- Jugendpsychiatrie
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Die Kinder- und Jugendpsychiatrie (eigentlich „Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie“) ist ein medizinisches Fachgebiet, das sich mit der Diagnostik, Therapie und Prävention der psychischen, psychosomatischen und neurologischen Krankheiten bei Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden befasst. Es steht somit an der Schnittstelle vieler mit Kindern und Jugendlichen und ihren Familien befassten Fachdisziplinen (wie z. B. der Pädiatrie, der Neuropädiatrie, der Sozial- oder Entwicklungspädiatrie, der allgemeinen Psychiatrie, der Psychotherapie, aber auch der Pädagogik).
Inhaltsverzeichnis
Aufgabengebiete
- Psychische Probleme nach akuten Belastungen oder nach unverarbeiteten Erlebnissen
- Aufmerksamkeitsprobleme, Teilleistungsstörungen, Leistungsversagen und Verhaltensschwierigkeiten in der Schule
- Entwicklungsauffälligkeiten in der Motorik, Sprache, Sauberkeitserziehung und emotionalen Entwicklung, auch im Zusammenhang mit Hirnfunktionsstörungen
- Psychosomatische Beschwerden und reaktive emotionale Probleme bei chronischen Erkrankungen
- Autismus, Psychosen, Epilepsien und neurologische Entwicklungsauffälligkeiten
- Sozialverhaltensschwierigkeiten, Auffälligkeiten in der sexuellen Entwicklung, Folgen von Misshandlung und Suchtprobleme
- Hilfe bei familiären Konflikten, bei Sorgerechts- und Umgangsregelungen, bei Fremdunterbringung und bei gerichtlichen Fragestellungen
Das Bild der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Öffentlichkeit
Das Bild der Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Öffentlichkeit ist geprägt von der Erkrankung AD(H)S und ihrer Behandlung mit Methylphenidat, welche als häufigste psychiatrische Erkrankung bei Kindern und Jugendlichen auch einen großen Teil der kinderpsychiatrischen Arbeit ausmacht und in mehr oder minder regelmäßigen Abständen das rege Interesse der Medien weckt. Doch spielen beispielsweise auch Autismus, Angst- und Persönlichkeitsstörungen und natürlich die sehr speziellen und variablen Probleme der Pubertät in der Kinder- und Jugendpsychiatrie eine große Rolle.
Der Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
Um nach einem absolvierten Medizinstudium in Deutschland als Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie tätig zu werden, bedarf es einer fünfjährigen Weiterbildungszeit, von der zwei Jahre im Stationsdienst abgeleistet werden müssen:
- 1 Jahr Pädiatrie oder Psychiatrie und Psychotherapie oder Psychosomatische Medizin, hierauf anrechenbar:
- 6 Monate Neurologie
- 4 Jahre Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, davon 2 Jahre Stationsdienst
Zur Anmeldung zur Facharztprüfung ist es nötig, u.a. lehrpsychotherapeutische Stunden sowie Teilnahme an Balint- und Supervisionsgruppen nachzuweisen.
Die Bezeichnung „Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie“ wurde 1993 im Zuge der neuen Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer eingeführt und löste den 1968 eingeführten Titel „Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie“ ab.
Statistiken
- Am 1. Januar 2005 waren in Deutschland 1236 Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie (und -psychotherapie) berufstätig, von denen 529 niedergelassen waren. [Quellen: Bundesärztekammer/KBV]
Literatur
- Castell, R., Nedoschill, J., Rupps, M., Bussiek, D.: Geschichte der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Deutschland in den Jahren 1937 bis 1961 , Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen 2003, 584 S., ISBN 3525461747
- Remschmidt, Helmut: Kinder- und Jugendpsychiatrie. Eine praktische Einführung, Stuttgart: Thieme Verlag, 3. Auflage 2005, ISBN 3135766039
Weblinks
- Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
- Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland
- [1] Weiterbildungsordnung zum FA Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
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