Juliane Hummel

Juliane Hummel

Juliana (nach anderen Quellen auch Juliane) Hummel (* 30. Dezember 1870[1] in Enzesfeld (Niederösterreich); † 2. Jänner 1900 in Wien) war eine österreichische Kindesmörderin.

Hummel war wenige Wochen vor ihrer Hinrichtung mit ihrem Mann zusammen wegen Mordes an der fünf Jahre alten Tochter Anna angeklagt worden und im Gegensatz zu ihm nicht begnadigt worden, weil es als erwiesen galt, dass sie, die wegen Kindesmisshandlung schon vorbestraft war, das Kind in Tötungsabsicht durch Nahrungsentzug, körperliche Misshandlungen wie Schläge und Anschleudern an harte Gegenstände, fortgesetzt misshandelt hatte, bis es durch zahlreiche Verletzungen, Unterernährung und an einer auf diese Misshandlungen zurückzuführenden Phlegmone der Kopf- und Gesichtshaut und einer wohl daraus resultierenden Blutvergiftung starb.

Der letzte öffentliche Vollzug der Todesstrafe an einer Frau hatte 1809 stattgefunden und somit war Hummel die erste Frau seit über 90 Jahren, die in Wien zu Tode verurteilt wurde. In der österreichisch-ungarischen Monarchie wurden zum Tode verurteilte Frauen fast immer begnadigt, da man diese kurioserweise für physisch zu wenig robust für die Vollstreckung von Todesurteilen hielt. Am 2. Januar 1900 wurde sie und ihr Mann im Wiener Landesgericht zu Tode verurteilt. Kaiser Franz Josef wollte im Sinne der österreichischen Tradition auch Juliana Hummel begnadigen, doch ein nie gekannter Proteststurm dagegen veranlasste ihn schließlich, nur den Mann zu begnadigen und das Todesurteil gegen Hummel zu belassen. Gefasst und bis zuletzt ihre Unschuld beteuernd, ging Hummel in den Tod.[2]

Die österreichische Justiz wies ein weiteres Kuriosum auf: Eine ganz eigene entwickelte Methode der Hinrichtung durch den Strang, das eine Mischung aus Strangulation und Hängen war. Das Opfer hing dabei an einem Pfahl nur wenige Zentimeter über dem Boden und sollte von den Scharfrichtern nach unten gezogen und so zu Tode stranguliert werden. Da damals nach dem Tod des Wiener Scharfrichters Selinger, noch kein fester Ersatz gefunden worden war, musste aushilfsweise sein Prager Kollege Wohlschläger einspringen. Henker Wohlschläger schien bei der Hinrichtung sehr aufgeregt und soll laut Berichten sogar gezittert haben, anscheinend weil Hummel die erste Frau war, die er hinrichten sollte. Die Hinrichtung wurde zum Desaster, weil Wohlschläger seine in Prag entwickelte Methode verwendete, für die der in Wien gebräuchliche Richtpflock aber ungeeignet war. Die Folge davon war ein 45-minütiger Todeskampf der Delinquentin. Der Gerichtskommission soll laut Bericht dabei übel geworden sein. Am 3. Januar 1900 berichteten die Salzburger Chronik und das Salzburger Tagblatt von der Hinrichtung der Tagelöhnerin.[3] Am Schädel Hummels wurden nach ihrem Tode Untersuchungen vorgenommen, um nach den Theorien von Cesare Lombroso und Franz Joseph Gall eine mögliche krankhafte Veränderung des Gehirns zu finden, die ihre Gewalttätigkeit erklären könnten. Im Raum 1 des Wiener Kriminalmuseums ist dieser bis heute ausgestellt.[4]

Einzelnachweise

  1. Egon Erwin Kisch: Gesammelte Werke in Einzelausgaben, Aufbau-Verlag, 1960, S. 23
  2. http://web.archive.org/web/20070324021241/http://www.sbg.ac.at/plus/plus_4_97/menschen/todstraffrauen.html
  3. http://www.geocities.com/epjacobs4/methode.htm
  4. http://www.bmi.gv.at/kriminalmuseum/kriminalmuseum_i.asp

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