Katzenberg

Katzenberg

Der Bezirk Katzenberg (auch Enklave Katzenberg) war eine ehemalige Exklave des ehemaligen Kurfürstentums Hessen-Kassel und liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen Frankfurt und Kassel. Das Gericht Katzenberg ist vermutlich aus dem gleichnamigen Zentbezirk gebildet worden. Die Gerichtsstätte war auf dem Berg rechts des Baches Antrift zwischen den Orten Seibelsdorf und Ruhlkirchen. Größere Orte waren Ruhlkirchen, Seibelsdorf, Burkendorf, kleinere Siedlungen Ohmesdorf und Engelborn (gegründet im 5. bis 8. Jahrhundert). Spätere Gründungen waren Ohmes, Hermannshain, Vockenrod (vermutlich im 12. Jahrhundert), Reprode, Reutershain, Rothartshain, Smydestocke und Eisenwerkel. Die Zeiten überlebt haben nur die nachfolgenden Orte (mit der jeweils ersten urkundlichen Erwähnung):

Ruhlkirchen (1231)
Ohmes (1238)
Vockenrod (1263)
Seibelsdorf (vermutlich 1270)

Geschichte

Der Katzenberg wurde von einem Schüler des Bonifatius christianisiert. Er gehörte zum Erzbistum Mainz und war eine Enklave. Im 13. Jahrhundert herrschten die Grafen von Ziegenhain als „mainzisches Lehen“. Es gab darüber hinaus in Ohmes, Seibelsdorf und Ruhlkirchen Rittergeschlechter. 1293 wurden von Landgraf Heinrich von Hessen 18 Burgen, darunter auch die Burg zu Ruhlkirchen zerstört. Über zwei Jahrhunderte kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Grafen von Ziegenhain und dem Erzbischof von Mainz einerseits und den hessischen Landgrafen andererseits.
1464 kaufte der Deutsche Orden den Katzenberg für 322 rheinische Gulden von Mainz, der ihn nach 12 Jahren an Hans von Dörnberg weitergab.

Das 16. Jahrhundert war geprägt von den Kämpfen um die Reformation und die Bauernkriege. 1526/27 führte Landgraf Philipp die neue Lehre Luthers für ganz Hessen ein. Vermutlich von 1550–1643 war das Gebiet „lutherisch“, allerdings war bereits seit 1604 wieder ein katholischer Pfarrer tätig. Der Dreißigjährige Krieg brachte Raub, Plünderungen, Vergewaltigungen. Die kaiserlichen Truppen unter Wallenstein und die Schweden Gustav Adolfs hinterließen ungeheure Not und Zerstörung. Die Pest forderte weitere Opfer und hinterließ zahlreiche Wüstungen und aufgegebene Orte.

Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts kam es immer wieder zu zusätzlichen Auseinandersetzungen zwischen Mainz und den Landgrafen. Im 18. und 19. Jahrhundert trat eine Konsolidierung der Lage ein. Die mainzische Enklave Katzenberg blieb für die Landgrafen von Hessen ein ständiges Ärgernis.
In der Folge der Französischen Revolution wurde 1792 der Kurfürst von Mainz vertrieben und der Katzenberg 1797/98 durch Einheiten des 6. Chasseur-Regiments besetzt. Noch heute gibt es im Katzenberg die ursprünglich französischen Nachnamen „Bonnard“ und „Fromandi“. 1802/03 übernahm Kurhessen die mainzischen Ämter. Der Katzenberg kam 1821 zum neuen Kreis Kirchhain und blieb dort 45 Jahre. [1]Seit 1803 gehörte die Kirchengemeinde zum Bistum Fulda. Dort bildete sie eine geografische Verbindung von der Bischofsstadt zu den Pfarreien des Dekanats Amöneburg. 1866 wurde der Distrikt Katzeneberg gemäß dem Friedensvertrag vom 3. September 1866 aus Preußen ausgegliedert. [2]Auf Aufforderung des Nuntius in München mussten die Fuldaer den Kirchsprengel jedoch 1889 an Mainz abtreten.

Der Erste Weltkrieg brachte auch den Dörfern des Katzenberges viele Gefallenen und Vermisste. Bis 1919 kehren die letzten Truppen zurück. Wie überall litten die Menschen auch hier unter der Inflation und der zunehmenden Radikalisierung der Gesellschaft. Allerdings gab es bei den Wahlen zum Reichspräsidenten am 10. April 1932 nur 65 Stimmen für Hitler, 2 für Thälmann, aber 859 für Hindenburg. Auch bei allen späteren Wahlen bekamen die bürgerlichen Parteien die überwiegende Mehrheit der Stimmen. Die Ergebnisse der Reichstagswahl 1933 lagen zwischen 3 und 14 % für die NSDAP. Danach kam es im Katzenberg zu mehreren Aufmärschen der benachbarten Braunhemdverbände, die allerdings die Bürger wenig beeindruckten. Die Katzenberger Jugend ging trotzdem nahezu geschlossen zum sonntäglichen Gottesdienst. Der Konflikt zwischen Partei und Kirche führte zum Verbot der Fronleichnamsprozession 1936, zur Überführung des katholischen Kindergartens in die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV). Diese Übernahme führte zum Boykott durch die Eltern und zur Verhaftung des Pfarrers 1941 und des Kaplans. Der Zweite Weltkrieg forderte einen noch größeren Blutzoll als der Erste.
Eine große Aufgabe war die Eingliederung von zahlreichen Flüchtlingsfamilien sowie die Bewältigung der Kriegsfolgeschäden. Probleme brachten aber auch die zunehmende Verschmutzung der Antrift und der Zustand der Wasserversorgung.

Zum 1. Januar 1971 schlossen sich die evangelische Gemeinde Bernsburg sowie die vier Katzenberggemeinden Ohmes, Seibelsdorf, Ruhlkirchen und Vockenrod zur Gemeinde Antrifttal zusammen. Sitz der Verwaltung war bis 1978 in einem Mietshaus in Seibelsdorf. 1978 zog sie in eigene Räume in Ruhlkirchen.

Einzelnachweise

  1. http://www.hgisg-ekompendium.ieg-mainz.de/Dokumentation_Datensaetze/Multimedia/Regierungsbezirke/Oberhessen_Hessen-Kassel.pdf
  2. http://www.his-data.de/territor/d/reich1/preussen/preussen.htm
50.7799.19

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