- Karabiner
-
Der Karabiner ist ursprünglich ein leichtes Militärgewehr mit, im Verhältnis zum Infanteriegewehr, verkürztem Lauf und manchmal schwächerem Kaliber, welches bei der Kavallerie und anderen berittenen Truppenteilen eingesetzt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Etymologie
Der Begriff Karabiner stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist entlehnt vom französischen carabine (eigentlich Reiterflinte, auch kleine Armbrust), Ableitung von carabin leichter Reiter. [1]
Definition
Eine genaue Definition und Zuordnung unterschiedlicher Gewehre (Waffen) fällt schwer und ist wegen unterschiedlicher Herstellerangaben, technischer Beschreibungen, militärischer Ausschreibungen etc. nicht allgemeingültig möglich.
Unter anderem definiert das deutsche Waffenrecht (WaffG) Karabiner (Gewehre) als Langwaffen.
Wenn von einem durch Laufkürzung verkürzten Infanteriegewehr (Länge bis ca. 140 Zentimeter) ausgegangen wird, verbleibt ein Karabiner von ca. 100 cm oder etwas länger. Die weiteren Entwicklungen in Richtung Mobilität und Handhabung zu Pferde hatten einen verkürzten Karabiner, den Reiter- oder Kurzkarabiner, zur Folge, dessen Länge bei ca. 90 Zentimeter lag. Weitergehende Verkürzungen, nicht nur durch Laufkürzungen, auch durch klappbare, faltbare, schwenkbare oder zusammenschiebbare Hinterschäfte oder Schaftkolben, sind bei modernen Varianten der Karabiner üblich. So entwickelte Waffen kommen auf eine Gesamtlänge von ca. 50 Zentimetern oder etwas darüber. Die Abgrenzung von modernen Karabinern wie z. B. dem Amerikanischen M4 Carbine, das fälschlicherweise oft als Sturmgewehr bezeichnet wird, zu größeren Maschinenpistolen mit längeren Läufen, z. B. einer Heckler und Koch HK 53 (bis ca. 76 Zentimeter) oder kurzen Sturmgewehren wie z. B. dem FAMAS Sturmgewehr (ca. 76 Zentimeter) ist schwierig. Die Definitionsunschärfe wird durch die verwendete Munition nur noch größer. Karabiner verwendeten ursprünglich die Munition der Infanteriegewehre, aus denen sie entwickelt wurden, später gab es eigenständige Entwicklungen in leichteren Kalibern. Moderne Karabiner verwenden weitgehend die sog. Mittelpatrone oder neuere Entwicklungen kleinerer Kaliber. Sturmgewehre verwendeten ursprünglich Patronen im Kaliber von Infanteriegewehren und die Mittelpatrone, heute werden eher kleinere Gewehrkaliber bei diesen Entwicklungen verwendet. Maschinenpistolen verwendeten ursprünglich Pistolenmunition, und auch bei ihnen werden heute oft kleinere Gewehrkaliber verwendet.
Geschichte
Karabiner wurden ursprünglich für die Kavallerie und bespannte Truppen, zum Beispiel die Feldartillerie, entwickelt, da die längeren Infanteriegewehre beim Einsatz zu Pferd zu unhandlich waren. Karabiner verfügten anfänglich oft über einen Ring am Schaftbeschlag der linken Seite des Schaftes, in den der am Sattelzeug befestigte Karabinerhaken eingehakt werden konnte, damit der Karabiner nach der Schussabgabe einfach fallengelassen werden konnte, um den Kampf mit Pistole auf kurze Entfernungen oder der Blankwaffe (Säbel, Lanze), Mann gegen Mann fortgesetzt werden konnte.
Die grundlegende Einteilung der militärischen Gewehre in Infanteriegewehr (einschließlich der gezogenen Jägerbüchse) und Karabiner blieb bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges gültig. Neben den normalen Infanteriegewehren und Karabinern gibt es aber auch noch Kurzgewehre und Kurzkarabiner (zur Ausrüstung z. B. von Gebirgs- oder Fallschirmjägern).
Als Karabiner wurden in der Vergangenheit auch Waffen bezeichnet, die Pistolenmunition verschossen. So gab es von der Mauser C96, der Borchardt C93 und der Pistole 08 Karabinerversionen mit festem Schaft und langem Lauf.
Viele Unterhebelrepetiergewehre verwenden Kurzwaffenmunition. 2004 hat die Carl Walther GmbH eine Karabinerversion der P99 herausgegeben - da in Deutschland für Waffenbesitz-Berechtigte Langwaffen einfacher als Kurzwaffen, bei denen strikte Mengenbeschränkungen gelten, zu erwerben sind, ein logischer Schritt.
Mit der Entwicklung des Ordonnanzgewehr-Schießens durch verschiedene Sportverbände haben historische Karabiner heute große Bedeutung als Sport- und Sammlerwaffen. Vielfach wurden auch vorhandene Militärwaffen zu Jagdgewehren umgearbeitet.
Literatur
- Hans Dammerhuber: S.A. u. S.S. Schiessbuch für Gewehr 98 bezw. Karabiner mit Beschreibung des Gewehres 98 u. Seitengewehr. Selbstverlag, München 1933.
- Luc Guillou: Mauser. Fusils et carabines militaires. Band 1: Développement et utilisation du système Mauser en Allemagne de 1871 à nos jours. Ed. du Portail, La Tour du Pin 1997, ISBN 2-86551-032-8.
- A. E. Hartink: Gewehre-Enzyklopädie. Büchsen aus aller Welt. Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2003, ISBN 3-89555-110-4 (Dörfler Waffentechnik).
- A. E. Hartink : Die Enzyklopädie der Gewehre und Karabiner. Komet, Frechen 2000, ISBN 3-89836-139-X.
- Wolfdieter Hufnagl: US-Karabiner .30 M1. Waffe und Zubehör. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-613-01635-4.
- Abraham Gotthelf Kästner: Geschichte der Mathematik seit der Wiederherstellung der Wissenschaften bis an das Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Band 2: Johann Gottfried Hoyer: Geschichte der Kriegskunst seit der ersten Anwendung des Schießpulvers zum Kriegsgebrauch bis an das Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Hälfte 2. Röwer, Göttingen 1800, S. 537ff. (Geschichte der Künste und Wissenschaften. Seit der Wiederherstellung derselben bis an das Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Abteilung 7), Einführung und “Verbesserung des Kavallerie-Gewehres” digitalisiertes Werk, (online einsehbar) bei Universität Göttingen, GDZ-Server.
- Nikolaus Krivinyi: Leichte Infanteriewaffen. Pistolen und Revolver, Maschinenpistolen, Gewehre, Karabiner und Scharfschützengewehre, automatische Gewehre und Maschinenkarabiner, Maschinengewehre, Panzerabwehrwaffen, Fliegerabwehrrohre, Munition, Nah- und Nachtkampfmittel. Lehmann, München 1974 (Truppendienst-Taschenbücher 25, ZDB-ID 525144-8).
- Stefan Papp, jr.: Mit Karabiner und Säbel. Das Kavalleriekorps der Potomac-Armee im US-Bürgerkrieg. 2 Bände. Verlag für Amerikanistik, Wyk auf Föhr, 1995, ISBN 3-89510-023-4 (Bd. 1), ISBN 3-89510-035-8 (Bd. 2).
- Albrecht Wacker: Das System Adalbert – der K 98 k. Eine technikgeschichtliche Studie zur Gewehrfrage in den Jahren 1920 bis 1945 am Beispiel des Karabiners 98 kurz. Barett-Verlag, Düsseldorf 1993, ISBN 3-924753-57-1.
Siehe auch
- M1 Carbine
- SKS-45
- Karabiner 31, Schweizer Armeemodell
- Sturmgewehr 44
- Sturmgewehr
- Karabiner 98
- Karabinerhaken
Weblinks
- Artikel zum Karabiner 98k
- http://wiki.waffen-online.de/index.php/K31_Geradezug-Karabiner_Schweiz
- http://wiki.waffen-online.de/index.php/M1_Carbine
- http://wiki.waffen-online.de/index.php/FR-8
- http://wiki.waffen-online.de/index.php/Schwedenmauser
- http://wiki.waffen-online.de/index.php/K98k
- http://wiki.waffen-online.de/index.php/Pistolenkarabiner
- http://wiki.waffen-online.de/index.php/M1916
Einzelnachweise
- ↑ Allgemeine Militär-Encyclopädie, 1861, Leipzig. S. 114
Wikimedia Foundation.