Matriarchat

Matriarchat

Matriarchat bezeichnet einen Gesellschaftstyp, in dem alle sozialen und rechtlichen Beziehungen über die Abstammung der mütterlichen Linie organisiert sind, und die religiösen Vorstellungen auf eine Ahnfrau oder Urgöttin zurückgeführt werden. Auch eine Gesellschaftsordung, in der Frauen oder Mütter darüber hinaus exklusiv die politische Macht innehaben (herrschen), wird als Martiarchat bezeichnet.[1] Es wird dabei oft nicht unterschieden, ob die Stellung den Müttern oder Frauen allgemein zugeschrieben wird. Im populären Sprachgebrauch der Gegenwart wird unter Matriarchat eine Gesellschaftsordnung verstanden, die vorrangig von Frauen geprägt ist.[2] Es gibt jedoch keine wissenschaftlich allgemein anerkannte Definition von Matriarchat. Als Synonyme für matriarchal oder matriarchalisch sind gebräuchlich: mutterrechtlich und gynokratisch (Johann Jakob Bachofen), matrizentrisch oder matristisch (Wilhelm Reich, Humberto Maturana), matrifokal oder gylanisch (Riane Eisler). Davon abgegrenzt beschreiben die verwandtschaftsethnologischen Begriffe matrilinear, matrilokal und uxorilokal Abstammungs- und Wohnsitzregeln.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Der Terminus Matriarchat ist ein Kunstwort, das im deutschen Sprachraum erstmals Ende des 19. Jahrhunderts[3] auftauchte, in Anlehnung an die bis dahin gebräuchlichen Begriffe Mutterrecht und Gynaikokratie.[4] Es setzt sich zusammen aus lateinisch mater (Mutter) und altgriechisch archein (herrschen) oder auch arché (Beginn, Ursprung).

Geschichte

Die Anfänge der Theorien zu Matriarchaten entstammen rechtshistorischen und ethnologischen Beiträgen des 18. und des 19. Jahrhunderts.[5] Der historische Materialismus (aber auch schon Bachofen) verstehen das Matriachat als eine allgemeine und notwendige Stufe der Gesellschaften der Ur- und Frühgeschichte.[6] Im zwanzigsten Jahrhundert gehörten sie zum Bestand marxistisch orientierter Kulturwissenschaften.[7] Dabei wurden auch schwärmerische Elemente mit historischen Tatsachen verbunden, um einen Gegenentwurf zur patriarchalischen Struktur westlicher Industriegesellschaften zu gewinnen. Das Patriarchat wurde weitgehend für soziale Zustände und moralische sowie psychologische Haltungen und Zwänge verantwortlich gemacht und das Matriarchat dabei positiv als utopischer Urzustand der Gesellschaft oder abwertend als rückschrittliche Kulturstufe gedeutet.[8] Während fachwissenschaftlich der Rückgriff auf den Matriarchatsbegriff als ungeeignet für die Erforschung von sozialen Systemen und der ihnen innewohnenden Macht- und Geschlechterverhältnisse abgelehnt wird [9] [10], erfolgt seit Ende der 1970er-Jahre eine Aneignung durch Vertreter der essentialistischen Zweige des Second Wave-Feminismus. Sie gehen davon aus, dass das Matriarchat im besonderen eine Zeit der Ur- und Frühgeschichte war, in der vor allem Frauen kulturschöpferisch und -prägend waren, aber nicht geherrscht haben. Es ist weitgehender Forschungskonsens, dass „sich das Matriarchat als „Mutterherrschaft“ spiegelbildlich zum Patriarchat historisch nicht nachweisen läßt“[11]

Vorschläge zur Bestimmung des Matriarchatsbegriffs

In den Fachwissenschaften und auch in sonstigen Publikationen wurden und werden unterschiedlichste Präzisierungen des Begriffs „Matriarchat“ vorgeschlagen.

Johann Jakob Bachofen und in dessen Rezeption u.a. Friedrich Heiler[12] sahen als konstitutive Merkmale einerseits das Bestehen mutterrechtlicher Institutionen, andererseits

  • eine „hervorragende Stellung der Frau in Kult u[nd] Religion (z.B. als Ahnfrau, Seherin, Priesterin)“
  • „die Verehrung einer weibl[ichen] Gottheit“[13]

Birgit Heller umreisst den Matriarchatsbegriff wie folgt: „Gemeint ist meistens eine Ges[ellschafts]-Form, die durch die Dominanz der Mutter bzw. Frau gekennzeichnet ist, od[er] die Abstammungs- u[nd] Erbfolge nach der Mutter, die sich mehr od[er] weniger günstig auf die Stellung v[on] Frauen auswirkt.“[14]

Angela Schenkluhn schlägt vor, kulturwissenschaftliche Begriffe wie Matrilinearität, Matrilokalität oder Matrifokalität, die sich auf die Organisation von Verwandtschaftsbeziehungen beziehen, strikt zu trennen von Matriarchatsbegriffen, die sich demgegenüber auf einen bestimmten Gesellschaftstyp beziehen. Da für einen solchen Gesellschaftstyp des „Matriarchats“ bisher weder historische noch archäologische Evidenzen existierten, sollte der Matriarchatsbegriff verstanden werden als „sozialer Mythos innerhalb bestimmter ideologischer Systeme“.[15] Als Basiselemente wichtiger Theorien zu "Matriarchaten" macht sie aus:

  • eine dominierende Rolle der Frau in Gesellschaft und Politik ("Matriarchat" im engeren Sinne)
  • Bestimmung von Rechtsverhältnissen der Abstammung, Erbschaft, Familie und Wohnung durch die Mutterlinie ("Matrilinearität", "Matriarchat" [im weiteren Sinne])
  • Verehrung weiblicher Gottheiten in Religion und Mythologie[16]

Heide Göttner-Abendroth setzt die Existenz von Matriarchaten in Vergangenheit und Gegenwart als Vorannahme voraus[17] als von Frauen geschaffene und in allen Bereichen geprägte Gesellschaften mit "komplementärer Gleichheit", in denen die "Mutter als Prototyp" gelte, "denn vom mütterlichen Verhalten sind die tragenden Werte der Gesellschaft abgeleitet." [18] Diesen Gesellschaftstyp definiert sie auf vier Ebenen:

  1. Soziale Merkmale: Matrilinearität, Matrilokalität und Matri-Uxorilokalität. Biologische Vaterschaft ist neben der sozialen Vaterschaft zweitrangig.
  2. Politische Merkmale: Konsensdemokratie auf verschiedenen Ebenen (Sippenhaus, Dorf, Region). Delegierte agieren als Kommunikationsträger. Es handele sich um segmentäre Gesellschaften, die sich nach Sigrist durch das Fehlen einer Zentralinstanz auszeichnen. Abweichend dazu beschreibt Göttner-Abendroth Matriarchat auch als "[...] Herrschaft einer Stammmutter über die Sippe (= Clan = Dorfgemeinschaft) bzw. eines Priesterinnenkollegiums über einen theakratisch aufgefassten Stadtstaat oder einen Bund solcher Stadtstaaten." [19]
  3. Ökonomische Merkmale: Meist Garten- oder Ackerbau in Subsistenzwirtschaft. Kein Privateigentum. Die Frauen haben die Kontrolle über die wesentlichen Lebensgüter. Das Ideal ist Verteilung und Ausgleich und nicht Akkumulation. Dieser Ausgleich werde durch gemeinschaftliche Feste erreicht.
  4. Weltanschauliche Merkmale: Ahnenkult. Die Natur gilt als heilig. Die Erde als die Große Mutter ist die eine Urgöttin, die andere ist die kosmische Göttin als Schöpferin des Universums. Es handele sich um "sakrale Gesellschaften".

Kein Konsens besteht darin, ob es bei strenger Anwendung aller vorbenannter Kriterien derzeit Matriarchate gibt (bei Konversionenen zu Islam oder Christentum, Aufgeben der Clanhäuser und somit Abkehr von der Matrilokalität, Abkehr von Subsistenzwirtschaft etc.). Bei selektiver Anwendung einzelner Kriterien ist die Identifikation derart umschriebener Sozialformen unstrittiger. Fraglich ist, ob dann von einem "Matriarchat" gesprochen werden kann.

Rezente matrilineare Ethnien

alte Minangkabau-Frau
Mädchen der Tuareg

Der Terminus "Matrilinearität" beschreibt "die soziale Definition der Verwandtschaft und der daraus abgeleiteten individuellen Rechte und Pflichten, insbesondere auch der Erbansprüche, sowie der sozialen Gruppenzugehörigkeit nach der Deszendenz aus der mütterlichen Linie."[20] Der Terminus "Matrilokalität" beschreibt die soziale Norm, dass "Töchter im Hause ihrer Mutter" wohnen, "während die Söhne im Hause ihrer Ehefrauen bzw. deren Mutter wohnen".[21]

Gegenwärtig existieren auf allen außereuropäischen Kontinenten Völker (Ethnien) mit matrilinearem Abstammungssystem, von welchen einige zusätzlich die Matrilokalität praktizieren, darunter:

Aufgrund von Kolonisierung und Missionierung, wegen Interaktionsprozessen mit angrenzenden Nationen oder anderen gesellschaftlichen Prozessen weisen diese Ethnien allerdings nur noch selten alle Züge ihrer ursprünglichen Kultur auf.

  • Mit insgesamt über drei Millionen Menschen sind die Minangkabau auf Sumatra das größte bekannte matrilineare Volk der Welt. Ihre Strukturen und ihre gegenwärtige Situation sind gut belegt.[22] [23] [24]. Die Minangkabau sind Moslems, tradieren jedoch auch das Adat, ihr ungeschriebenes Gesetz, und integrieren dessen Regeln in ihren Alltag. Ursprünglich praktizierten sie matrilokale Wohnsitzregeln, heute jedoch sind Kernfamilien eine gängige Lebensform. In Indonesien gelten sie als ein Volk von hoher Bildung, Kultur, Weltoffenheit und großer Wirtschaftskraft.

Matrilinearität, Macht und Geschlechterverhältnis

Thronhocker der Luba (DR Kongo), Ende 19. Jh. (Linden-Museum, Stuttgart). Die den Thron tragende Frau symbolisiert das Prinzip der matrilinearen Abstammung, das die Gesellschaft „trägt“.

Das Verwandtschaftssystem sagt noch nichts über die politische Machtverteilung einer Kultur aus. Insbesondere lässt sich vom Befund matrilinearer Verwandtschaftsorganisation nicht darauf schließen, dass Frauen die alleinige politische Macht inne haben. In vielen Gesellschaften matrilinearer und matrilokaler Sozialform werden repräsentative Aufgaben außerhalb der Sippe von den Männern wahrgenommen.

Wenn weiblichen Häuptlingen oder Clan-Vorständen jeweils männliche gegenüberstehen, ergibt sich daraus ein allgemeines Prinzip der Ämterdoppelung. In Gesellschaften mit matrilinearem Verwandtschaftssystem ist es üblich, die Verantwortung für Ämter auf zwei Personen zu verteilen, die nicht selten denselben Aufgabenbereich zu betreuen haben (→Dyarchie). Wie Henry Lewis Morgan für die Irokesen feststellt, resultiert daraus ein Zwang zu Absprachen und zu einem regelmäßigen Wechsel der Führungsrolle.

Das Prinzip der Ämterteilung entspricht der Übereinkunft auf allen gesellschaftlichen Ebenen, wo sich jeweils reziproke Hälften gegenüberstehen. Das kann innerhalb einer Sippe oder eines Gefüges mehrerer Sippen sein, die sich untereinander als Geschwister verstehen. Solche dualen Institutionalisierungen sind eine Verwirklichungsform des Prinzips der Gegenseitigkeit, das auch anderen Institutionen zugrunde liegt.[25]

Historisches Matriarchat

Es gibt gegenwärtig gemäß weitestgehendem fachwissenschaftlichem Konsens zwar matrilineare und matrilokale Gesellschaften, es gibt aber keine anthropologischen oder archäologischen Belege für die Idee einer allgemeinen „matriarchalen Phase“ menschlicher Gesellschaften. Matrilinearität wird – beispielsweise von Sarah Blaffer Hrdy[26] - interpretiert als Effekt tribaler Hortikultur, wo Frauen das Land bewirteten, weshalb die Verwandtschaftslinie von der Mutter zur Tochter folgte.[27] Während ältere Publikationen versuchten, paläolithische Figuren heranzuziehen, um die Idee einer Existenz von Matriarchaten zu stützen, wird dieses Vorgehen seit Mitte des 20. Jahrhunderts[28] fachwissenschaftlich weithin als unhaltbar zurückgewiesen. Für weibliche Statuetten, wie sie aus vordynastischen Kulturen Ägyptens, dem neolithischen Kreta und griechischen Festland sowie dem prähistorischen Nahen Osten bekannt sind, gibt es insb. keine Belege einer religiösen Funktion.[29]

In der Ethnologie wird überwiegend davon ausgegangen, dass Gesellschaften mit Frauenherrschaft allenfalls als eine temporäre Ausnahmeerscheinungen existiert haben (siehe Amazonenvölker), nicht jedoch als stabile, dauerhafte Gesellschaftsform. Eine allgemeine matriarchale Frühgeschichte gab es gemäß überwiegender fachwissenschaftlicher Mehrheitsmeinung nicht. Von Fachwissenschaftlern wird zudem verneint, dass mit archäologischen Methoden überhaupt Aussagen dieser Reichweite über Gesellschaftsstrukturen zu gewinnen sind.[30] [31]

Als Reaktion darauf schlagen einige Autoren, die an der Matriarchatsidee festhalten, vor, eine komplexere Methodologie zu befolgen. Dabei sollen Fachdisziplinen wie Archäologie, Ethnologie, Religionswissenschaft, Volkskunde und "Oral History", Geschichte, Soziologie u. a. kombiniert werden. Mythen, Legenden und Märchen werden ebenfalls als Überreste einer matriarchalen Gesellschaftsordnung zu interpretieren versucht.[32]

Stefanie Knauß merkt dazu kritisch an, dass diese Matriarchatsforschung häufig aus dem Sammeln und Zusammenfügen von Mosaiksteinchen aus verschiedensten Quellen und Gesellschaften bestehe, und es fraglich bleibe, ob diese Quellen vergleichbar sind. "[…] aus einer Sammlung bunter Steine können schließlich sehr verschiedene Bilder entstehen. Dass in diesem Fall das Bild der idealen matriarchalen Gesellschaft entsteht, liegt […] an der Vorannahme, […] dass Matriarchate existierten und 'nur noch' im Detail beschrieben werden müssen."[33]

Für Matriarchatstheorien angeführte Kulturen

Fruchtbarer Halbmond
rekonstruiertes Haus in Catal Hüyük

Matriarchatstheoretiker der Gegenwart und Anhänger einer Bewegung, die Feminismus und eine auf Göttinnen ausgerichtete Spiritualität vereint, gehen davon aus, dass alle frühen menschlichen Gesellschaften, insbesondere diejenigen der neolithischen Ackerbauern, matriarchal gewesen seien.[34] Dies wird u.a. damit zu begründen versucht, dass archäologische Befunde aus dieser Zeit angeblich keine Anzeichen für die Dominanz des Mannes und für Gewalt, Krieg oder Klassenunterschiede ergaben.[35]. Seit den 1980er-Jahren sind jedoch vermehrt archäologische Befunde entdeckt worden, wie das Massaker von Talheim in Baden-Württemberg. [36], die dieses Bild gewaltfreier neolithischer Gesellschaften erschüttern. So weist die Prähistorikerin Eva-Maria Mertens anhand der Bandkeramiker nach, dass diese Kultur keine friedliche im Sinne der Matriarchatsanhänger war. [37]

Als historische Matriarchate, die ungefähr zwischen 10.000 und 3000 v.Chr. anzusiedeln seien, werden von Vertretern von Matriarchatstheorien diskutiert:

Im Widerspruch zum gegenteiligen Glauben bei manchen Anhängern des Neuheidentums (zum Beispiel Wicca) waren die Kelten, trotz teilweise höherer Stellung der Frauen als bei anderen Kulturen der Antike, eine eindeutig patriarchal geprägte Kultur.

Hypothesen zur Religion historischer Matriarchate

Prägend für viele Vertreter von Matriarchatsideen war die Idee eines Kults der Großen Göttin. Hypothesen zu Religion und Kult historischer Matriarchate hat nach den diesbezüglichen Hypothesen von Robert Graves, Marija Gimbutas u.a. Göttner-Abendroth vorgelegt.

Einzelnachweise

  1. E. W. Müller, Eintrag Mutterrecht in: Historisches Wörterbuch der Philosophie Bd. 6, S. 261
  2. Elke Hartmann: Zur Geschichte der Matriarchatsidee. Antrittsvorlesung 2. Februar 2004, Humboldt-Universität zu Berlin.
  3. Der niederländische Rechtsethnologe George Alexander Wilken hat den Terminus Matriarchat 1884 mit seinem Buch Das Matriarchat (Das Mutterrecht) bei den alten Arabern als Erster benutzt. Vergl. Meret Fehlmann: Die Rede vom Matriarchat (2011), S. 19
  4. Der Begriff Gynaikokratie von altgriechisch gynaikokratia (Frauenherrschaft) ist seit dem 4. Jahrhundert vor Christus nachweisbar. Vergl. Uwe Wesel: Der Mythos vom Matriarchat(1980), S. 35. Johann Jakob Bachofen benutzte die Begriffe Mutterrecht und Gynaikokratie ebenfalls.
  5. Die erste Beschreibung einer mutterrechtlichen Gesellschaft stammt von dem Irokesen-Missionar J. F. Lafitau: Moeurs des sauvages amér. comparées aux moeurs des premiers temps 1. 2 (Paris 1724). J. J. Bachofen: Das Matriarchat. Eine Untersuchung der Gynaikokratie der alten Welt (1861). stellt eine theoretisch-spekulative Rekonstruktion des Matriarchats in der Frühgeschichte des nahen Ostens dar. Vgl. E. W. Müller, Eintrag Mutterrecht in Historisches Wörterbuch der Philosophie Bd. 6, S. 261
  6. E. W. Müller, Eintrag Mutterrecht in: Historisches Wörterbuch der Philosophie Bd. 6, S. 261
  7. Vgl. etwa Franz Borkenau, Von der minoischen zur griechischen Kultur, in: ders.: Ende und Anfang, Stuttgart 1984 (Ursprünglich unter dem Titel Zwei Abhandlungen über griechische Mythologie in der Zeitschrift Psyche, April 1953)
  8. Vgl. Birgit Heller: Artikel Matriarchat, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 6, 1997, Sp. 1475: "Die M[atriarchat]-Kontroverse ist bis heute ideologisch überfrachtet u[nd] dient oft der Legitimierung gesellschaftl[icher] Machtverhältnisse".
  9. vergl. etwa Elke Hartmann: Zur Geschichte der Matriarchatsidee. Antrittsvorlesung (= Öffentliche Vorlesungen der Humboldt-Universität zu Berlin 133). Berlin 2004, 2. A. 2006
  10. vergl. etwa Ilse Lenz: Geschlechtssymmetrische Gesellschaften: Wo weder Frauen noch Männer herrschen. in: Ruth Becker; Beate Kortendiek: Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010, S.30 ff.
  11. Birgit Heller: Artikel Matriarchat, In: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 6, 1997, Sp. 1475. Ähnlich Gerda Lerner: The Creation of Patriarchy, Oxford University Press, New York 1986, ISBN 0-19-503996-3, S. 31.
  12. Friedrich Heiler: Die Frau in den Religionen der Menschheit. (= Theologische Bibliothek Töpelmann 33), De Gruyter , Berlin 1977.
  13. Birgit Heller: Artikel Matriarchat, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 6, 1997, Sp. 1475.
  14. Birgit Heller: Artikel Matriarchat, In: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 6, 1997, Sp. 1475.
  15. Angela Schenkluhn: Artikel Matriarchy / Patriarchy, in: Kocku von Stuckrad (Hg.): The Brill Dictionary of Religion, Brill, Leiden - Boston 2006, S. 1177-1179, hier 1177: „Concepts of matriarchy are radically distinguished here from notions of cultural science like 'matrilinearity,’ 'matrilocality,’ and 'matrifocality,’ which describe the organization of kinship in the 'succession of the mother.’ But since matriarchy ... as a societal type is thus far sufficiently evidenced neither historically nor archaeologically, the central consideration of the concept of matriarchy should become that of a social myth within certain ideological systems.“
  16. Angela Schenkluhn: Artikel Matriarchy / Patriarchy, in: Kocku von Stuckrad (Hg.): The Brill Dictionary of Religion, Brill, Leiden - Boston 2006, S. 1177-1179, hier 1177: "Dominant role of woman in society and politics (‘matriarchy’ in the strict sense)", "Descendancy, and inheritance, family, or domicile rights determined through the maternal line (‘matrilinearity,’ ‘matriarchy’)", "Veneration of female divinities in religion and mythology (‘mother deities’/ goddesses)".
  17. vergl. Heide Göttner-Abendroth: Die Göttin und ihr Heros. München 1980, S. 30
  18. H. Göttner-Abendroth: Moderne Matriarchatsforchung. Ihre Grundlagen und der heutige Stand. Vortrag am 13. Mai 2011, St. Gallen [1]
  19. vergl. Helga Laugsch: Der Matriarchatsdiskurs. München 2011, S. 201
  20. G. Wilhelm: Matrilinearität. B. Bei den Hethitern. in: Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie Bd. 7/7.-8. Lieferung, de Gruyter, Berlin u.a. 1990, S. 588-590, hier 588.
  21. G. Wilhelm: Matrilinearität. B. Bei den Hethitern. in: Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie Bd. 7/7.-8. Lieferung, de Gruyter, Berlin u.a. 1990, S. 588-590, hier 588.
  22. vergl. Peggy Reeves Sanday: Women at the Center. Life in a Modern Matriarchy, Cornell University Press, Ithaca, New York 2002
  23. Franz v. Benda-Beckmann: Struggles over communal property rights and law in Minangkabau, West Sumatra, Max Planck Institute for Social Anthropology. 2004, Working Papers No. 64
  24. Jannic Wöhrle: Adat und Islam in Indonesien. Spezifika des indonesischen Familienrechts sowie das Beispiel der Minangkabau als regionale Variante islamischer Familienstrukturen. München, Grin Verlag, 2011
  25. vgl. hierzu Lévi-Strauss' elementare Strukturen der Verwandtschaft
  26. S. B. Hrdy: The sex that never woived, Harvard University Press, Cambridge 1981.
  27. Russell Dale Guthrie: The nature of Paleolithic art, University of Chicago Press, London 2005, S. 368 (einsehbar bei Google Books) mit Bezug auf Hrdy 1981 und S. Goldberg: The erosion of the social sciences, in: K. Washburn, J. F. Thornton (Hgg.): Dumbing Down, W.W. Norton, New York 1996, 97-113.
  28. V. G. Childe: Social organzisation, Watts, London 1951; angeführt bei Russell Dale Guthrie: The nature of Paleolithic art, University of Chicago Press, London 2005, 368 (einsehbar bei Google Books).
  29. Russell Dale Guthrie: The nature of Paleolithic art, University of Chicago Press, London 2005, S. 368f (einsehbar bei Google Books) mit Bezug auf Peter Ucko: Anthropomorphic figurines of predynastic Egypt and neolithic Crete with comparative material from the prehistoric Near East and mainland Greece, London 1968. Vgl. auch Mary M. Voigt: Çatal Höyük in context: Ritual at early Neolithic sites in Central and eastern Turkey, in: Ian Kuijt (Hrsg.): Life in Neolithic farming communities: social organization, identity, and differentiation. Plenum, New York 2000, S. 253-293.
  30. vgl. Brigitte Röder, Juliane Hummel, Brigitta Kunz: Göttinnendämmerung. Das Matriarchat aus archäologischer Sicht Droemer Knaur, München 1996, ISBN 3426268876
  31. Stefanie Knauß: Heide Göttner-Abendroth (geb. 1941). Eine kritische Vorstellung der Klassikerin der Matriarchatforschung, in: A.-K. Höpflinger, A. Jeffers, D. Pezzoli-Olgiati (Hgg.): Handbuch Gender und Religion, UTB / Vandenhoeck & Ruprecht, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8252-3062-3, S. 100. ([2] teilweise einsehbar bei Libreka)
  32. vgl. Heide Göttner-Abendroth: Die Göttin und ihre Heros, München 1984
  33. Stefanie Knauß: Heide Göttner-Abendroth (geb. 1941). Eine kritische Vorstellung der Klassikerin der Matriarchatforschung, in: A.-K. Höpflinger, A. Jeffers, D. Pezzoli-Olgiati (Hgg.): Handbuch Gender und Religion, UTB / Vandenhoeck & Ruprecht, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8252-3062-3, S. 100
  34. "Diese Überzeugung speist sich [...] aus archäologischen Werken, die [... ] nicht mehr den neuesten wissenschaftlichen Stand abbildeten und davon zeugten, dass eine Reihe großer Namen, vor allem der englischsprachigen Archäologie (bspw. Jacquetta Hawkes, James Mellaart, Marija Gimbutas) nicht nur mit streng wissenschaftlichen Werken hervortrat, sondern auch Bücher publizierte, die sich an ein weiteres Publikum richteten. Hierdurch wurde die Vorstellung der matriarchalen Vorzeit popularisiert." Meret Fehlmann: Die Rede vom Matriarchat. Zur Gebrauchsgeschichte eines Arguments. Dissertation, Chronos Verlag, Zürich 2011, S. 135 ff.
  35. vgl. James deMeo: Update on Saharasia, 1998
  36. Ursula Eisenhauer: Jüngerbandkeramische Residenzregeln. Patrilokalität in Talheim. In: Jörg Eckert, Ursula Eisenhauer, Andreas Zimmermann (Hrsg.): Archäologische Perspektiven. Analysen und Interpretationen im Wandel. Festschrift für Jens Lüning zum 65. Geburtstag. Leidorf, Rahden Westf. 2003, S.562–573, ISBN 3896464000.
  37. Eva-Maria Mertens: Der Mythos vom friedlichen Matriarchat. In: Antje Hilbig / Claudia Kajatin / Ingrid Miethe (Hrsg.): Frauen und Gewalt. Interdisziplinäre Untersuchungen zu geschlechtsgebundener Gewalt in Theorie und Praxis, Königshausen & Neumann, Würzburg 2003, S. 33–46. (einsehbar[3] bei Google Books)

Siehe auch

Literatur

  • Ernest Bornemann: Das Patriarchat, Fischer, Frankfurt am Main 1991 (Erstauflage 1975), ISBN 3-596-23416-6.
  • Carol B. Duncan: Matriarchy and Patriarchy, in: William H. McNeill u.a. (Hgg.): Berkshire Encyclopedia Of World History, Bd. 3, Berkshire Publishing Group, Great Barrington, Massachusetts 2005, S. 1218-1223.
  • Lucy Goodison, Christine Morris (Hgg.): Ancient Goddesses. The Myths and the Evidence. University of Wisconsin Press / British Museum Press, Madison 1999, ISBN 0-299-16320-2.
    • Mary R. Lefkowitz: Review, in: Bryn Mawr Classical Review 10/03 (1999).
  • Heide Göttner-Abendroth, Kurt Derungs: Matriarchate als herrschaftsfreie Gesellschaften. Edition Amalia 1997, ISBN 3-905581-01-9.
  • Heide Göttner-Abendroth: Das Matriarchat II.1. Stammesgesellschaften in Ostasien, Indonesien, Ozeanien. 2. ergänzte Auflage, Kohlhammer, Stuttgart 1999, ISBN 3-17-014995-4.
  • Heide Göttner-Abendroth: Das Matriarchat II.2. Stammesgesellschaften in Amerika, Indien, Afrika. Kohlhammer, Stuttgart 2000, ISBN 3-17-010568-x.
  • Heide Göttner-Abendroth (Hg.): Matriarchat in Südchina – Eine Forschungsreise zu den Mosuo; Kohlhammer Verlag, Stuttgart, Berlin, Köln 1998, ISBN 3-17-014006-X
  • Janet Alison Hoskins: Artikel Matriarchy, in: M. C. Horowitz (Hg.): New Dictionary of the History of Ideas, Bd. 4, Routledge, London, UK / New York, NY 2004 / Thomson Gale 2005, S. 1384-1389. (online einsehbar, verlinkt der erste Unterabschnitt, weitere Abschnitt über "next" erreichbar)
  • Ernst Kornemann: Artikel Mutterrecht, in: Pauly-Wissowa, Supplementband VI, Metzler, Stuttgart 1935, Sp. 557-571.
  • Lars Lambrecht / Karl Hermann Tjaden / Margarete Tjaden-Steinhauer: Gesellschaft von Olduvai bis Uruk, Verlag Jenior und Pressler, Kassel 1998, ISBN 3-928172-82-4
  • Claude Lévi-Strauss: Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1993 (Erstauflage 1949), ISBN 3-518-28644-7.
  • Claude Meillassoux: Die wilden Früchte der Frau. Syndikat, Frankfurt am Main 1976, ISBN 3-8108-0010-4.
  • Wilhelm Emil Mühlmann, Ernst Wilhelm Müller: Artikel Mutterrecht. In: W. Bernsdorf (Hrsg.): Wörterbuch der Soziologie. Enke, Stuttgart 2. A. 1969, S. S. 727–729.
  • Yang Erche Namu, Christine Mathieu: Das Land der Töchter – eine Kindheit bei den Moso, wo die Welt den Frauen gehört. 2. Auflage, Ullstein, München 2008, ISBN 978-3-548-25959-8.
  • Walter Pötscher: Artikel Mutterrecht, in: Der Kleine Pauly, Band 3, Stuttgart 1969, Sp. 1499-1501.
  • Cäcilia Rentmeister: Frauenwelten - Männerwelten, Leske+Budrich, Opladen 1985, ISBN 3-8100-0474-x. Volltext zum Download [4]
  • W. H. R. Rivers: Mother-right, in: James Hastings (Hg.): Encyclopaedia of Religion and Ethics, T. & T. Clark, Edinburgh / Charles Scribner's Sons, New York 1915, Bd. 8, 851-859, Digitalisat bei archive.org.
  • Brigitte Röder, Juliane Hummel, Brigitta Kunz (Hgg.): Göttinnendämmerung. Das Matriarchat aus archäologischer Sicht. Droemer Knaur, München 1996. ISBN 3-426-26887-6
  • David Schneider, Kathleen Gough (Hgg.): Matrilineal Kinship, University of California Press, Berkeley 1961.
  • Beate Wagner-Hasel (Hg.): Matriarchatstheorien der Altertumswissenschaft. Wege der Forschung Bd. 561. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1992, ISBN 3-534-01496-0.
  • Beate Wagner-Hasel: Matriarchat, in: Rolf Wilhelm Bednich (Hg.): Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur historischen und vergleichenden Erzählforschung, Walter de Gruyter, Berlin - New York 1997, Band 9 / Lieferung 1, Sp. 407-415.
  • Beate Wagner-Hasel: Matriarchat. in: Manfred Landfester (Hg.): Der Neue Pauly, J. B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2001, Bd. 15: Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte, Sp. 321-329.
  • George Alexander Wilken: Das Matriarchat (das Mutterrecht) bei den alten Arabern, Otto Schulze, Leipzig 1884. (Digitalisat ULB Sachsen-Anhalt)

Weblinks


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Synonyme:

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