Karl Friedrich Meerwein

Karl Friedrich Meerwein

Carl Friedrich Meerwein (* 2. August 1737 in Leiselheim; † 6. Dezember 1810 in Emmendingen) war ein deutscher Baumeister und Konstrukteur eines Flugapparats.

Der Sohn eines Pfarrers ging nach kurzer Lehre in Karlsruhe nach Straßburg, um dort Mathematik, Physik und Ingenieurwesen zu studieren. Außerdem studierte er an der Jena Logik, Landwirtschaft, ökonomische Chemie und Physik. Nach Abschluss in „Civilbaukunst“ in Straßburg wurde er Cammer-Accessist und erhielt 1779 eine Stelle als Baumeister beim Markgrafen von Baden. Als solcher war er für das gesamte Bauwesen in den oberen Markgrafschaften um Emmendingen bis Lörrach zuständig. So wurde unter anderem nach Meerweins Plänen von Markgraf Karl Friedrich von Baden in Emmendingen 1789/90 ein Herrschaftsgebäude im Stil des Klassizismus als Witwensitz für die zweite Gemahlin des Markgrafen, Luise Karoline Geyer von Geyersberg, der Reichsgräfin Hochberg, errichtet.

Neben seinen beruflichen Pflichten beschäftigte er sich leidenschaftlich mit der Möglichkeit zu fliegen. In diese Zeit fallen zahlreiche (gescheiterte) Versuche mit Flugapparaten, etwa die des französischen Pioniers Jean-Pierre Blanchard. Die Heißluftgondeln, mit denen die Gebrüder Montgolfier im Juni 1783 Furore machten, waren für Meerwein „aerostatischen Kugeln“, die mehr ein „Schwimmen in der Luft, nach der Art der Fische im Wasser, als ein Fliegen nach der Art der Vögel“. Sie waren für ihn nicht zukunftsweisend, zumal die Ballone nicht gesteuert werden und auch bei Regen nicht aufsteigen konnten.

Meerweins Berechnungen

Seiner Studie von 1782, in der Zeitschrift „Oberrheinischen Mannigfaltigkeiten“ und 1784 in Basel mit Detailzeichnungen als Buch erschienen, lagen Untersuchungen von Vögeln zugrunde. Meerwein nahm die Größenverhältnisse von Körper und Flügel verschiedener Vogelarten wie Stockente, Weihe, Graureiher, Großtrappe, Höckerschwan, Waldohreule, Dohle, Waldschnepfe und Feldhuhn auf und errechnete so eine Flügelfläche, die nach seiner Ansicht notwendig war, damit ein Mensch fliegen konnte. Auf seine Person bezogen kam er dabei auf eine Flügelfläche von 126 Quadratschuh, was etwa 12 m² entspricht. Der von ihm so berechnete Flugapparat, von ihm „Ornithopter“ getauft, durfte ein maximales Gesamtgewicht von 200 Pfund (ca. 100 kg) aufweisen.

Flugapparat
Flugapparat

Der Flieger wird in einer speziellen „Hose“ unter dem Schwerpunkt der Flügel befestigt. Die Steuerung sollte so erfolgen, dass die Hose verlängert wird und diese mit den Füßen wie die Schwanzfedern eines Vogels gespreizt werden kann. Im Gegensatz zu heutigen Flugdrachen, denen sein Apparat äußerlich ähnelte, waren die Flügel beweglich. Er hatte auch dies den Vögeln nachgeahmt. Allerdings unterschätzte Meerwein den Kraftaufwand, der notwendig gewesen wäre, um die Flügel zu bewegen und damit Auftrieb zu erreichen ganz erheblich.

Laut Encyclopaedia Britannica gelang ihm ein erfolgreicher Flug mit einem von ihm konstruierten Ornithopter im Jahre 1781. Dies wäre der erste Flug in einem Flugapparat in der Geschichte der Menschheit. Nach anderen Quellen scheiterten seine Flugversuche 1784 und 1785. Im Jahre 1784 startete er mit seinem Flugapparat auf dem Burgberg bei Emmendingen zu einem Flug, der misslang. Der Legende nach überlebte Meerwein nur deshalb, weil er punktgenau auf dem Misthaufen des Engelwirts landete. Ein zweiter erfolgloser Versuch, den er im Sommer 1785 in Gießen unternommen hatte, ist ebenfalls überliefert.

Aufgrund dieser „Erfahrungen“ riet er in einer Publikation: „Die sicherste Gegend vor einen Lehrling in dieser neuen Kunst, ohne Lebensgefahr den ersten Versuch zu wagen, wäre ein tiefes Wasser, unmittelbar unter einer etwas beträchtlichen Anhöhe: wie etwann an den sogenannten Rheinsprung in Basel. – Denn wer in ein etwas tiefes Wasser fällt, der bricht weder Hals noch Bein, und gegen das Ertrinken giebt es hinreichende Verwahrungsmittel.“ Offensichtlich traute er seinen eigenen Fluggerät noch nicht ganz, und im Grund seines Herzens war er sehr damit einverstanden, dass andere Leute Kopf und Kragen mit seinem Apparat riskierten.

Der Flugapparat, den Meerwein gebaut hatte, lag über 100 Jahre in einem Speicher in Emmendingen. Ein Enkel des Flugpioniers hat ihn dann Ende des 19. Jahrhunderts bei Aufräumarbeiten „entsorgt“.

Nicht zuletzt aufgrund seiner Misserfolge arbeitete Meerwein in den folgenden Jahren wieder vor allem als Baumeister und Architekt und veröffentlichte seine Untersuchungsergebnisse 1802 in einer Schrift über Brückenformen und Gewölben. Auch beschäftigte er sich mit wasserbaulichen Themen wie die Berechnung von Staustufen oder die Begradigung von Flüssen.

Meerwein starb an den Folgen eines Sturzes von einem Pferd.

Literatur

  • Meerwein, Carl Friedrich: (1782): Die Kunst zu fliegen nach Art der Vögel. Oberrheinische Mannigfaltigkeiten (2) H. 3. J. J. Thurneysen d. J., Basel und Frankfurt.
  • Meerwein, Carl Friedrich: (1784): Der Mensch! sollte der nicht auch mit Fähigkeiten zum Fliegen gebohren seyn? Beantwortet nochmals durchgesehen und mit einigen Anmerkungen vermehrt. J. J. Thurneysen Jünger. 46 S. Mit Kupfern. Basel.
  • Meerwein, Carl Friedrich: (1802): Beytrag zur richtigen Beurtheilung der Eigenschaften und der Wirkungen der Gewölbe : wie auch zur adäquaten Benennung der Theile derselben ; nebst daher abgeleiteter Anweisung alle Arten von Gewölben und besonders Brückengewölbe ... 271 S. : 15 Taf. ; 4°. Guilhauman, Frankfurt
  • Lehrer, Max (1904): Die Kunst zu fliegen in historischer Beleuchtung. In: Illustr. Aaron. Mitteilungen VIII, 9 (269-302). Straßburg.
  • Hart, Clive (1972): The dream of flight; aeronautics from classical times to the Renaissance. 200 S. Faber and Faber, London.
  • Hart, Clive (1980): Carl Friedrich Meerwein's Ornithopter.
  • Mayer, Lothar (1981): Hrsg.: Der Kreis Emmendingen. 389 S. Konrad Theiss. Stuttgart.
  • Hart, Clive (1985): The Prehistory of Flight. 279 S. University of California Press, Berkeley.

Weblinks


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