- Julius Maggi
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Julius Michael Johannes Maggi [ˈmadʒi] (* 9. Oktober 1846 in Frauenfeld; † 19. Oktober 1912 in Küsnacht) war als Gründer der Firma Maggi und Erfinder der Maggi-Würze einer der Pioniere der industriellen Lebensmittelproduktion. Er betrieb früh intensive Markenwerbung und war in diesem Zusammenhang vorübergehend Arbeitgeber des später berühmten Dramatikers Frank Wedekind. Die handschriftlichen Originale der Werbetexte, die Wedekind 1886 bis 1887 für Maggi geschrieben hat, befinden sich in einer Sondersammlung der Aargauer Kantonsbibliothek.
Julius Maggi war der Sohn von Michael Maggi. Julius Maggi war zweimal verheiratet, er hatte vier Töchter und zwei Söhne.
Wirken als Unternehmer
Maggi war das jüngste von fünf Kindern eines italienischen Einwanderers aus der Lombardei, der es als Mühlenbesitzer und Geschäftsmann in der Schweiz zu Wohlstand und Ansehen gebracht hatte (deshalb die italienische Aussprache ˈmadʒi des Familiennamens). Nach unruhigen Jugendjahren mit häufigen Schulwechseln und einer vorzeitig abgebrochenen kaufmännischen Lehre in Basel besuchte er die Rekrutenschule der Schweizer Kavallerie. Von 1867 bis 1869 arbeitete er – zunächst als Praktikant, schliesslich als Vizedirektor – bei der Ersten Ofen-Pester Dampfmühle AG in Budapest. 1869 übernahm er von seinem Vater die Hammermühle im Kempttal bei Winterthur (heute zu Lindau ZH gehörig). In den folgenden Jahren erwarb die Familie weitere Mühlen und Gemüseanbaubetriebe in der Schweiz. Das waren inzwischen nicht mehr handwerkliche Traditionsbetriebe, sondern halbindustrielle Unternehmen.
Für die Branche der Müller hatten kritische Jahre begonnen. Technische Neuerungen brachten erhöhte Produktivität auf einem begrenzten Markt, und auch zunehmender Importhandel verstärkte den Konkurrenzdruck; Firmenpleiten waren keine Seltenheit. Die Firma Maggi – seit 1872 hiess sie Julius Maggi & Cie, einige Teilhaber hatten zusätzliches Kapital eingebracht – durfte sich nicht länger ausschliesslich auf die Herstellung und den Handel von Getreidemehlen verlassen, wenn sie überleben wollte. Die besonderen sozialpolitischen Bedingungen jener Zeit eröffneten schliesslich einen Weg zu neuen Produkten und neuen Märkten.
In den 1890er Jahren hatte Maggi seine unternehmerischen Ziele im Wesentlichen erreicht. Fabriken und Niederlassungen in der Schweiz, im europäischen Ausland und in den USA produzierten und verkauften mit grossem Erfolg und machten die Marke Maggi weltweit bekannt. Vor diesem Hintergrund konnte Julius in seinen Betrieben eine Reihe von Sozialmassnahmen einführen, die damals noch selten waren: neben anderen Regelungen liess er seit 1892 Arbeiterwohnungen bauen, gründete 1895 eine Betriebskrankenkasse, führte 1906 den freien Samstagnachmittag ein, 1907 wurde eine Arbeiterkommission gebildet, die 1914 den Abschluss eines Gesamtarbeitsvertrages erreichte. Julius Maggi verlegte 1901 seinen Arbeitsplatz nach Paris und gründete 1903 die Société Laitière Maggi, eine Firma für den Vertrieb von Frischmilch en gros, deren Umsatz bald den der eigentlichen Maggi-Produkte übertraf.
Während einer Arbeitssitzung erlitt er einen Schlaganfall, er starb an den Folgen am 19. Oktober 1912. Kurz nach seinem Tod wurde die Firma, die seinen Namen trug, in eine Holdinggesellschaft umgewandelt, später in Alimenta AG umbenannt und in einer Fusion 1947 mit der heutigen Nestlé AG verschmolzen.
Literatur
- Hartmut Vincon (Hrsg.): Frank Wedekinds Maggi-Zeit. Verlag Jürgen Häusser, Darmstadt 1995, ISBN 3-927902-71-3.
- Alex Capus: Patriarchen: Zehn Portraits. Albrecht Knaus Verlag, München 2006, ISBN 3-8135-0273-2.
Weblinks
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