- Joseph Merrick
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Joseph Carey Merrick (* 5. August 1862 in Leicester; † 11. April 1890 in London), auch John Merrick genannt, wurde im Viktorianischen Zeitalter als Elefantenmensch bekannt.
Von Geburt an litt er unter schweren Deformationen seines Körpers, die seine Gestalt und sein Gesicht völlig entstellten. Er galt im viktorianischen Zeitalter als schlimmstes Beispiel für die krankhafte Deformierung des menschlichen Gesichts.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach einem Leidensweg während der Schulzeit und einigen wenig ertragreichen Versuchen, billigen Schmuck auf der Straße zu verkaufen, begab sich Merrick aus eigenem Antrieb als „Monster“ unter Beteiligung unterschiedlicher Manager auf Jahrmärkte in England und Belgien. Nachdem ihn sein Manager in Belgien um die über die Jahre angesparte Summe von 50 Pfund (entspricht der Kaufkraft von etwa 6000 € im Jahr 2007) betrogen hatte, erlitt Merrick einen Zusammenbruch und reiste zurück nach London, wo er außerdem Opfer eines Überfalls wurde. Als letztes blieb ihm die Visitenkarte des jungen Arztes und Chirurgen Frederick Treves, der ihn bereits zuvor einmal untersucht hatte und ihn jetzt in das London Hospital aufnahm. Merricks Aufenthalt wurde später durch den Joseph-Merrick-Fund finanziert, der mit Spenden von Lesern der London Times erbracht wurde.
Vereinzelt wurde die Vermutung geäußert, dass Merrick Jack the Ripper gewesen sei. Diese Vermutung entbehrt jedoch jeglicher Grundlage und ist gänzlich haltlos: Merrick litt unter starken Bewegungseinschränkungen durch seine Fehlbildungen, konnte in seiner rechten Hand keinen Gegenstand halten und hatte darüber hinaus keinerlei Erfahrung mit Operationen, die für Jack the Ripper typisch waren. Zudem wäre er durch seine Bewegungen und sein Aussehen zu sehr aufgefallen.
Als ihm einmal eine Frau ohne Abscheu begegnete und sogar seine Hand nahm, soll er von Emotionen so überwältigt gewesen sein, dass er fast einen Herzanfall bekam.
Merrick starb überraschend im Laufe des 11. April 1890. Vormittags war er bei guter körperlicher Verfassung, nachmittags fand man ihn bäuchlings tot auf seinem Bett. Es wird angenommen, dass er einen Schlaganfall oder einen leichten Herzinfarkt erlitt, der ihn zu Fall brachte. Der Tod trat dann durch Erstickung ein.
Gründe der Deformation
Zu Lebzeiten Merricks gingen die Ärzte davon aus, dass er an Elefantiasis litt. 1971 nahm Ashley Montagu an, dass es sich um die Erbkrankheit Neurofibromatose (Recklinghausen-Krankheit) gehandelt haben könnte. 1983 entdeckte Michael Cohen das seltene Proteus-Syndrom, welches 1986 als Ursache für Merricks Deformationen identifiziert wurde. Anders als bei der Recklinghausen-Krankheit sind vom Proteus-Syndrom nicht Nerven-, sondern Gewebezellen betroffen. Eine DNS-Analyse von Merricks Knochen und Haaren bestätigte im Juli 2003, dass er tatsächlich am Proteus-Syndrom litt. Allerdings fanden sich zusätzlich auch Hinweise auf die Recklinghausen-Krankheit. Merrick litt unter einer genetischen Störung, die nicht nur enorme Veränderungen der Haut erzeugte, sondern auch die Knochen auftrieb. Auf diese Art waren Kopf, Arme und Beine überdimensional vergrößert, lediglich die linke Hand war von der Krankheit nicht betroffen.
Symbol für die Nachwelt
Am Beispiel des „Elefantenmenschen“ wird heute gerne das Thema von gesellschaftlicher Außenseiter-Stellung und der Notwendigkeit von Toleranz aufgegriffen: So gibt es beispielsweise ein Theaterstück, in dem unter anderem David Bowie und in der deutschen Fassung Maximilian Osterritter die Hauptrolle spielte. 1980 entstand der Kinofilm Der Elefantenmensch von David Lynch, in dem Merrick (hier John genannt) von John Hurt dargestellt wird. Auch in der Geschichte From Hell tritt Merrick auf. Auch Buckethead spielt ab und zu auf Merrick an (Liedtitel: The John Merrick Elephant Man Bones Explosion, Albentitel: The Elephant Man's Alarm Clock).
Literatur
Sachbücher
- Peter W. Graham: Articulating the elephant man. Joseph Merrick and his interpreters. Johns Hopkins University Press, Baltimore, Md. 1992, ISBN 0-8018-4357-X
- Michael Howell: The true history of the elephant man. Penguin Books, London 1992, ISBN 0-14-016515-0
- Ashely Montague: The elephant man. A study in human dignity. Arcadian House, Lafayette, La. 2001, ISBN 0-925417-41-6
Belletristik
- Gaston Leroux: Das Phantom der Oper. Lübbe, Bergisch Gladbach 2006, ISBN 3-7857-3243-0 (hat für seinen Roman Nachforschungen über Joseph Merrick betrieben)
- Félix J. Palma: Die Landkarte der Zeit. Kindler, Hamburg 2010, ISBN 978-3463405773
- Laurent Petitgirard: Joseph Merrick dit elephant man. Opéra en quarte actes. Le chant du monde, Paris 2004 (2 CDs)
- Bernard Pomerance: Elephant Man. A drama. Heinemann, Oxford 1991, ISBN 0-435-22587-1
- Christine Sparks: Der Elefantenmensch. Roman. Heyne, München 1981, ISBN 3-453-01351-4
Filme
- Der Elefantenmensch, US-amerikanisches Filmdrama aus dem Jahr 1980 (Regie: David Lynch).
- From Hell, US-amerikanischer Horrorthriller aus dem Jahr 2001 um die Morde von Jack the Ripper. Eine Nebenfigur wird von einem Doktoren „Joseph Merrick“ genannt. Aus dem Off ertönt daraufhin verbessernd: „John Merrick“, und der Arzt korrigiert sich. (Regie: Die Hughes-Brothers)
(Anm.: Merrick wurde in den Memoiren seines Arztes Frederick Treves „John“ genannt, damit seine Identität geschützt werden konnte.) - Der Gefallen, die Uhr und der sehr große Fisch, Komödie mit Jeff Goldblum.
Weblinks
- A BBC story about the results of DNA tests on Merrick's body
- Kurzbiographie von J. C. Merrick, engl.
- Täterdiskussion auf jacktheripper.de
- "The Elephant Man And Other Reminiscences": Vorlage von Sir Frederick Treves [1]
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