Juan Goytisolo

Juan Goytisolo
Juan Goytisolo (Berlin 2008)

Juan Goytisolo [xu̯an gɔi̯tiˈsɔlɔ] (* 5. Januar 1931 in Barcelona) ist ein spanischer Journalist und Schriftsteller. Er ist der Bruder der Schriftsteller José Agustín und Luis Goytisolo.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Juan Goytisolo wurde als Sohn einer wohlhabenden Familie geboren. Sieben Jahre nach seiner Geburt starb seine Mutter bei einem Bombenangriff im Verlauf des spanischen Bürgerkriegs, der zu der Zeit bereits zwei Jahre andauerte. Während des Franco-Regimes verbrachte er einen Großteil seines Lebens im selbst gewählten Exil in Frankreich ab 1956, wo er Vertreter des Nouveau Roman und der Gruppe Tel quel kennenlernte und sich vom großbürgerlichen Milieu der Familie distanzierte.

Juan Goytisolo besuchte seit 1939 ein Jesuitengymnasium und studierte von 1948 bis 1953 Jura, ohne das Studium jedoch abzuschließen. In dieser Zeit wandte er sich vom katholischen Glauben ab und schrieb noch im selben Jahr seinen ersten Roman, der allerdings unveröffentlicht blieb. Bis 1956 unternahm Goytisolo mehrere Reisen nach Paris, bevor er seinen Militärdienst begann. Um einer Lektoratstätigkeit bei Gallimard nachzugehen, zog er ein Jahr später nach Paris und setzte sich dort für die Verbreitung der spanischen Literatur in Frankreich ein. Von 1961 bis 1964 reiste er viel umher, so zum Beispiel nach Nordafrika, Kuba und in den Nahen Osten. Zwischen 1969 und 1975 unterrichtete er Literatur an der Universität von Kalifornien, Boston und New York. Bereits 1963 war Juan Goytisolo einer der erfolgreichsten Schriftsteller und ein aktiver Zeitungsschreiber im Ausland, woran sich kurze Zeit später eine Tätigkeit als freier Schriftsteller anschloss.

Juan Goytisolo hat sich mit seinen Romanen nicht nur als Literat einen Namen gemacht, sondern als kritischer, engagierter Geist auch vielfach zu politischen Themen in Form von Essays und Reportagen Stellung bezogen. Seine Bücher waren von 1963 bis zum Tod Francos in Spanien verboten. Goytisolo übt scharfe Kritik am traditionellen Spanienbild. Der Autor lebt in Marrakesch, direkt am Djemaa el Fna, einem Marktplatz, der in UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Goytisolo setzte sich maßgeblich für diese Entscheidung ein. Weiterhin lebt er in Frankreich und Spanien. Während des Jugoslawienkriegs hat er den Überlebenskampf der bosnischen Moslems von Sarajevo aus schreibend unterstützt.

Werke

Seine ersten Romane waren Juegos de manos (1954), und Duelo en el paraíso (1955), welche Tendenzen des sozialen Realismus der 50er Jahre aufzeigen. Die darauffolgenden Romane, El circo (1947), Fiestas (1958) und La resaca (1958), eine Trilogie, spiegeln ein anti-(spieß) bürgerliches Gedankengut wider, das sich auch in seinen Texten Problemas de la novela (1959) und Campos de Nijar (1960) wiederfindet.

Goytisolos Hauptwerk ist eine von Américo Castros (Spanien: Vision und Wirklichkeit, 1948/1953) Geschichtsbild beeinflusste Romantrilogie, bestehend aus den Romanen Señas de identidad (dt. Identitätszeichen, Suhrkamp 1978, ISBN 3-518-02942-8), Reivindicación del Conde don Julián (dt. Rückforderung des Conde don Julián, Suhrkamp 1976, ISBN 3-518-02941-X) und Juan sin Tierra (dt. Johann ohne Land, Suhrkamp 1981, ISBN 3-518-02943-6).

Señas de identidad aus dem Jahr 1966 ist eines der berühmtesten und bedeutendsten Werke der spanischen Literatur.

Weitere Werke Goytisolos waren El problema del Sahara (1979), Crónicas sarracinas (1981), Estambul otomano (1989) und der Roman Makbara (1979), die das Interesse Goytisolos am Maghreb und der arabischen Kultur belegen. Wie einen Wesenszug seiner eigenen Identität vereint der Schriftsteller Ironie und Humor, Eigenschaften, die in dem Roman Paisaje después de la batalla (1982) und in der Autobiografie Coto vedado (1985) vorkommen. Außerdem verfasste er Las virtudes del pájaro solitario (1988), La cuarentena (1991) und Las semanas del jardín (1988). Seine Zeitungsartikel wurden in Disidencias (1977) und Contracorrientes (1986) zusammengefasst.

Auszeichnungen

Literatur

  • Der ewige Nobelpreiskandidat. in: Welt kompakt, 6. Januar 2011, S. 10

Weblinks


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