Kebes

Kebes

Kebes von Theben war ein griechischer Philosoph des späten 5. und frühen 4. Jahrhunderts v. Chr.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach Angaben Platons nahm Kebes zusammen mit seinem Gefährten Simmias am Unterricht des Pythagoreers Philolaos teil, als dieser sich in Theben aufhielt. Später gingen die beiden nach Athen und wurden Schüler des Sokrates. Nach der Verhaftung des Sokrates boten Kebes und Simmias an, für eine Flucht Geld zur Verfügung zu stellen, doch lehnte Sokrates die Flucht ab.[1] Beim Tode des Sokrates im Gefängnis war Kebes anwesend. In Platons Dialog Phaidon ist er einer der Gesprächspartner des Sokrates. Auch Xenophon erwähnt ihn als Schüler des Sokrates.

Im Phaidon stellt sich im Gespräch heraus, dass Kebes und Simmias von Philolaos keine befriedigende Auskunft über das angemessene Verhältnis eines Philosophen zu seinem Tod erhalten haben. Daher wird diese Frage nun aufgegriffen und einer vertieften Untersuchung unterzogen. Sokrates trägt Argumente für die Präexistenz und Unsterblichkeit der Seele vor. Kebes erhebt Einwände und ist schwer zu überzeugen, zeigt sich aber am Ende mit der Beweisführung des Sokrates zufrieden.

Wegen des Unterrichts, den er bei Philolaos erhielt, wird Kebes oft als Pythagoreer bezeichnet. Die Richtigkeit dieser Annahme ist aber nicht bewiesen; aus der Teilnahme am Unterricht folgt nicht notwendigerweise, dass er die philosophischen Ansichten des Lehrers teilte. Möglicherweise war er nur kurze Zeit Schüler des Philolaos. Im Gespräch mit Sokrates äußern Kebes und Simmias Zweifel an pythagoreischen Lehren.[2]

Werke

Der Doxograph Diogenes Laertios, der Kebes nur knapp behandelt,[3] schreibt ihm drei Dialoge zu: Pínax ("Das Gemälde", lateinisch tabula Cebetis), Hebdómē ("Der Siebte") und Phrýnichos. Mit dem "Siebten" ist der siebte Tag des Monats Thargelion (Mai/Juni) gemeint, der Geburtstag des Gottes Apollon und der Überlieferung zufolge auch der Geburtstag Platons.

Erhalten ist von den drei Dialogen nur Pínax, ein sicher unechtes Werk, das in Wirklichkeit zweifellos aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. stammt. Der Titel bezieht sich auf ein Votivgemälde, das sich vor dem Tempel des Gottes Kronos befand und das menschliche Leben darstellte. Darüber unterhält sich in dem fiktiven Dialog ein alter Mann mit zwei Jünglingen. Die philosophischen Ansichten, die dabei geäußert werden, sind zu einem erheblichen Teil neupythagoreisch, doch ist auch stoischer und kynischer Einfluss erkennbar.

Der Pinax des Pseudo-Kebes war in der Antike verbreitet und wurde unter anderem von Lukian und dem Kirchenschriftsteller Tertullian zitiert. Im Mittelalter war das Werk in der lateinischsprachigen Gelehrtenwelt des Westens unbekannt. Es wurde aber im Hochmittelalter von einem anonymen Übersetzer ins Arabische übersetzt. Der arabische Text ist erhalten. In der Renaissance wurde der Pinax wiederentdeckt; 1497 erschien erstmals eine lateinische Übersetzung, die von dem Humanisten Ludovicus Odaxius stammte, im Druck. Zahlreiche weitere Drucke folgten, wobei man den Pinax oft mit den Goldenen Versen oder dem "Handbüchlein", einem Auszug aus den Lehrgesprächen Epiktets, verband. Das Werk wurde schon im 16. Jahrhundert in sieben weitere Sprachen übersetzt und blieb bis ins 18. Jahrhundert beliebt.

Ausgaben

  • Die Bildtafel des Kebes. Eingeleitet, übersetzt und mit interpretierenden Essays versehen von Rainer Hirsch-Luipold, Reinhard Feldmeier, Barbara Hirsch, Lutz Koch, Heinz-Günther Nesselrath. Wissenschaftliche Buchgesellschaft: Darmstadt 2005 (Sapere, Bd. 8)

Literatur

  • Luc Brisson: Cébès de Thèbes. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques, Bd. 2, CNRS Editions, Paris 1994, ISBN 2-271-05195-9, S. 246–248
  • Jean-Marie Flamand und Dimitri Gutas: Le tableau de Cébès. In: Richard Goulet (Hrsg.): Dictionnaire des philosophes antiques, Bd. 2, CNRS Editions, Paris 1994, ISBN 2-271-05195-9, S. 248–251

Weblinks

Anmerkungen

  1. Platon, Kriton 45b–c.
  2. Michael Erler: Platon, Basel 2007 (Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike, hrsg. von Hellmut Flashar, Bd. 2/2), S. 176; Brisson (1994) S. 247.
  3. Diogenes Laertios 2,125.

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