- Joseph Whitworth
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Sir Joseph Whitworth (* 21. Dezember 1803 in Stockport; † 22. Januar 1887 in Monte Carlo) war ein britischer Ingenieur und ist bekannt für sein bahnbrechendes Wirken zur Abkehr von handwerklichen Herstellungsmethoden hin zum industriell vorzuziehenden Austauschbau.
Whitworth hat lediglich bis zum vierzehnten Lebensjahr eine Schule besucht. Nach Arbeitsjahren in der Baumwollspinnerei seines Onkels und einer Mechanikertätigkeit in Manchester war er insgesamt acht Jahre lang in London bei den Firmen Maudslay, Holtzappfel und Clement beschäftigt. 1834 schließlich machte er sich mit einer Reparaturwerkstatt in Birmingham selbstständig.[1]
Whitworth befasste sich insbesondere mit Messtechnik und den Befestigungsgewinden. Eine der heute genormten Gewindeformen wurde nach ihm als Whitworth-Gewinde benannt. Des Weiteren erlangte der Schüler Henry Maudslays mit seinen konstruktiven Verbesserungen der damaligen Drehmaschinen weltweit Anerkennung. So führte er den Hohlguss und den automatischen Planzug auf dem Support ein. Ferner verkürzte er die Hauptzeit 1849 mit der sogenannten Mehrschnittbank, bei der mehrere Drehmeißel gleichzeitig ein Werkstück bearbeiten, und verbesserte sie für die Geschütz- und Gewehrherstellung zur Mehrstahlkopierdrehbank. Er baute 1835 seine erste Hobelmaschine, deren Verbesserungen gegenüber anderen Modellen jedoch gering ausfielen. Im gleichen Jahr ließ er eine Fräsmaschine patentieren, die dampfbetriebene Einzelantriebe aufwies und für die späteren Jahrzehnte zum Vorbild wurde. Schon 1837 setzte Whitworth Rundlehren mit festgelegten Über- und Untermaß für die Passung ein und stellte Kaliberlehren und Ringlehren mit feiner Abstufung her. Diese Normallehren fanden bald weite Verbreitung.[2]
Zur Verbesserung der Schussleistung von Feuerwaffen schlug Joseph Whitworth der britischen Armee 1853 das Prinzip des Polygonlaufes vor, anstatt durch Felder und Züge sollte das Geschoss durch das polygonale Innenprofil des Laufes in Rotation versetzt werden. Die britische Beschaffungsbehörde lehnte ab, Infanteriegewehre mit Polygonläufen wurden später im Amerikanischen Bürgerkrieg jedoch mit Erfolg von den Whitworth Sharpshooters eingesetzt.
Sein wichtigster Beitrag aber zur Geschichte der Technik: Whitworth gilt als Erfinder der Normung, Oberbegriff aller Beschreibung, die den Austauschbau möglich macht:
Beim Austauschbau werden die Einzelteile nicht mehr in probierender Beziehung zu den benachbarten Bauteilen aufeinander eingepasst wie in der handwerklichen Methode, sondern nach Zeichnung mit Maßen und technischer Toleranzen einzeln gefertigt, unter Umständen auch ohne Kenntnis der Nachbarteile. Statt des konkreten Teiles kann daher auch ein nach der gleichen Zeichnung gefertigtes gleichartiges anderes Teil montiert werden. Dadurch ist eine rationellere industrielle Fertigung und Montage möglich. Sie hängt jedoch von einer präzisen Beschreibung der Teile-Eigenschaften in Form von Zeichnungen und Stücklisten, von der Genauigkeit und Qualität der Bearbeitungsverfahren und -Maschinen, sowie von der Qualifikation der am Herstellprozess und den Prüfungen beteiligen Personen ab.
Whitworth war zweimal Präsident der Institution of Mechanical Engineers.
Weblinks
Commons: Joseph Whitworth – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Akos Paulinyi in: Probyläen Technik-Geschichte, Band 3, Mechanisierung und Maschinisierung. Neuausgabe des Ullstein-Verlages, Berlin 1997, ISBN 3-549-07112-4, S. 346
- ↑ Günter Spur: Vom Wandel der industriellen Welt durch Werkzeugmaschinen, eine kulturgeschichtliche Betrachtung der Fertigungstechnik. Carl Hanser Verlag, München Wien 1991, ISBN 3-446-16242-9, S. 174–181.
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