Karenzzeit (Radsport)

Karenzzeit (Radsport)

Unter Karenzzeit versteht man im Radrennsport die Zeit, die ein Fahrer nicht überschreiten darf, um bei Etappenrennen nicht aus dem Rennen genommen zu werden.

Nach dem Reglement des Weltradsportverbands UCI für internationale Etappenrennen wird die Karenzzeit durch das Sonderreglement des Veranstalters abhängig von der Charakteristik (Zeitfahren, Bergetappe, Flachetappe) der Etappe festgelegt. Dabei handelt es sich meist um einen prozentualen Zuschlag auf die Zeit des Siegers. Bei außergewöhnlichen Umständen (etwa Unwetter, Massensturz) kann die Jury eine Ausnahmeregelung treffen.[1]

Bei der Tour de France wurde das Zeitlimit 1950 eingeführt, um die Zeit zu begrenzen, bis die Sprinter und Wasserträger ins Ziel kamen. Das Sonderreglement der Tour de France bestimmt für Massenstartetappen Karenzzeiten von 3 % bis 20 % der Siegerzeiten: Zum Beispiel haben die Fahrer auf einer flachen Etappe mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit des Siegers von weniger als 36 km/h nur 3 % Spielraum, bei einer Flachetappe, die der Sieger mit durchschnittlich mehr als 50 km/h zurücklegt 11 % und bei einer schweren Bergetappe bei mindestens 40 km/h 20 %. Bei Einzelzeitfahren beträgt die Karenzzeit unabhängig von der Durchschnittsgeschwindigkeit 25 %, bei Mannschaftszeitfahren 30 % der Siegerzeit.[2]

Andere Etappenrennen treffen in ihren Reglements vergleichbare Sonderregelungen.

Um die Karenzzeit zu erreichen, schließen sich insbesondere bei schweren Etappen die abgehängten Fahrer zu einem Gruppetto zusammen. Dabei profitieren die Fahrer auch davon, dass die Jury oft eine Ausnahmeregelung trifft, wenn eine Vielzahl von Fahrern die Karenzzeit verpasst.

Die Karenzzeit wird oft kritisiert, da der Ausschluss eines Fahrers aus dem Rennen in Anbetracht der enormen Leistungen, die ein abgeschlagener Fahrer oder eine kleine abgeschlagene Gruppe vor allem in den Bergen erbringen muss nicht belohnt wird und die erbrachte Leistung vielmehr oft wegen einer Überschreitung des Zeitlimits um wenigen Minuten oder gar Sekunden entwertet wird. Auf der anderen Seite dient die Karenzzeit der organisatorischen Abwicklung des mit erheblichen Straßensperrungen verbundenen Etappenrennens und verhindert, dass sich einzelne Fahrer zu intensiv auf einzelnen Etappen "schonen" und damit auf folgenden Etappen einen erheblichen Wettbewerbsvorteil haben.

Einzelnachweise

  1. UCI-Reglement für den Straßenradsport, dort: 2.6.032 "Finishing deadline"
  2. vgl. für die Tour de France 2011: Reglement der Tour de France 2011, dort: Article 22 "Délais d’arrivée" (französisch/englisch), abgerufen am 26. Juni 2011

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