- Katastrophentourismus
-
Katastrophentourismus ist die Bezeichnung für die Art des Reisens, die das Anschauen einer Katastrophe ohne eine aktive Beteiligung an der Hilfe zum Ziel hat. Auch wenn der Katastrophentourismus von der großen Mehrheit der Gesellschaft kritisch betrachtet wird, gab es in Einzelfällen Reiseveranstalter beziehungsweise Reisebüros, die gezielt und mit „Erfolg“ reine „Schaureisen“ in Katastrophengebiete anboten. Allerdings ist der Katastrophentourismus in den meisten Formen eine Form des Individualtourismus (für Schaulustige) und nicht immer klar vom normalen Tourismus abzugrenzen.
Katastrophentourismus taucht oft in Verbindung mit Überschwemmungen und Anschlägen auf, zum Beispiel:
- Ground Zero nach den Anschlägen vom 11. September 2001 (auch wenn die Gesamt-Besucherzahlen für New York numerisch zurückgingen)
- Elbehochwasser im Jahr 2002
- Tsunami im Indischen Ozean im Jahr 2004
- Überschwemmungen in der Schweiz, Österreich und Bayern im Sommer 2005
- Katastrophe von New Orleans durch Hurrikan Katrina im August 2005[1]
Jedoch lockt jede andere „kleinere“ Katastrophe auch Scharen von Schaulustigen herbei, so wie etwa beim
Die Reisen ins Gebiet der Katastrophe von Tschernobyl und in die Geisterstädte Tschernobyl bzw. Pripjat[2] gehören zu einer Art des Katastrophentourismus. Auch die alljährliche Touristenschwemme beim Hochwasser in Köln, wo Zehntausende auf den Rheinbrücken stehen und auf die Überflutung der Altstadt warten, kann als Katastrophentourismus gewertet werden. Einen Grund sehen Psychologen im Sensation Seeking. Der Medienpsychologe Frank Schwab sagte zu diesem Phänomen: „Es handelt sich um Menschen, die nach Sensationen dürsten“, für diese Neigung gebe es eine erbliche Komponente. Sie sei auch geschlechtsspezifisch, da vor allem Männer in der Pubertät bis zum Alter von 25 Jahren, die einen höheren Testosteron-Spiegel haben, bereit seien, höhere Risiken einzugehen. „Manchen Menschen reicht es nicht, gefährliche Situationen im Fernsehen zu beobachten. Sie müssen selbst hinfahren, um den Kick zu spüren.“[3]
Trivia
Bereits 1921 reagierte Karl Kraus auf eine Anzeige in den Basler Nachrichten, mit der für Schlachtfeld-Rundfahrten im Auto! nach Verdun geworben wurde.[4]
Einzelnachweise
- ↑ Moritz Piehler: Warten auf Hilfe. In: Spiegel Online. 10. Oktober 2008, abgerufen am 16. Oktober 2008.
- ↑ Ausflug ins GAU-Gebiet süddeutsche.de vom 21. April 2006
- ↑ Die Faszination des Grauens Focus Online vom 10. Februar 2011
- ↑ Karl Kraus: Karl-Kraus-Lesebuch. Reklamefahrten zur Hölle, S. 287f..
Weblinks
- Dem Tod auf den Fersen (sueddeutsche.de vom 20. September 2007)
Wikimedia Foundation.