Karl Ramsayer

Karl Ramsayer

Karl Ramsayer (* 29. September 1911; † 24. Dezember 1982 bei Stuttgart) gilt als Doyen der Geodätischen Astronomie und der erstmaligen Verbindung zwischen Elektronik, Navigation und Geowissenschaften.

Inhaltsverzeichnis

Hochschullehrer und Forscher in Stuttgart

Ramsayer wurde in den 1950ern zum Hochschulprofessor am Geodätischen Institut der TH (der späteren Universität Stuttgart) berufen und gründete als solcher in den 1960er Jahren das Institut für Flugnavigation. Letzteres entwickelte sich unter seiner Führung zum weltweiten Ansprechpartner für die Ortung in der Luftfahrt und ihren Beginn der Automatisierung.

Entwicklung der globalen und deutschen Flugnavigation

In den späten 1970er Jahren hatte die Gruppe für Flugnavigation meistens über 30 Mitarbeiter in Forschung, Entwicklung und Lehre. Bis zu dieser Zeit war sie die einzige Institution innerhalb der Industrieländer, die sich auf neue Methoden der Navigation und Flugführung spezialisiert hatte.

Bahnbrechend waren die Forschungen zur Koppelnavigation - unter anderem durch die Entwicklung der ersten automatischen Koppelkarte, die sich auf Messungen mit dem Dopplerradar stützte. Dadurch konnten einerseits die Piloten von "lästigen", aber wichtigen Ortungsaufgaben entlastet werden, andererseits stieg die Genauigkeit der Positionsbestimmung um mehr als 50 Prozent.
Weitere wichtige Themenkreise des Instituts für Flugnavigation war die Astronomische Navigation, die Entwicklung von Funktions-Rechenmaschinen (mehrere Patente) und die Weiterentwicklung von Sextanten und optimaler Kartenprojektionen für Flugkarten. Ramsayer begründete das neue, anspruchsvolle Gebiet der Integrierten Navigation: darunter versteht man eine Zusammenführung von 5-10 sehr verschiedenen Ortungsmethoden zur optimalen Kombination ihrer Vorzüge und Kompensation ihrer Schwächen. Mehrere große Projekte im Rahmen der NATO und zahlreiche Testflüge mit verschiedensten Entwicklungen zeigten die Bedeutung dieser Arbeiten.

Prof. Ramsayer führte das Geodätische Institut bis Mai 1980 und jenes für Flugnavigation bis etwa 1981. Nachfolger im ersteren ist bis dato Prof. Erik Grafarend, während das zweitere vom Physiker Philipp Hartl in das Zeitalter von GPS und Fernerkundung geführt wurde.

Ramsayer und die Geodäsie

Ramsayer wirkte gegenüber seinen Assistenten und Mitarbeitern als streng, zurückhaltend und äußerst zielstrebig. Privat war er dem Vernehmen nach von großer Liebenswürdigkeit. Er lebte auch nach seiner Emeritierung in einem Vorort von Stuttgart, starb aber relativ bald danach. Noch im Jahr 1982 erhielt er die größte Ehrung der österreichischen Geodäsie, die Friedrich Hopfner-Medaille.

Er publizierte mehrere Fachbücher und einige hundert Artikel in Fachzeitschriften bzw. auf Kongressen. Unter der Vielfalt seiner Forschungsthemen seien genannt: die dreidimensionale und die Integrierte Geodäsie, zahlreiche Genauigkeitsstudien für das Vermessungswesen und die Navigation sowie das Standardwerk der Geodätischen Astronomie.

Fachliteratur

  • Geodätische Astronomie (1969): Geodätische Astronomie. Handbuch der Vermessungskunde Band IIa, J.B. Metzler-Verlag Stuttgart mit 900 Seiten und bis dato unübertroffener Vollständigkeit.
  • Festkolloquium am 9. Mai 1980 aus Anlaß der Verabschiedung von o.Prof. Dr-Ing. Karl Ramsayer vom Geodätischen Institut der Universität Stuttgart. DGK Reihe E, Heft 19, München 1981, ISBN 3-7696-9664-6.
  • Festvortrag an der TU Wien (1982), und Überblick zu Ramsayers Lebenswerk: Österr. Zeitschrift für Vermessungswesen und Photogrammetrie (ÖZfVuPh), 70. Jahrgang, p.231-233, Verlag Rohrer, Baden bei Wien.

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