Kildall

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Gary Kildall (* 19. Mai 1942 in Seattle; † 11. Juli 1994 in Monterey (Kalifornien)) war der Erfinder des Betriebssystems CP/M und Gründer von Digital Research.

Biographie

1963 heiratete Gary Kildall seine Highschool-Liebe Dorothy McEwen (* 3. März 1943 in Seattle USA; † 31. Januar 2005 in Carmel Valley, USA). 1969 wurde ihr Sohn Scott geboren und 1971 ihre Tochter Kristin. Nach seiner Promotion in Informatik an der University of Washington 1972, hatte er im gleichen Jahr ersten Kontakt mit dem gerade aufkeimenden Microcomputer-Zeitalter, während er an der Naval Postgraduate School (NPS) in Monterey als Informatik-Lehrer arbeitete.

1973 begann Kildall mit der Programmierung einer Laufzeitumgebung für die Programmiersprache PL/I (Programming Language One). Anfang der siebziger Jahre entstand mit der Erfindung der Diskette (engl. Floppy Disk) ein neues, preiswertes Speichermedium für Minicomputer. Um es aber auch an Microcomputern betreiben zu können, bedurfte es eines geeigneten Betriebssystems, das Kildall 1974 fertigstellte. Er nannte es CP/M („Control Program/Monitor“, später zumeist umgedeutet in „Control Program for Microcomputers“), das er 1975 in der Version 1.0 fertigstellte. Zunächst bot Kildall CP/M für 20.000 Dollar IBM zum Kauf an, da er bereits zuvor als freier Berater in verschiedenen Projekten für IBM gearbeitet hatte. Als IBM ablehnte, gründete er Ende 1975 die Firma Digital Research.

Nachdem er 1976 beim NPS ausschied, setzte er seine Arbeit an CP/M fort, das er ursprünglich über Kleinanzeigen in Computerzeitschriften wie Dr. Dobbs Journal, später auch in der Byte bewarb und verkaufte. Mit dem MITS Altair 8800 wurde schließlich 1975 ein Computer vorgestellt, auf dem CP/M läuffähig war. 1976 trat IMSAI an Gary Kildall heran und bat um eine an den zu IMSAI 8080 (ein Klon des Altair) angepasste Version von CP/M. CP/M existierte bereits in der Version 1.2 und so hatte Kildall die Idee, sein Betriebssystem in einen hardware-spezifischen Teil mit der Bezeichnung BIOS und einen hardware-unabhängigen Teil mit der Bezeichnung BDOS aufzuteilen. Bereits Ende des Jahres kamen Clones dieses Computers auf den Markt, die ein Diskettenlaufwerk besaßen und CP/M als Betriebssystem benötigten und schon 1977 war es das beliebteste und verbreitetste Betriebssystem der Welt. CP/M lief auf praktisch jedem Computer mit 8080-, 8085- oder Z80-Prozessor.

1977 lizenzierte Kildall CP/M für 25.000 Dollar an IMSAI, einen damals sehr erfolgreichen Anbieter von Microcomputern (bekannt aus dem Film Wargames) auf Basis des Intel 8080 und legte damit den Grundstein für den steilen wirtschaftlichen Aufstieg von DRI.

1981 beschäftigte DRI bereits 75 Mitarbeiter bei einem Jahresumsatz von sechs Millionen Dollar. Im gleichen Jahr kündigte IBM seine Pläne für den IBM Personal Computer an. Auf der Suche nach einem Betriebssystem für den in Entwicklung befindlichen IBM PC, wendete sich IBM 1980 auch an Digital Research. Angeblich soll sie Bill Gates persönlich dort vorbeigeschickt haben. Microsoft hatte für den Apple II eine Einsteckkarte vertrieben, mit der sich CP/M-80 auch auf diesem Computer nutzen ließ. Die Karte verkaufte sich so gut, dass MS im Bundle mit ihr fast soviele CP/M-Lizenzen verkaufte, wie DR selber. Aus diesem Grund soll IBM angeblich zunächst irrtümlich bei Microsoft wegen der Lieferung eines Betriebssystems angefragt haben. Als etabliertes System mit 200.000 Installationen war CP/M wohl die erste Wahl für das zukünftige Betriebssystem des neuen IBM PC, jedoch verlor Digital Research mit seinem CP/M schließlich gegen Microsofts MS-DOS. Bis heute sind die Gründe, warum zwischen Digital Research und IBM kein Vertrag zustande kam, Gegenstand von Spekulationen.

Ein Gerücht besagt, dass die IBM-Vertreter Gary Kildall nicht antrafen, als sie ihm das Angebot zur Lieferung des Betriebssystems unterbreiten wollten. Demnach soll Gary Kildall es vorgezogen haben, zum Segelfliegen zu gehen. Diese Version ist aber umstritten, denn in bestimmten Kreisen war durchaus bekannt, dass Gary Kildall geschäftliche Angelegenheiten eigentlich seiner Frau Dorothy überließ. Und so besagt eine weiteres Gerücht, diese sei lediglich nicht dazu bereit gewesen, eine Verschwiegenheitserklärung zu unterzeichnen, wie es die IBM-Vertreter von ihr gefordert hatten. Diese sollen daraufhin zu Bill Gates zurückgekehrt sein. Gates bot IBM an, ein Betriebssystem zu liefern. Das besorgte er sich kurzerhand bei einer kleinen Firma namens Seattle Computer Products. Es handelte sich um einen CP/M-Klon für die 8086-CPU namens QDOS. QDOS wurde von einem Programmierer namens Tim Paterson programmiert. Er hatte sich dabei eng an den Eigenschaften und Betriebssystemschnittstellen von CP/M orientiert. Microsoft lizenzierte QDOS zunächst und kaufte Ende Juli 1981 sogar die Rechte daran. Zu dieser Zeit hieß es bereits 86-DOS. Das später ausgelieferte Betriebssystem PC-DOS war in Version 1.0 eine an den IBM-PC angepasst Version von 86-DOS.

1983 entwickelte Gary Kildall GEM, den Graphics Environment Manager eine grafische Betriebssystem-Oberfläche zu der Kildall durch die Arbeit mit Apples Lisa inspiriert worden war und das 1984 von Atari für seine ST-Computer lizenziert wurde. Doch Kildall erkannte nicht das Potential, das in GEM steckte, und so wurde es kaum aktiv vermarktet und bald von den Produkten von Apple und Microsoft überflügelt. Tatsächlich geriet DRI durch den Erfolg von Microsofts MS-DOS immer stärker unter Druck und auch innerhalb des Unternehmens kriselte es, nicht zuletzt weil Kildall und seine Frau sich zwar 1983 getrennt hatten (und später geschieden wurden), jedoch beide im Unternehmen verblieben.

1989 brachte Digital Research mit DR-DOS ein MS-DOS-kompatibles Betriebssystem auf den Markt, da sich auch das multitasking-fähige Concurrent CP/M 86, das man 1984 auf den Markt gebracht hatte, nicht gegen die marktbeherrschende Stellung von MS-DOS durchsetzen konnte.

1991 verkaufte Kildall Digital Research an Novell und zog nach West Lake Hills, einen Vorort von Austin, Texas. Hier gründete er das Unternehmen Prometheus Light and Sound und engagierte sich für AIDS-infizierte Kinder und Jugendliche.

Obwohl er durch den Verkauf von Digital Research an Novell zu einem sehr wohlhabenden Mann geworden war (120 Millionen Dollar), brachte dies Gary Kildall im Privaten wenig Glück. Freunde berichteten, dass die Tatsache, dass Leute wie Bill Gates und Steve Jobs angesichts des Siegeszugs des Personal Computers als Pioniere gefeiert wurden, während er (wie andere auch) zusehends in Vergessenheit geriet, ihn tief kränkte – obwohl er dies niemals öffentlich gemacht hat. Zudem zerbrach auch seine zweite Ehe.

Ob PC-DOS die Urheberrechte an CP/M verletzte ist bis heute Gegenstand von Spekulationen. Es gibt Gerüchte über angedrohte Gerichtsprozesse und geheime Übereinkünfte, aber keine der beiden Seiten hat jemals öffentlich darüber gesprochen. Kurz vor seinem Tod am 11. Juli 1994 schrieb Kildall zwar noch seine 226 Seiten starken Memoiren, die angeblich auch eine Abrechnung mit Microsoft enthalten, sie wurden aber bis heute nicht veröffentlicht. Sie dienten allerdings als Vorlage für ein Kapitel über Gary Kildall in einem 2004 erschienenen Buch von Harold Evans: They Made America. Die letzten Jahre seines Lebens arbeitete Gary Kildall intensiv an einem Manuskript für ein Buch: Computer Connections: People, Places, and Events in the Evolution of the Personal Computer Industry.

Kildall war der festen Überzeugung, dass PC-DOS seine Urheberrechte an CP/M verletze. Aber die Rechtsprechung bezüglich Computer-Software steckte damals noch in den Kinderschuhen. Die historische Entscheidung im Fall Apple gegen Franklin, die erstmals die Anwendbarkeit des Urheberrechts auf Software in den USA bestätigte, lag erst zwei Jahre zurück und nach Angaben von Mitarbeitern und Freunden wollte sich Kildall auch nicht auf eine langwierige und kostspielige gerichtliche Auseinandersetzung mit IBM einlassen. Viele Jahre später soll Gary Kildall in mehreren Interviews gesagt haben: „Fragen Sie Bill [Gates], warum die Zeichenkette in Funktion 9 mit einem Dollarzeichen endet. Er kann nicht antworten. Nur ich weiß es.“

Gary Kildall starb am 11. Juli 1994 im Alter von 52 Jahren an Verletzungen, die er sich bei einer Kneipenschlägerei in einer Motorradrocker-Bar in Monterey, Kalifornien, zugezogen hatte - nicht, wie es in einigen damaligen Berichten hieß, an einem Sturz.

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