- Jungfernhöhle
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Jungfernhöhle Eingang der Jungfernhöhle
Lage: Fränkische Schweiz, Deutschland Geographische Lage: 49° 55′ 12″ N, 11° 5′ 17″ O49.9211.088055555556Koordinaten: 49° 55′ 12″ N, 11° 5′ 17″ O Typ: Karsthöhle Entdeckung: 1951 Gesamtlänge: 7 Meter Die Jungfernhöhle ist unter anderem ein neolithischer Kultplatz der Bandkeramiker und liegt im Hofbauernholz zwischen den Dörfern Tiefenellern, Herzogenreuth und Laibarös im Landkreis Bamberg unweit des westlichen Abbruchs der nördlichen Frankenalb und ist nach Westen geöffnet.
Inhaltsverzeichnis
Entdeckung
Die Entdeckung der Höhle erfolgte 1951 durch den Schatzsucher Georg Engert.
Beschreibung
Die Höhle ist nur 9 m breit, 3 m hoch und 7 m lang. Damit handelt es sich um eine sehr kleine Höhle mit einem nur 3,50 m breiten und 1,25 m hohen Portal sowie einem steil nach unten führenden Schacht. Der einzige Raum ist unregelmäßig geformt mit einigen kleineren Seitenspalten. Ausgrabungen erbrachten die Belege der Nutzung der Höhle durch vier jungsteinzeitliche und beinahe alle nachfolgenden Kulturen. Der Name Jungfernhöhle rührt daher, dass sich bei Ausgrabungen überwiegend die Überreste von weiblichen Personen fanden. Zudem ist der Name an eine lokale Sage von den drei Jungfern angelehnt. Diese drei Jungfern sollen einst in der Höhle gewohnt haben. Sie hatten keine Köpfe und wurden nach der Sage in der Höhle umgebracht.
Ausgrabungen
In den Jahren von 1951 bis 1954 führte Otto Kunkel, bis 1945 Museumsleiter in Stettin, für das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in dem Waldgebiet umfangreiche Grabungen durch und fand dort:
- Bandkeramik-Gefäße sowie als Essstäbchen interpretierte Knochenstäbchen aus der Jungsteinzeit.
- Skelett- und Schädelreste von mind. 40 Menschen: 10-11 Erwachsene (darunter 9 zumeist jüngere Frauen), 4-5 Jugendliche sowie 23 Säuglinge und Kinder. Eine Radiokohlenstoffdatierung ergab ein Alter von 6.150 +/- 65 Jahren.
Skelettfunde
Am meisten Rätsel gaben die mindestens 40 Skelettfunde der Bandkeramik auf. Die meist weiblichen Skelette (mind. 29 waren Kinder unter 14 Jahren) waren alle unvollständig. Es konnte sich also um keine Begräbnisstätte handeln, da die Skelette überdies auch noch verstreut lagen. Alle Schädel waren zertrümmert und einige Röhrenknochen zersplittert, wobei eine Entnahme des Knochenmarks vermutet wurde. In den Kiefern fehlten Zähne. Zudem wurde die Höhle im Mittel- und Jungneolithikum, in der Bronze-, Hallstatt- und Latènezeit sowie noch im Mittelalter als Opfergrube genutzt. Jörg Orschiedt konnte inzwischen durch detaillierte Untersuchen nachweisen, dass hier weniger Kannibalismus als ein spezielles Totenritual anzunehmen ist (vgl. auch Herxheim). Schnitt- oder Feuerspuren konnten an den Knochen nicht nachgewiesen werden. Das Fehlen der Frontzähne wurde durch natürliche Prozesse verursacht.[1]
Tradierung
Als besonders bedeutend wird die Tatsache angesehen, dass noch vor der Entdeckung der menschlichen Überreste 1958 lokale Sagen über umherspukende kopflose Jungfrauen im Bereich der Höhle nachgewiesen werden konnten[2]. Daraus lässt sich ableiten, dass das Wissen um das Opferungsritual ca. 6150 Jahre mündlich tradiert wurde.[3]
Umgebung
- Das heutige Gedenkkreuz stand als Flurkreuz, genannt Schwarzes Kreuz, schon lange vor der Entdeckung der Jungfernhöhle an seinem Ort. Die Umwidmung dieses Feldkreuzes zu einem Gedenkkreuz der Opfer der Jungfernhöhle erfolgte erst in den 1980er Jahren.
- Etwa 120 Meter westlich der Höhle ist ein ungefähr 120×80 Meter großer, felsiger Geländesporn durch einen umlaufenden Steinwall unbekannter Zeitstellung befestigt (Ringwall im Hofbauernholz). Im Osten verengt sich das Gelände gegen die Hochfläche auf ungefähr 25 Meter. Eine dort sicherlich ehemals vorhandene Abschnittsbefestigung wurde im Mittelalter überbaut. Den vorgeschichtlichen Ursprung der Anlage belegen einige frühlatènezeitliche Scherbenfunde und eine Dolchklinge der frühen Bronzezeit. Die Wehranlage liegt ca. 100 Höhenmeter über dem Tal und wird im Norden, Westen und Süden durch Steilhänge geschützt.
Einzelnachweise
- ↑ Andreas Tillmann: Die Jungfernhöhle In: Sommer, C. Sebastian (Hrsg.): Archäologie in Bayern - Fenster zur Vergangenheit. Pustet, Regensburg 2006, ISBN 3-7917-2002-3 S. 62
- ↑ Herrmann, F. (1980): Höhlen der Fränkischen und Hersbrucker Schweiz. - 167 S.; Regensburg (Pustet)
- ↑ Reiser, R. (1984): Die Kelten in Bayern. Rosenheim (Rosenheimer)
Literatur
- Rainer Hofmann (Bearb.): Fränkische Schweiz. Theiss, Stuttgart 1990, ISBN 3-8062-0586-8, (Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland 20).
- Otto Kunkel: Die Jungfernhöhle bei Tiefenellern. Eine neolithische Kultstätte auf dem Fränkischen Jura bei Bamberg. Beck, München 1955, (Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 5).
- Jörg Orschiedt: Die Jungfernhöhle bei Tiefenellern. Eine Neuinterpretation. In: 133. Bericht des Historischen Vereines Bamberg 1997, S. 185–198.
Siehe auch
Commons: Jungfernhöhle – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWeblinks
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