- Kalpetranquarzit
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Der Kalpetranquarzit (auch Walliser Quarzit genannt) ist ein hellgrüner, plattig aber auch teilweise massiv brechender Naturstein aus dem Mattertal im Schweizer Kanton Wallis. In seiner Region besitzt er eine regionalhistorische Bedeutung als Dachdeckungsmaterial.
Inhaltsverzeichnis
Aussehen und Eigenschaften
Das auffälligste Merkmal dieses Natursteins ist seine hellgrüne Farbe, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Gletschereis besitzt. Die gute Spaltbarkeit von einem Teil der Lagerstätte ermöglichte eine Plattenproduktion in handwerklicher Technik vorrangig für Dach- und Terrassenplatten.
Das Gestein besteht aus Quarz, Feldspat und Phengit (Glimmerart). Ferner finden sich schwarze, nadelförmige Turmalinkristalle. Der Kalpetranquarzit stellt eine Ablagerung aus der Triasepoche dar.
Eine orangerote Flechte besiedelt nach längerer Zeit diese Quarzitdeckung sowie andere Natursteindeckungen im Südalpenraum.Abbau und Verwendung
Die Gewinnungsstellen liegen südwestlich von der Siedlung Kalpetran auf dem Areal der Gemeinde Embd im Mattertal ca. 350 Meter über dem Talboden. Die Gewinnung gespaltener Platten ist mit einer besonderen Transportlösung verbunden. Eine Seilbahn brachte die gespaltenen Platten zu einer Verladestation auf der gegenüberliegenden Talseite zur Straße im Mattertal. Zu dieser Gewinnungsstelle besteht wegen der besonderen Lage keine Straßenanbindung. Das ist einer der wenigen europäischen Steinbrüche ohne Straßenerschließung. Ein zweiter Steinbruch, etwas nördlich gelegen, wurde für massive Bruchstücke, besonders Mauerwerksteine genutzt. Hier bestand auch ein unterirdischer Abbau. Im Jahr 2005 gab es im unterirdischen Vortrieb einen Einbruch von Gesteinsmassen. Hierbei fanden der Betreiber und ein weiterer Arbeiter den Tod. Seit diesem tragischen Unglück ruht der Abbau im gesamten Areal. In vergangenen Epochen bestanden weitere kleine Abbaustellen im Umfeld des modernen Steinbruchbetriebes, die heute kaum noch erkennbar sind.
Die größte Bekanntheit erlangte der Kalpetranquarzit dadurch, dass man ihn bereits seit langer Zeit für Dachbedeckungen in den umliegenden Dörfern gewann. Dazu dienten 3-4 cm starke Platten, die durch den Dachdecker auf Dachstühlen in schwerer Ausfertigung in besonderer Technik befestigt werden. Seine auffällige grüne Farbe gibt der dörflichen Dachlandschaft an den steilen Hängen vom Mattertal eine besondere Note. Im Wallis wird die Tradition des Materials und seiner Anwendungen von den Denkmalschützern, Hauseigentümern, Natursteinfachleuten und weiteren Beteiligten geschützt, geachtet und nach den gegebenen Möglichkeiten gefördert. Viele Schweizer Gemeinden achten auf den Erhalt alter Dächer dieser Art. Eine ähnliche Entwicklung ist auch im benachbarten Italien zu verzeichnen.
Die Dachdeckung mit Naturstein tritt nur in wenigen europäischen Regionen auf. Zu ihrer Ausführung gehören handwerkliche Fähigkeiten und Kenntnisse, die sehr selten geworden sind. Weiterhin ist zu bedenken, daß die jeweiligen Dachstuhlkonstruktionen besondere statische Anforderungen erfüllen müssen. Auf dem Dach eines Hauses mittlerer Größe im Wallis können Natursteinplatten mit einer Masse von insgesamt 20 bis 30 Tonnen liegen. Aus diesem Grund sind solche Dachdeckungen ein bemerkenswertes und eher untypisches Detail von Siedlungsarchitektur. Zusätzlich gibt der helle Grünton vom Kalpetranquarzit einer dörflichen Dachlandschaft ein ungewöhnliches Aussehen.
Der Kalpetranquarzit ist vorrangig innerhalb der Schweiz verwendet worden, obwohl es auch Exporte gab. In der Neuzeit galt dieser Stein bei den Gartenbaumaterialien oder in der Innenausstattung als gehobene Alternative zu anderen plattenartigen, spaltrauhen Gesteinen des Südalpenraumes. Der hohe Anteil von Handarbeit bei seinem Abbau war für die Arbeitsplätze am Abbauort ein stärkender Faktor. In der Schweiz stellte er ein gesuchtes Material dar, das nur in begrenzten Mengen zur Verfügung stand.
Konkurrierende Materialien im Südalpenraum
Die Dachdeckung mit Natursteinplatten ist im Südalpenraum keine Seltenheit. Bereits vor langer Zeit nutzte dafür die Bergbevölkerung die regional verfügbaren Gesteine (Gneise (Tessin), Kieselschiefer (Sembrancher / VS), Kieselkalkschiefer (Leytron VS), Tonschiefer (Salvan / VS), Grünschiefer/Prasinite (Wallis, Veltlin, Aosta), Phyllit (Nendaz, Brig, Termen, Mörel / VS)) bei entsprechender Eignung. Anwendungsbeispiele finden sich dafür u.a. in den Kantonen Graubünden, Uri, Wallis sowie im italienischen Aostatal.
Literatur
- Marcel Burri: Erkenne die Natur im Wallis. Die Gesteine. Martigny (Éditions Pillet) 1992
- F. de Quervain: Die nutzbaren Gesteine der Schweiz. Bern (Kümmerley & Frey) 1969
- F. de Quervain / M. Gschwind: Die nutzbaren Gesteine der Schweiz. Bern (Verl. Hans Huber) 1934
Siehe auch
Weblinks
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