggy Pops Song „Play It Safe“ beinhaltet die Textzeile „slippin‘ and slidin‘ like Joey Gallo“.
  • In Carlo Lizzanis Film „Crazy Joe“ spielt der Schauspieler Peter Boyle Joe Gallo.
  • In Martin ScorseseesGoodfellas“ verweist Henry Hill, gespielt von Ray Liotta, in einer Szene auf Joe Gallo.
  • In einer Episode der zweiten Staffel der HBO-Serie „Die Sopranos“ erklärt der Regisseur Jon Favreau, er möchte einen Film über Gallos Leben drehen.
  • Bob Dylans Song „Joey“ handelt von Joey Gallos Leben.
  • In „Reine Nervensache“ werden die Gallo-Brüder kurz von Robert DeNiros Charakter „Paul Vitti“ erwähnt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. The return of Crazy Joe auf trutv.com (engl.)
  2. "Vegetabled" - Colombo Family auf trutv.com (engl.)
  3. Umberto’s Clam House Opens For Business, And Bullets, Again. auf americanmafia.com (engl.)

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