Kinderhilfswerk für die Dritte Welt

Kinderhilfswerk für die Dritte Welt

Hans-Georg Graichen (* 12. August 1919 in Hamburg; † 8. Dezember 2008 in Hamburg) war ein deutscher Steuerberater. Er leitete das Generalkonsulat der Republik Mali in Hamburg und war Vorstandsvorsitzender im Kinderhilfswerk für die Dritte Welt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Studium der Rechtswissenschaften und der Promotion zum Dr. jur. über koloniales Staats- und Völkerrecht im Jahre 1948 war Graichen zunächst als Steuerberater in Hamburg tätig. 1966 wurde er Präsident des Bundesverbandes der steuerberatenden Berufe und Mitglied der Hamburger Finanz- und Kulturdeputation.

1975, ein Jahr nach seiner Akkreditierung als malischer Honorarkonsul, gründete er das Kinderhilfswerk für die Dritte Welt, das seither in zwölf Ländern in Afrika, Südamerika und Asien, vorwiegend in Mali, Gesundheits- und Bildungsprojekte zugunsten von benachteiligten Kindern und Jugendlichen durchführt.

Leistungen

Auf Graichens Initiative wurde 1978 in Mali und Senegal erstmals eine länderübergreifende Massenimpfung mit einer Million Impfeinheiten gegen Poliomyelitis durchgeführt. Für diese humanitäre Pioniertat erhielt er 1979 den Ehrentitel Commandeur de l’Ordre National, den höchsten malischen Verdienstorden, der an Nichtmalier verliehen wird. Im Jahr darauf folgte eine vergleichbare Ehrung durch den Staat Senegal mit der Ernennung zum Officier de l’Ordre du Lion du Sénégal.

Im Vorstand des Kinderhilfswerks für die Dritte Welt e. V. etablierte Graichen weltweit etwa 35 Hilfsprojekte wie Schulen, Gesundheitszentren, Waisenhäuser und Betreuungsstätten für Straßenkinder. Als Honorargeneralkonsul der Republik Mali vertrat er 34 Jahre lang die politischen und kulturellen Interessen eines der ärmsten Länder Afrikas.

Für sein humanitäres Lebenswerk erhielt Hans-Georg Graichen 2005 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

Kinderhilfswerk für die Dritte Welt

Das von Graichen 1975 gegründete Kinderhilfswerk für die Dritte Welt ist eine neutrale, gemeinnützige und unabhängige Hilfsorganisation mit Hauptsitz in Hamburg, Deutschland, einem Zweigsitz in Berlin und einer operativen Zentrale in Bamako, Republik Mali (Westafrika). Seit 1975 widmet sich das Kinderhilfswerk mit vier hauptamtlichen und zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeitern dem Basisgesundheitsdienst, der Bildungsförderung, Straßenkinderprojekten und der Waisenbetreuung in neun Ländern in Afrika, Südamerika und Indien. 1978 initiierte das Hilfswerk die erste länderübergreifende Massenimpfung mit 1 Mio. Impfeinheiten gegen Poliomyelitis in Mali und Senegal. Mit knapp über 5.000 Förderern im deutschsprachigen Raum zählt die Organisation zu den mittelgroßen NGOs. Seit 1992 wird dem Kinderhilfswerk für die Dritte Welt das DZI-Spendensiegel verliehen, es ist Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband.[1]

Ziele des Kinderhilfswerks für die Dritte Welt

Ziele des Kinderhilfswerks für die Dritte Welt sind

  • die Förderung und der flächendeckende Ausbau der medizinischen Versorgung in ländlichen Gebieten der Republik Mali durch den Bau von Gesundheitszentren und Impfstationen sowie durch soziale Beratungseinrichtungen für Schwangere und junge Mütter;
  • die strukturelle Erweiterung von Bildungsangeboten in benachteiligten Erdregionen durch die Errichtung, Ausstattung und pädagogische Unterstützung von Grundschulen (Mali, Nepal);
  • Nothilfe für gesunde und körperlich behinderte Kinder, Waisen und Straßenkinder durch Stärkung von lokal etablierten Betreuungseinrichtungen und Integrationsprogrammen u. a. in Santhigiri (Indien), Cruzeiro do Sul (Brasilien), Malis Hauptstadt Bamako und in Musasa Ruli (Ruanda);
  • die schulische Ausbildung, soziale Integration und berufliche Qualifizierung von Blinden und Sehgeschädigten in Mali, u. a. durch die Unterstützung der integrativen Internatsschule U.M.AV. in Bamako, die blinde und sehende Schülerinnen und Schüler in gemischten Klassen zu einem staatlichen Schulabschluss führt;
  • die Stiftung interkulturellen Austausches durch Einbindung deutscher Schüler in pädagogische und soziale Entwicklungsprojekte mit mehrwöchigen praktischen Einsätzen im Projektgebiet;
  • die Qualifizierung von Arbeitslosen in Deutschland durch die Integration in zweckgebundene Projekte, z. B. die Sammlung und Reparatur von medizinischen Sachspenden oder die Entwicklung von didaktischem Material für den naturwissenschaftlichen Unterricht in den Projektschulen.

Projekte

Das Kinderhilfswerk für die Dritte Welt betreibt und unterstützt heute weltweit 35 Hilfsprojekte zur Steigerung der Lebenssicherheit von Kindern und Jugendlichen. Die wichtigsten sind

  • 14 Gesundheitszentren in allen Landesteilen des südlichen Mali mit Entbindungs- und Krankenstationen, Mutter-Kind-Betreuung, Beratungsstellen für geburtliche Vor- und Nachsorge, Ernährung, Sexualaufklärung und Familienplanung;
  • 9 Grundschulen in Mali und Nepal für etwa 2.000 Schülerinnen und Schüler;
  • 8 Betreuungsprojekte für sozial und/oder gesundheitlich beeinträchtigte Kinder und Jugendliche in Brasilien, Argentinien, Uruguay, Chile, Sri Lanka, Ruanda, Südafrika und Indien.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Portrait des Kinderhilfswerks. In: Greenpeace-Magazin vom 10. April 2009.

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