Karolewo (Kętrzyn)

Karolewo (Kętrzyn)
Karolewo
Karolewo führt kein Wappen
Karolewo (Polen)
Karolewo
Karolewo
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Landkreis: Kętrzyn
Gmina: Kętrzyn
Geographische Lage: 54° 4′ N, 21° 25′ O54.07388888888921.418888888889Koordinaten: 54° 4′ 26″ N, 21° 25′ 8″ O
Höhe: 105 m n.p.m
Einwohner:

100

Postleitzahl: 11-404
Telefonvorwahl: (+48) 89
Kfz-Kennzeichen: NKE
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 592: GiżyckoKętrzynBartoszyce
Schienenweg: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Danzig
Kaliningrad
Die Kirche in Karolewo

Karolewo (deutsch Carlshof oder Karlshof) ist ein Dorf in Polen in der Woiwodschaft Ermland-Masuren im Powiat Kętrzyński, Gemeinde Kętrzyn (Rastenburg).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Dorf liegt einen Kilometer östlich von Kętrzyn, etwa 105 Meter über dem Meeresspiegel. Die Grenze zur russischen Oblast Kaliningrad verläuft etwa 30 Kilometer nördlich von Karolewo.

Geschichte

Das Dorf entstand Anfang des 19. Jahrhunderts als eine Arbeitersiedlung. 1901 wurde die Kirche des Ortes errichtet. Im Jahr 1910 hatte die Anstalt etwa 1.000 Patienten, davon waren 807 an Epilepsie erkrankt, die anderen schwindsüchtig, geistig erkrankt oder Alkoholiker.

Während des Nationalsozialismus wurden die Patienten der Anstalt im Zuge der sogenannten Rassenhygiene systematisch ermordet. Während des Zweiten Weltkrieges wurde in den Gebäuden der Anstalt ein Militärkrankenhaus eingerichtet. Weiterhin wurde hier offiziell eine SS-Schule eingerichtet. Diese war aber nur eine Tarnung zur Stationierung von SS-Soldaten, welche die nahegelegene Wolfsschanze im Dorf Görlitz (Gierłoż) beschützten. Im Januar 1945 wurde das Gebiet von der Roten Armee besetzt und fiel anschließend an Polen. 1947 begann in den teilweise zerstörten Gebäuden der ehemaligen Anstalt eine Landwirtschaftsschule den Lehrbetrieb. Bis 1974 verzeichnete die Schule 3.751 Absolventen. 1970 wurden 1.359 Einwohner in Karolewo gezählt. Seit 1973 ist das Dorf Teil des Schulzenamtes Kruszewiec. Im Rahmen einer Verwaltungsreform in Polen, bei der die Woiwodschaft Olsztyn aufgelöst wurde, kam das Dorf zur neu gebildeten Wojewodschaft Ermland-Masuren.

Anstalt für Fallsüchtige

Am 31. Oktober 1881 ging der Kommission für Liebesarbeit der ost- und westpreußischen Provinzialsynode der Evangelischen Kirche die Mitteilung zu, dass die Siechenabteilung des Provinzial-Arbeitshauses aus Mangel an Raum geschlossen und die 200 Insassen, unter denen auch 27 Epileptiker waren, entlassen werden mussten. Der Rastenburger Superintendent Christian Klapp (1832-1905) warb daraufhin bei der Synode um die Begründung einer Anstalt für Fallsüchtige, fand deren Zustimmung und kaufte bereits am 4. November 1881 einen günstig gelegenen freiherrlichen Altensitz in der Nähe von Rastenburg: Carlshof. Der Ausbau und die Einrichtung dauerte und es wurden Spenden gesammelt. Am 23. Oktober 1882 konnte die Anstalt ihrer Bestimmung übergeben und die ersten 36 Epileptiker übernommen werden, darunter die bis dahin in den Bodelschwinghschen Anstalten zu Bethel untergebrachten aus Ost- und Westpreußen stammenden Pfleglinge. Nach 30 Jahren war aus dem Landhaus mit 36 Kranken eine Stadt auf dem Berge geworden mit einer Hausgemeinde von etwa 1500 Seelen, Carlshof war eine Pflegestätte der mannigfachen Arbeiten der Inneren Mission geworden – eine Heimstätte für über 800 Epileptiker, für annähernd 200 Heimatlose der Landstraße und ebenso viele Fürsorgezöglinge, für 25 Alkoholkranke. 100 Bedienstete der Provinzialkirche wirkten hier. Es war nach und nach eine große Landwirtschaft in vier Wirtschaftshöfen von 1200 Morgen dazu gekommen, um für die große Zahl das die Versorguns sicherstellen zu können und Arbeitsgelegenheiten für Pfleglinge und Zöglinge zu bieten. Superintendent Christian Klapp brachte die Arbeit an die Grenze seiner Möglichkeiten; bei einem Begräbnis verließ ihn während der Leichenfeier plötzlich das Gedächtnis und er brach zusammen. Daraufhin verließ der die Anstalt um später Kreis Neustadt ein Krankenhaus und die Kleinkinderschule aufzubauen.[1].

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Durch Karolewo führt die Wojewodschaftsstraße 592 (droga wojewódzka 592). Sie führt ins etwa einen Kilometer entfernte Kętrzyn und endet im Westen nach etwa 50 Kilometern in Bartoszyce (Bartenstein). In östlicher Richtung mündet die Straße nach etwa 30 Kilometern bei Giżycko (Lötzen) in die Landesstraße 59.

Durch Karolewo führt eine Bahnstrecke, der Ort hat selber aber keine Bahnstation, diese befindet sich in Kętrzyn.

Der nächste internationale Flughafen ist der Flughafen Kaliningrad etwa 110 Kilometer nördlich von Karolewo auf russischem Hoheitsgebiet. Etwa 220 Kilometer westlich liegt der Lech-Wałęsa-Flughafen Danzig, der der nächste internationale Flughafen auf polnischem Staatsgebiet ist. Der Flughafen Szczytno-Szymany liegt etwa 80 Kilometer südlich von Karolewo, dieser hat aber Ende 2006 seinen Flugbetrieb eingestellt.

Verweise

Literatur

  • Tadeusz Swat: Dzieje Wsi. In: Aniela Bałanda u. a.: Kętrzyn. Z dziejów miasta i okolic. Pojezierze, Olsztyn 1978, S. 191−192 (Seria monografii miast Warmii i Mazur).

Weblinks

 Commons: Karolewo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Nach : Beiträge zur Geschichte der Familie Klapp, bearbeitet und zusammengestellt von Oberstleutnant F. Klapp, Hamburg 1913 ; gekürzt

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