Kampfsport

Kampfsport

Kampfsport ist im deutschsprachigen Raum der in der Öffentlichkeit (außerhalb der Fachkreise) benutzte Sammelbegriff für die vielen verschiedenen Kampfstile, vor allem solche, bei denen keine Schusswaffen verwendet werden. Besonders häufig wird der Begriff auch speziell mit der asiatischen Tradition des japanischen Budō oder des chinesischen Kung Fu (eigentlich Wushu) verknüpft, obwohl es auch zahlreiche einheimische Kampfstile gibt. Zu den in Europa bekanntesten Kampfsportarten gehören Boxen, Karate, Judo und Ringen sowie lokal bedeutende Sportarten wie das schweizerische Schwingen oder das türkische Ölringen.

Inhaltsverzeichnis

Kampfsport und Kampfkunst

In Fachkreisen wird meistens eine genauere Differenzierung zwischen Kampfsport und Kampfkunst verwendet. Im Kampfsport steht demnach der reglementierte sportliche Wettkampf im Vordergrund, bei dem es darum geht, im Rahmen der Regeln zu gewinnen und besser zu sein als der Gegner. In den meisten Kampfsportarten werden keine Waffen verwendet, und wenn doch, dann nur Sportwaffen, die die Verletzungsgefahr verringern. Wettbewerbe im Kampfsport sind in der Regel Zweikämpfe, jedoch sind auch andere Wettbewerbsformen möglich.

Eine Kampfkunst hingegen befasst sich in der Regel mit Selbstverteidigung und dem Verhalten in echten, unreglementierten Gefahren- oder Konfliktsituationen. Daher enthält jede Kampfkunst Kampftechniken, die zum Ziel haben, einen Gegner zu besiegen, häufig auch unter der Verwendung von Waffen. Darüber hinaus gehören zu einer Kampfkunst häufig andere Aspekte, wie beispielsweise die Vermeidung von Konflikten im Vorfeld, die generelle Erhöhung der Beweglichkeit, Kraft, Geschwindigkeit oder Selbstdisziplin. Manche Kampfkunstsysteme, vor allem aus dem asiatischen Umfeld, sehen sich als vollständiges System der Lebensgestaltung oder Vervollkommnung mit entsprechendem philosophischem oder religiösem Unterbau, wie beispielsweise das japanische Budō. Vor allem heutzutage treten dabei die eigentlichen Kampftechniken bisweilen sogar in den Hintergrund oder werden nur als Weg zum eigentlichen Ziel verstanden. Wettbewerbe in den Kampfkünsten sind in der Regel keine Zweikämpfe.

Die Trennung zwischen Kampfkunst und Kampfsport ist nicht scharf. Von vielen Kampfkünsten gibt es auch Varianten, die den sportlichen Zweikampf erlauben (z. B. Karate). In anderen Kampfkünsten hingegen stehen sportliche Einzelwettbewerbe im Vordergrund (z. B. beim modernen Wushu), während der Aspekt der Selbstverteidigung und der echte Kampf in den Hintergrund tritt.

Ralf Pfeifer schlägt in seinem Buch "Mechanik und Struktur der Kampfsportarten - Handbuch für Trainer in Kampfsport und Kampfkunst"[1] folgende (nicht unumstrittenen) Unterscheidungskriterien vor.

Kampfkunst Kampfsport
Der Kampf beginnt und wird solange fortgesetzt, bis einer der Gegner aufgibt (oder auch dazu nicht mehr in der Lage ist) oder sich dem Kampf entzieht. Der Kampf wird von einem Dritten (Kampfrichter) entschieden. Es kommt mehr darauf an, den Kampfrichter von den eigenen Fähigkeiten zu überzeugen, als den Gegner zu besiegen. Heimliche Fouls werden daher gerne als Hilfsmittel für den Sieg eingesetzt.
Der Schwerpunkt liegt nicht auf formalisierten Regeln, sondern auf einer erfolgreichen Anwendung von Prinzipien. Wer die Regeln nicht beachtet und dabei erwischt wird, kann trotz eines Sieges nachträglich disqualifiziert werden.
Wenn einer der Kämpfer überlegen ist, wird er diese Überlegenheit nutzen und weiterkämpfen. Wenn einer der Kämpfer in eine überlegene Position gelangt, wird der Kampf in manchen Kampfsportarten unterbrochen und die Kämpfer dürfen wieder eine gleichwertige Ausgangsposition einnehmen.
Der Kampf wird zügig beendet, es gibt keine zweite Chance. Der Kampf wird künstlich verlängert, jeder bekommt immer wieder eine neue Chance. Wer am Anfang schlecht ausgesehen hat, kann hinterher trotzdem Sieger werden.
Die Kämpfer sind auch nach dem Kampf wachsam und reaktionsfähig. Es sei denn, einer der Kämpfer oder beide sind aufgrund des Kampfverlaufs oder aufgrund äußerer Einflüsse K.O., tot oder anderweitig außer Gefecht gesetzt bzw. nicht mehr in der Lage reagieren zu können oder aufmerksam zu sein. Nach dem Ende des Kampfes sorgt der Kampfrichter für einen sicheren Rückzug des unterlegenen Kämpfers – Nachschlagen wird bestraft.
Erfolgreiche Techniken werden individuell verfeinert. Die Techniken hängen vom Reglement ab, z. B. hohe Tritte im Taekwon-Do, Würfe beim Judo.
Weder Gegner noch Austragungsort ist bekannt. Es ist nicht möglich eine individuelle Strategie oder Technik für einen bestimmten Gegner zu erarbeiten. Der Gegner und Austragungsort des Kampfes ist Wochen oder Monate vorher bekannt. Es ist somit möglich, für jeden Gegner individuelle Strategien und Techniken zu erarbeiten, welche innerhalb des jeweiligen Regelwerks erlaubt sind.
Das Training schließt auch Angriffe gegen die empfindlichsten Körperstellen, wie z. B. Fingerstiche gegen Augen oder Kehlkopf, Tritte gegen Kniescheibe oder Genitalien, Handkantenschläge zur Halswirbelsäule, Schädelbasis oder Halsschlagader nicht grundsätzlich aus. Um schwerste Verletzungen zu vermeiden, werden Angriffe gegen die empfindlichsten Körperstellen verboten.

Wettkämpfe

Im Kampfsport sind vor Allem zwei Arten von Wettkämpfen gebräuchlich: Zweikämpfe und Formwettkämpfe.

Zweikämpfe

Kendo (EM 2005)

Im sportlichen Zweikampf muss ein, in seltenen Fällen auch mehrere, Gegner besiegt werden. Je nach Sportart sehr unterschiedliche Kriterien können dabei zum Sieg führen:

  • k.o. (z. B. beim Boxen)
  • Niederschlag
  • erfolgreiche Anwendung bestimmter Techniken (z. B. beim Karate)
  • Immobilisierung des Gegners (z. B. beim Judo)
  • Herauswerfen des Gegners aus dem Ring (z. B. beim Sumo-Ringen)
  • Erzwingen der Aufgabe des Gegners, beispielsweise im Judo
  • Bodenkontakt bestimmter Körperteile (z. B. beide Schultern beim Ringen, Schwingen)

In der Regel sind dabei bestimmte Techniken verboten, wie beispielsweise Stiche zu den Augen, Schläge in den Genitalbereich, oder Tritte, Würfe oder Hebeltechniken allgemein, und gehören auch nicht zum Ausbildungsprogramm der Sportart.

Auch der Ablauf des Zweikampfes kann stark reglementiert sein. In bestimmten Formen des Kumite beim Karate beispielsweise darf jeder der Gegner eine fest vorgegebene Anzahl von Angriffen durchführen, die der andere Gegner erfolgreich abwehren muss, um zu gewinnen.

Formwettkämpfe

Demonstration einer Form der Shaolin-Kampfkünste im Daxiangguo-Kloster in Kaifeng, Henan, VR China

In vielen fernöstlichen Kampfkünsten und -sportarten sind die häufigsten und bisweilen einzigen Wettkämpfe sogenannte Formwettkämpfe. Dabei führen die Kampfsportler einstudierte Bewegungsabläufe (z. B. Kata in den japanischen Kampfkünsten (Budō) oder Taolu in den chinesischen Kampfkünsten (Wushu)) vor, die anschließend von Schiedsrichtern bewertet werden. Dabei kann es sich um fest vorgegebene oder selbst erdachte Formen handeln, mit sehr unterschiedlicher Dauer und Bewegungsanzahl, die einzeln oder zu mehreren vorgeführt werden, synchron oder als choreographierter Kampf.

Wie bei anderen Sportarten fließen dabei verschiedene Kriterien in die Bewertung ein, wie z.B. die Schwierigkeit der Form, die Genauigkeit der Ausführung der verschiedenen Bewegungen, der Ausdruck usw.

Sofern überhaupt Wettkämpfe in den Kampfkünsten existieren, sind es in der Regel Formwettkämpfe.

Einzelnachweise

  1. Ralf Pfeifer: Mechanik und Struktur der Kampfsportarten - Handbuch für Trainer in Kampfsport und Kampfkunst (Dissertation an der Deutschen Sporthochschule Köln), ISBN 3-939390-03-8 [1]

Weblinks

 Commons: Kampfsport – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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