Gerhardt Nissen

Gerhardt Nissen

Gerhardt Nissen (* 21. September 1923 in Tondern, Dänemark, 1930 deutsche Staatsbürgerschaft) ist Mediziner und emeritierter Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Er gehört zu den ersten und bekanntesten Vertretern seines Faches in Deutschland und war mit Hubert Harbauer, Reinhart Lempp und Peter Strunk Autor des über Jahrzehnte führenden deutschen gleichnamigen Lehrbuches des Fachgebietes (1. Auflage 1971, 7. Auflage 1994).

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Studium der Medizin von 1944 bis 1950 in Wien und Kiel, dort Zweitstudium der Philosophie und Psychologie. Nach Promotion und Approbation von 1950 bis 1953 wissenschaftlicher Assistent am Pathologischen Institut der Universität Kiel und an Pädiatrischen und Internen Kliniken. 1953 bis 1963 in der Bremischen Landesnervenklinik Stationsarzt der „Kinderbeobachtungsstation“ und neurologischer und psychiatrischer Stationen. 1958 Oberarzt, 1961 Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie. 1963 bis 1978 Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Berlin-West. 1974 bis 1978 zusätzlich Ärztlicher Direktor des Humboldt-Krankenhauses in Berlin-West mit 15 Fachkliniken. 1971 Habilitation. 1973 apl. Professor an der Freien Universität und Lehrbeauftragter an der Pädagogischen Hochschule in Berlin-West. 1976 Ruf auf den Lehrstuhl der Universität Essen, den er nicht annahm; 1978 Ruf auf den Lehrstuhl der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, dem ersten dieser Fachdisziplin im Freistaat Bayern, wo er bis zu seiner Emeritierung 1991 wirkte. 1990 „Landesarzt für geistig und seelisch behinderte Kinder und Jugendliche“.

Zu den wissenschaftlichen Schwerpunkten von Nissen gehörten die Depressionen im Kindes- und Jugendalter, denen er 1971 die weltweit erste und weiterhin aktuelle Monographie widmete. Er ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften des In- und Auslandes.

  • „Allgemeine Ärztliche Gesellschaft für Psychotherapie“, 1995 im Vorstand
  • „Berufsverband Deutscher Kinder- und Jugendpsychiater“, Ehrenmitglied
  • Bundesärztekammer, von 1983 bis 1991 Mitglied im „Bundesausschuss „Psychiatrie, Psychotherapie und Psychohygiene“, 1970 „Senat für Ärztliche Fortbildung“
  • „Consilium Paedopsychiatricum Europaeicum“, gewähltes Mitglied
  • „Deutsche EEG-Gesellschaft“
  • Deutsche Forschungsgemeinschaft“ (DFG), 1979 Ersatzgutachter, von 1992 bis 1996 Fachgutachter für Psychiatrie, Psychosomatik und Kinder- und Jugendpsychiatrie
  • „Deutsche Gesellschaft für Geschichte der Nervenheilkunde“, 1990 Mitbegründer, von 1995 bis 2004 Vorsitzender
  • „Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie“, 1969 bis 1970 Schriftführer, 1971 bis 1979 Präsident
  • „Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde“, 1969 bis 1979 Beirat
  • „Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde" DGPPN
  • „Europaeum Paedopsychiatricum (CEP), seit 1976 gewähltes Mitglied
  • „European Society of Child and Adolescent Psychiatry“, 1984 bis 1992 Vizepräsident
  • „Gesamtverband Deutscher Nervenärzte“, dem 18 wissenschaftliche Gesellschaften und Berufsverbände angehörten, 1987 bis 1991 Präsident
  • Hermann Emminghaus-Preis“ für Forschung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie“, 1981 Gründer
  • „Institut für Psychotherapie“ in Berlin (West), von 1968 bis 1974 im Vorstand
  • „Instituto de Psiquiatrías de Lengua Española“, seit 2004 Vorstandsmitglied
  • „Komitee Sicherheit für das Kind“, München, 1981 Vorstandsmitglied
  • Kuratorium „Forschungspreis für Psychotherapie in der Medizin“, 1996 Stifter und seitdem Vorsitzender
  • Landesärztekammer Berlin (West), von 1967 bis 1969 Delegierter
  • „Nationales Komitee für Therapie und Prognose der Depression“ (PTD Deutschland), seit 1984 Mitglied
  • „Österreichische Arbeitsgemeinschaft für Neurologie und Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters“, Ehrenmitglied
  • „Psychotherapeutisches Kolleg Würzburg“, 1989 Gründer, Vorsitzender bis 2004, seit 2004 Ehrenvorsitzender
  • „Schweizerische Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie“, Ehrenmitglied
  • „Sociedad Espanola de Psicopatologia de la Expression“, Ehrenmitglied
  • Wilhelm-Sander-Stiftung“, München, von 1986 bis 1995 Forschungsgutachter

Schriften und Bücher

Insgesamt liegen mehrere hundert Publikationen vor, zu den deutschsprachigen Artikeln siehe Deutsche Nationalbibliothek (siehe Weblinks)

  • Lehrbuch der speziellen Kinder- und Jugendpsychiatrie; mit Harbauer, H (Eggers, Chr), Lempp, R und Strunk P. Berlin, Heidelberg New York: Springer. 1. Aufl. 1971, 7. Aufl. 1994
  • Depressive Syndrome im Kindes- und Jugendalter. Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1971
  • Psychopharmaka bei Verhaltensstörungen im Kindesalter. In: (Spiel, W. Hrsg): Die Therapien im Kindes- und Jugendalter. Wien: Egermann 1976
  • Psychopathologie des Kindesalters. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1977
  • Psychopharmakologie beim Kind. In: (Langer G. Heimann H, Hrsg): Psychopharmaka, Grundlagen und Therapie. Wien, New York: Springer 1983
  • Kinder- und jugendpsychiatrische Pharmakotherapie (mit Eggers, Ch und Martinius, J). Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1984
  • Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter (mit Trott, G E). Berlin, Heidelberg, New York: Springer 1995
  • Psychopharmaka im Kindes- und Jugendalter (mit Fritze, J und Trott, G E). 1. Aufl. Ulm: Fischer 1998; 2. Aufl. München: Elsevier 2004
  • Kulturgeschichte seelischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Stuttgart: Klett-Cotta 2005
  • Psychisch gestörte Kinder und Jugendliche gestern und heute. Persönliche Erinnerungen aus 60 Jahren. Gießen: Psychosozialverlag 2009
  • Trastornos psiquicos en la infancia y juventud. Compendio de psiquiatria infantil y juvenil. Barcelona: Editorial Herder 1991
  • Asesoramiento y Orientation para Padres. In: (Sacristan JR Hrsg.) Psicopatologia del Nino y del Adolescente. Universidad de Sevilla 1995

Auszeichnungen und Ehrungen

Weblinks


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