Kaltreserve

Kaltreserve

Kaltreserve ist ein Begriff aus dem Betrieb von Kraftwerken bzw. Kraftwerksblöcken. Kraftwerksblöcke, die sich in Kaltreserve befinden, sind längerfristig außer Betrieb genommen (deshalb nimmt man gewisse Konservierungsmaßnahmen vor[1]) und können nur nach einer gewissen Vorlaufzeit wieder in Betrieb genommen werden. In manchen Fällen ist eine Abstimmung mit Behörden erforderlich. Stilllegung heißt dagegen, dass die Betriebsgenehmigung für die Anlage erloschen ist.[2]

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Gründe dafür, in Kaltreserve befindliche Kraftwerke zu reaktivieren können u.a. sein:

  • Wirtschaftswachstum,
  • der Ausfall großer Kraftwerke durch Defekte, Störfälle oder andere unvorhergesehene Ereignisse wie das Atom-Moratorium oder sommerlicher Kühlwassermangel in Flüssen
  • wegen Revisionsarbeiten an anderen Kraftwerken
  • Änderung der Brennstoffkosten
  • Kälteperioden im Winter

Beispiele

E.ON Energie schickte 2005 etwa 1800 MW Kraftwerksleistung in die Kaltreserve. Als Grund gab das Unternehmen an, dass diese Anlagen in den vergangenen Jahren angesichts niedriger Erlöse am Strommarkt noch nicht mal die Kosten des Betriebs decken konnten. "Kaltreserve ist ein gutes Instrument, um bei minimalen Kosten die Option zu erhalten, Blöcke bei Veränderung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und als Risikovorsorge später wieder einzusetzen [...] . Die Anlagen wurden also ganz bewußt nicht stillgelegt."[1]

Politische Diskussion 2011

Seit der Nuklearkatastrophe von Fukushima und der Verkündung des Atom-Moratoriums im März 2011 wird die deutsche Energiepolitik revidiert. Im Zuge der Diskussion, ob es möglich und politisch gewollt ist, die sieben ältesten Atomkraftwerke sowie Krümmel ausgeschaltet zu lassen und ob eine Stromausfall-Gefahr ("Blackout") besteht, regte der neue Wirtschaftsminister Philipp Rösler am 28. Mai an, eine Kaltreserve von ein oder zwei Atomkraftwerken zu erwägen.[3] Eine Zeitung bezifferte die Kosten einer Kaltreserve von zwei Reaktoren auf etwa 50 Millionen Euro.[4]

Am 30. Mai 2011 verkündete die Bundesregierung ihr neues Energiekonzept.[5] Bundeskanzlerin Merkel sagte bei der Pressekonferenz am 30. Mai 2011: "Uns ist es wie Herrn Seehofer lieber, es findet sich eine konventionelle kalte Reserve, die dafür eingesetzt werden kann."[6]

Am 31. August 2011 verkündete die Bundesnetzagentur, dass sie „auf die Nutzung eines stillgelegten Atomkraftwerks als Reserve für mögliche Stromengpässe im Winter“[7] verzichtet. Als Kaltreserve sollen das Großkraftwerk 3 in Mannheim, das Kraftwerk 2 Mainz-Wiesbaden, Block C des Steinkohlekraftwerks in Ensdorf sowie das Kraftwerk Freimann in München genutzt werden. Im Oktober 2011 teilte das Regierungspräsidium Karlsruhe mit, dass Block 3 des Großkraftwerks Mannheim (GKM) ab November 2011 rund 1300 Betriebsstunden während der Heizperioden in den beiden kommenden Winterhalbjahren als Reserve genutzt werden darf.[8][9]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b E.on reaktiviert alte Kraftwerke
  2. co2-handel.de: „Kaltreserve“
  3. Interview vom 28. Mai 2011 Frage: Wie sollte die drohende Versorgungslücke kurzfristig ausgeglichen werden? Rösler: "Wir müssen etwas Ähnliches wie eine Kaltreserve in unsere Überlegungen mit einbeziehen. Das würde bedeuten, dass ein bis zwei Kraftwerke für eine gewisse Zeit im kalten Stand-by-Modus bleiben und nicht sofort rückgebaut werden. Sie bleiben heruntergefahren, erhalten sich aber die Fähigkeit, innerhalb kurzer Zeit wieder hochgefahren zu werden. Die Atomaufsicht muss prüfen, ob das Sicherheitsrisiko dieser Kernkraftwerke geringer wäre. Die Sicherheit für unsere Energieversorgung und damit unsere Volkswirtschaft wäre jedenfalls um ein Vielfaches höher."
  4. siehe letzter Satz
  5. bundesregierung.de 30. Mai 2011: Der Weg zur Energie der Zukunft
  6. letzter Satz
  7. Im Notfall soll der Strom aus Kohle kommen, tagesschau.de, 31. August 2011
  8. Darmstädter Echo: Kohlekraftwerk Mannheim darf Kaltreserve sein
  9. Darmstädter Echo: GKM Mannheim erhält Genehmigung für Kaltreserven-Block

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