- Jurate und Kastytis
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Jūratė und Kastytis ist eine litauische Legende. Literarisch fixiert wurde sie erstmals 1842 durch Liudvikas Adomas Jucevičius. Seither wurde sie vielfach adaptiert - in Form von modernen Gedichten, Balletten und sogar Rock-Opern.
Die Erzählung
Die Geschichte ist von Version zu Version sehr unterschiedlich. Die grundlegenden Fakten aber sind dieselben. Die Göttin Jūratė (in einigen Geschichten "Meerjungfrau" genannt), deren Name auf dem litauischen Wort jūra für Meer beruht) lebte tief in der Ostsee in einem wunderschönen Bernsteinschloss. Sie regierte das Meer und all seine Bewohner. Ein junger Fischer mit dem Namen Kastytis störte diesen Frieden, als er sehr viele Fische fing. Jūratė beschloss, ihn zu bestrafen und den Frieden wiederherzustellen, verliebte sich aber in den gutaussehenden jungen Mann. Sie lebten eine Weile lang glücklich im Bernsteinschloss, aber Perkūnas, der Donnergott der litauischen Mythologie, erfuhr, dass die unsterbliche Göttin sich in einen Sterblichen verliebt hatte. Er tobte vor Wut und zerstörte das Bernsteinschloss mit einem Blitz, sodass nur Millionen kleiner Bernsteinstückchen übrigblieben. Jūratė ließ er am Meeresgrund entweder an die Ruinen oder einen Fels ketten. Laut der Legende ist dies der Grund für die Bernsteinstückchen, die noch heute nach einem Sturm an die Strände der baltischen Länder gespült werden.
Andere Versionen erzählen, dass Jūratė Kastytis gerettet habe, als er in einem Sturm zu ertrinken drohte, dass Kastytis später von dem wütenden Perkūnas getötet wurde und dass Jūratė den Tod ihres Liebhabers bis heute beweint. Nach diesen Versionen sind es ihre Tränen, die zu Bernsteinstückchen gehärtet an Land gespült werden, und dass man in Sturmzeiten noch heute ihr Weinen hören kann. Einige Versionen präzisieren, dass Kastytis aus dem kleinen Fischerdorf Šventoji nördlich von Palanga stammte.
Kulturelle Bedeutung
Der Kern der Erzählung liegt in Varianten in Texten verschiedener Gattungen vor. Bekannt sind das Märchen "Eglė, die Königin der Nattern" (litauisch: Eglė žalčių karalienė) sowie "Jūratė und Kastytis". Beide enthalten neben der romantisierten Darstellung auch Elemente der litauischen Mythologie, insbesondere eine ätiologische Komponente. Bis heute sind sowohl Eglė als auch Jūratė populäre weibliche Vornamen in Litauen.
Die Legende inspirierte viele Künstler. 1920 schuf der litauische Poet Maironis eine Ballade zu Ehren der Liebenden. Dass die Legende heute unter Litauern jedes Alters so bekannt ist, ist zu großen Teilen ein Verdienst dieser Ballade. Holzschnitte von Vaclovas Rataiskis-Ratas, die er für die Ballade schuf, gewannen 1937 Preise in einer internationalen Ausstellung in Paris. 1933 wurde ein Ballett über die Legende uraufgeführt. 1955 wurde eine Oper (die ihre Premiere 1972 in Chicago hatte, wo zahlreiche Exil-Litauer leben) und ein Theaterstück geschaffen. Anlässlich des 750-jährigen Stadtjubiläums von Klaipėda (früher Memel) wurde 2002 eine Rock-Oper über Jūratė und Kastytis aufgeführt, in der mehrere nationale Stars mitwirkten und die ein großer Erfolg wurde.
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