- Meerjungfrau
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Eine Meerjungfrau, auch Seejungfrau oder Fischweib, ist ein weibliches Fabelwesen, das den Legenden und dem Aberglauben nach im Meer oder anderen Gewässern lebt.
Inhaltsverzeichnis
Wesen
Charakteristisches Merkmal der Meerjungfrau ist ihre Erlösungsbedürftigkeit. Meist handelt es sich um ein seelenloses oder verdammtes Wesen, das nur durch die Liebe eines menschlichen Gemahls von seinem Schicksal befreit werden kann.
Schwer abzugrenzen ist die Meerjungfrau von ähnlichen Wesen
- Wasserfrauen (Aspekt der Mütterlichkeit bzw. der Liebe)
- Nixen/Sirenen (Aspekt der Bedrohung bzw. Verführung)
Bei zahlreichen Wasserwesen ist eine eindeutige Zuordnung zu einer der Kategorien nicht möglich (z. B. „Die schöne Lau“ von Eduard Mörike). Zudem werden gerade in neuerer Zeit die genannten Begriffe häufig verwechselt – falls es überhaupt jemals eine klare Trennung gab – und wie Synonyme verwendet.
Wie alle weiblichen Wasserwesen ist die Meerjungfrau in der tiefenpsychologischen Deutung eine Form des Mutterarchetyps, einer Ausprägung der so genannte Anima (vgl. Carl Gustav Jung). Anders als insbesondere bei den schützenden Wasserfrauen und den bedrohlichen Nixen kommt bei der Meerjungfrau aber eher der Aspekt des schutz- und erlösungsbedürftigen Weibchens zum Ausdruck.
Gestalt
Ihre äußere Gestalt teilen die Meerjungfrauen mit den bereits genannten anderen weiblichen Wasserwesen. Ihre schönen jungen Körper sind nur in der oberen Hälfte menschlich, die untere Hälfte (meist ab der Hüfte) wird als mit Schuppen bedeckter Fischschwanz beschrieben. Auf den meisten Abbildungen ist die Schwanzflosse aber keine senkrechte Fischflosse, sondern eine waagerechte Fluke wie bei den Meeressäugern. Ihre Haare können grün schimmern oder ganz und gar grün sein.
Die Beschreibung geht auf die Eindrücke von Seefahrern zurück, die schöne junge Frauen gesehen haben wollen, die sich bei gutem Wetter auf Klippen sonnen. Möglicherweise sind viele dieser Sichtungen damit zu erklären, dass Seekühe oder andere Tiere von den Seeleuten für Meerjungfrauen gehalten wurden.
Bekannte Meerjungfrauen
Älteste Vertreterin des Typus ist Undine, ein weiblich-jungfräulicher Wassergeist, der erst nach Vermählung mit einem Menschenmann eine Seele bekommt. Sie taucht erstmals in Schriften des frühen 14. Jahrhunderts auf.
Abgewandelt wird das Motiv bei Melusine, einer dem schwäbischen Raum entstammenden Volkssage. Die Seejungfrau wandelt an sechs Wochentagen als Menschenfrau umher und erlangt nur an Samstagen ihre ursprüngliche Gestalt. Die Neugierde ihres menschlichen Gatten verhindert ihre Erlösung.
Darüber hinaus tauchen Seejungfrauen insbesondere in den Märchen/Sagen Die Wasserjungfer und Die Grüne Jungfer (beide Harz) sowie Die schöne Brunnenfrau (Lothringen) auf. Besondere Bedeutung kommt insofern der Sage vom Stauffenberger (Schwarzwald) zu, die unter anderem Paracelsus in seinem liber de nymphis aus dem 16. Jahrhundert und Achim von Arnim in Des Knaben Wunderhorn von 1808 aufgreifen.
In der Jugendserie H2O – Plötzlich Meerjungfrau mutieren drei australische Mädchen bei Wasserkontakt zu Meerjungfrauen.
Die bekannteste Meerjungfrau stammt aus der Feder des dänischen Märchendichters Hans Christian Andersen (1837): Die kleine Meerjungfrau. Auch ihre Erlösung scheitert, da sie trotz schwerer Opfer nicht die Liebe des Prinzen gewinnen kann. Verewigt wurde die Figur im Wahrzeichen Kopenhagens. Eine ähnliche Statue (Havis Amanda) befindet sich in Helsinki. Sehr bekannt sind auch die tschechischen Märchenverfilmungen sowie Walt Disneys Umsetzung in dem Film Arielle, die Meerjungfrau.
Als Nebenfiguren tauchen Meerjungfrauen auch in Peter Pan auf. Das Motiv der Meerjungfrau in der wandelnden Badewanne stammt aus dem modernen Märchen "Die Meerjungfrau im Trockenen" von Christian Peitz.
Bildlich dargestellt wurden Meerjungfrauen als Galionsfiguren am Bug von Schiffen. Häufig anzutreffen sind sie auch als Motiv in der Kunst des Jugendstils.
Siehe auch
- Unter dem Meerjungfrauensyndrom versteht man eine angeborene Fehlbildung der Beine.
- Anguana (von lat. aqua) sind im Mittelmeerraum weit verbreitete weibliche Quell- und Wasserwesen.
- Wassermann, das männliche Gegenstück zur Meerjungfrau
- Ningyo (die japanische „Meerjungfrau“)
- Mischwesen
- Meerfrau in der Heraldik
- Undine
- Rusálka
- Nixe
- Sirene
Literatur
- Hans Christian Andersen, Quentin Gréban (Illustrationen), Christina Lemke (Redaktion): Die kleine Meerjungfrau (Originaltitel: Den lille havfrue), NordSüd, Zürich 2008, ISBN 978-3-314-01643-1.
- Ilse Bintig, Christa Unzner (Illustrationen): Die kleine Meerjungfrau. Arena, Würzburg 2004, ISBN 978-3-401-05704-0.
- Andreas Kraß: Meerjungfrauen. Geschichten einer unmöglichen Liebe. Fischer, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3100381958.
- Theresia Klugsberger: Verfahren im Text. Meerjungfrauen in literarischen Versionen und mythischen Konstruktionen von H. C. Andersen, H. C. Artmann, Konrad Bayer, Christoph Martin Wieland, Oscar Wilde. Akademischer Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 3-8809-9226-6.
- Christian Peitz: Die Meerjungfrau im Trockenen auf Rumpelstilzchen schlägt zurück. Hörsketch, Münster 2009, ISBN 978-3-9811255-9-7.
- Barbara Stamer (Hrsg.): Märchen von Nixen und Wasserfrauen. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-596-22873-5
Weblinks
Commons: Meerjungfrauen – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWiktionary: Meerjungfrau – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenKategorie:- Mythologisches Wasserwesen
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