Katib Çelebi

Katib Çelebi

Kâtib Çelebi, Muṣṭafa Ibn ʿabd Allāh oder auch Hâcci Halfa (* 1609 in Istanbul; † 1657 ebenda) war ein osmanischer Polyhistor. Er schrieb in Arabisch und Türkisch, übersetzte aber auch Werke aus dem Französischen und Lateinischen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kâtib Çelebis Vater war Silahdar (Leibkavallerist) an der Hohen Pforte und Sekretär in der Finanzverwaltung (Anadolı muhasebesi). Seine Mutter, aus einer wohlhabenden Istanbuler Familie stammend, hinterließ ihm eine beträchtliche Erbschaft. Ab 1622 arbeitete er als Stellvertreter seines Vaters. 1624 zogen beide in einen Krieg gegen Abaza Paşa von Erzurum und um die Rückeroberung Bagdads. Beim Rückzug von Bagdad starben Kâtibs Vater und Onkel. Zurück in Istanbul wurde er Schüler von Kadızade Mehmed Efendi, bei dem er studierte. Zwei weitere Kriegszüge, erst in den Iran, dann nochmals vor Bagdad (1629-1631), unterbrachen sein Studium für einige Zeit, es endete 1633 durch eine neuerliche militärische Verpflichtung.

In Aleppo begann er, die Basis für seine Bibliothek aufzubauen und machte auch die Haddsch nach Mekka. Nach kriegsbedingtem Aufenthalt in Jerewan und Täbriz kehrte er 1635 nach Istanbul zurück, das er nicht mehr verließ. Nach dem Tod seines früheren Lehrers Kadızade führte er seine Studien selbständig fort. Chroniken, geographische Werke, Landkarten, Astronomie, Mathematik, Rechtskunde und alle Grundwissenschaften einer medrese (Hochschule) waren sein Interessensgebiet. Durch seine Erbschaft finanziell unabhängig, schloss er kein Studium mit einem Diplom ab, sondern baute die größte private Bibliothek seiner Zeit in Istanbul auf. Zu dieser Zeit verfasste er seine ersten Werke. Er hatte Kontakt mit vielen gebildeten Persönlichkeiten, auch solchen aus dem Abendland. Mit einigen Politikern, z.B. mit Köprülü Mehmed Paşa, stand er in engen Beziehungen.

Kâtib Celebi starb 1657 an einem Herzanfall, einige Werke blieben deshalb unvollendet. Da sein einziger Sohn schon jung verstorben war, wurde seine Bibliothek nach dem Tod seiner Witwe 1659 verkauft. Einiges davon wurde von Levinus Warner für die Universität Leiden erworben (Legatum Warnerianum).

Werke

In seinem Werk Keşf ez-zunûn 'an esâmî el-kutub ve-l-fünûn (‏كشف الظنون عن أسامي الكتب والفنون‎) listet er bibliographisch ca. 14.500 Buchtitel arabischer, persischer und türkischer Bücher auf. Es bildete die Basis für die Bibliothéque Orientale des französischen Orientalisten Barthélemy d’Herbelot de Molainville.

Sein Werk Taqvîm et-tevârîh ist eine Chronologie von Adam bis in das Jahr 1648.

1648 beginnt er an seinem Weltenspiegel Cihânnümâ zu arbeiten, indem er erstmals europäische Atlanten und Quellen verwendet.

Es sind 22 Werke bekannt, dazu gehören:

  • Takvîm al-tevârîh (1648) - von Rinaldi Carlo 1697 als Cronologia historica ins Italienische übersetzt.
  • Keşf ez-zunûn 'an esâmî el-kutub ve-l-fünûn
  • Cihânnümâ
  • Düstûr ül-Amel fî Islâh il-Halel („Praktische Anleitung zur Besserung des Übels“)
  • Tarih-i Frengi - Übersetzung der Chronique de Jean Carrion, Paris 1548
  • Revnak al-sultāna - Übersetzung der Historia rerum in Oriente gestarum, Frankfurt 1587
  • Mīzān al-ḥaqq fī ihtiyār al-aḥaqq - von Geoffrey L. Lewis als The Balances of Truth übersetzt
  • Tuhfat al-kibâr fi asfâr al-Bihâr (1656) - Geschichte der Osmanischen Marine
  • Dustūr al-amal li islah al-khalal
  • Fadhlakat al-tawārīkh (1639)

Siehe auch

Literatur

  • Gottfried Hagen: Ein osmanischer Geograph bei der Arbeit : Entstehung und Gedankenwelt von Katib Celebis Ğihannüma, Klaus-Schwarz-Verlag, Berlin 2003, ISBN 3879973032.
  • Kreiser/Neumann: Kleine Geschichte der Türkei, Reclam, 2003, ISBN 3-15-010540-4, Seite 190, 208, 235f, 239f.
  • Franz Taeschner: Die osmanische Literatur in Handbuch der Orientalistik: Turkologie, BRILL, 1982, ISBN 9004065555, Seite 316f.
  • Klaus Kreiser: Der osmanische Staat 1300-1922, Oldenbourg, 2008, ISBN 978-3-486-58588-9, Seite 101f.
  • Gottfried Hagen (2007): Kātib Çelebī (PDF), in: C.Kafadar, H.Karateke, C.Fleischer (Hg.): Historians of the Ottoman Empire, www.ottomanhistorians.com.

Weblinks


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