- Kabouterbewegung
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Die Kabouterbewegung (niederländisch Kabouterbeweging; Kabouter bedeutet soviel wie Kobold oder Heinzelmännchen) war eine niederländische Protestbewegung in der Zeit von 1969 bis 1974 von den Initiatoren Roel van Duijn und Robert Jasper Grootveld. Ihre Proteste richteten sich vornehmlich gegen Konsumismus und Umweltverschmutzung.
Inhaltsverzeichnis
Ziele
Die Kabouterbewegung bestand aus etwa 65 bis 70 aktiven Vertretern (Coes Tasman). Initiativen für eine „neue Gesellschaft“ waren unter anderem die „Alternative Kleidungsindustrie“ (niederländisch Alternatieve Kledingsindustrie) mit dem Hauptaugenmerk natürliche Materialien für Kleidungen zu verwenden. „Eine Alternatieve PTT“ (Alternativer Postbetrieb) mit eigenen Briefmarken. Andere Kabouters öffneten kleine Geschäfte mit biologischen Lebensmitteln, die ersten Bio-Läden in den Niederlanden. Im weiteren kamen Tausch-Märkte, der „Oranje-Vrijmarkt“, aus Protest gegen die Wegwerfgesellschaft.
In mehr als 60 Städten entstanden Kaboutergruppen. In sieben Städten kamen Kabouters in den Gemeinderat. Am 20. und 21. Juni 1970 fand in Amersfoort ein Heksenkring (sinngemäß ‚Heksenkongress‘) statt. Rund 400 Kabouters, darunter auch aus Belgien, diskutierten über alternative Ökonomie, überregionale Koordinations– und Organisationsstrukturen. Gemeinsam mit der Provobewegung hatte die Kabouterbewegung die antiautoritäre Einstellung, eine nicht-hierarchische Organisation, spontane Initiativen und der Anarchismus als ideologische Inspiration. Taktisches Vorgehen mit viel Humor und Phantasie, zusammen mit seriösen Vorschlägen zur Gesellschaftsveränderung sowie die Gewaltlosigkeit und internationale Kontakte.
Entstehungsgeschichte
Die Kabouterbewegung wurde im Februar 1970, drei Jahre nach Auflösung der Provo-Bewegung, von einigen früheren Provos gegründet. Hauptziel war es, die verschiedenen außerparlamentarischen Gruppen in Amsterdam mit den Vorstellungen von Roel van Duijn als letztem Vertreter der Provo-Bewegung im Amsterdamer Gemeinderat zusammenzubringen. Die Kabouters strebten unter anderem eine Mentalitätsveränderung an um gesellschaftliche Strukturen zu durchbrechen und zu verändern.
Bereits im Oktober 1969 legte van Duijn im Gemeinderat seinen Plan vor: Amsterdam als „Amsterdam-Kabouterstadt“. Er erklärte die Kabouter-Kultur repräsentativ für die Gegenkultur, ein Symbol für die Harmonie der Stadtmenschen mit der Natur (Coen Tasman). Eine Gesellschaftsutopie basierend auf den Anschauungen von Peter Kropotkin, Rudolf Steiner, Herbert Marcuse, Karl Marx und Erich Fromm.[1]
Die Bewegung rief am 5. Februar 1970 den sogenannten Oranjevrijstaat (Oranje-Freistaat) aus, inklusive Schattenregierung, besetzten Häusern, Second Hand- und Bio-Läden. Ebenfalls 1970 kandidierte die Bewegung bei den Amsterdamer Gemeinderatswahlen und konnte dort 5 Sitze erringen.
Ähnlich den Kaboutern in den Niederlanden gab es in den 1970er Jahren in Köln die Gruppe „Kölner Heinzelmenschen“ die sich von der Kabouterbewegung inspirieren ließ. Sie gaben von 1971 bis 1977 die Zeitschrift Heinzelpress heraus.
Literatur
- Coen Tasman, Louter kabouter, kroniek van een beweging. Uitgever Babylon/De Geus, Amsterdam 1996.
Weblinks
- Artikel über die Kabouterbeweging, mit Fotos. (niederländisch)
- Am 3. September 1970 erschien die zweite Serie der Kabouterpostzegels („Kabouter-Briefmarken“) in einer Auflage von 8000 Stück.(niederländisch)
- Kurzinformation über die Zeitschrift Heinzelpress. Von der Gruppe „Kölner Heinzelmenschen“. In der Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus (DadA).
Einzelnachweise
- ↑ Autor: Coen Tasman. Titel: „Louter Kabouter“. Vortrag über die Provo- und Kabouterbewegung am 3. Mai und 12. Dezember 2000 in Münster. Die Angaben in diesem Artikel stammen zum großen Teil aus diesem Vortrag. Niederländisch, abgerufen am 21. April 2011
Kategorien:- Politik (Niederlande)
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