- Judenstempel
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Der sogenannte Judenstempel war ein ab 1938 von den deutschen Behörden in deutschen Reisepässen angebrachter Stempel in Form eines roten „J“, mit dem der Passinhaber als Jude gekennzeichnet wurde.
Historische Bedeutung
Durch den J-Stempel konnten deutsche Juden bei einem Grenzübertritt viel einfacher identifiziert werden. Abhängig von den Einreisebestimmungen des Ziellandes konnte dies bedeuten, dass Juden die Einreise verwehrt wurde, wodurch diese aufgrund der Judenverfolgung unter den Nationalsozialisten in Lebensgefahr gerieten.
Die Erfindung des Judenstempels wurde lange der Schweiz (und insbesondere dem damaligen Chef der Fremdenpolizei Heinrich Rothmund) angelastet. Entsprechende Vorwürfe erhob Peter Rippmann in einem Artikel, der am 31. März 1954 in der Zeitschrift Der Schweizerische Beobachter erschien.[1] Neuere Forschungen zeigen allerdings, dass der J-Stempel zwar aufgrund eines Abkommens zwischen der Schweiz und Deutschland eingeführt wurde, dass dieser aber auf einen Vorschlag der deutschen Behörden zurückgeht, welche damit verhindern wollten, dass die Schweiz die Visumspflicht für sämtliche deutsche Staatsangehörige einführt.[2] Entsprechend relativierte auch der Beobachter 1998 seinen Vorwurf an die Schweizer Behörden.
Die Schweiz hat die Pässe von Schweizer Juden nicht speziell gekennzeichnet. Sie hat andererseits aber deutsche Juden nicht als politische Flüchtlinge anerkannt, und der Judenstempel hat mit dazu beigetragen, dass Juden während des Holocaust die Einreise in die Schweiz verwehrt wurde.
Literatur
- Die Schweiz und die Flüchtlinge zur Zeit des Nationalsozialismus: Überarbeitete und ergänzte Fassung des Zwischenberichts von 1999. Veröffentlichungen der Unabhängige Expertenkommission Schweiz – Zweiter Weltkrieg, Band 17. Chronos-Verlag. Zürich, 2001. ISBN 3-0340-0617-9.[3]
- Georg Kreis. Die Rückkehr des J-Stempels: Zur Geschichte einer schwierigen Vergangenheitsbewältigung. Chronos-Verlag. Zürich, 2000. ISBN 978-3-905313-34-5.[4]
- Georg Kreis. Der Pass mit dem Judenstempel: Eine Familiengeschichte in einem Stück Weltgeschichte 1925-1975. München 2001.
- Schriftliche Stellungnahme des Bundesrates vom 25. November 1998 auf die Interpellation von Maximilian Reimann vom 7. Oktober 1998.
- Carl Ludwig. Die Flüchtlingspolitik der Schweiz seit 1933 bis zur Gegenwart: Bericht an den Bundesrat zuhanden der eidgenössischen Räte. 1957.
Einzelnachweise
Kategorien:- Antisemitismus
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- Deutsches Reich (1933–1945)
- Schweiz im Zweiten Weltkrieg
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