Klassenunterricht

Klassenunterricht
Symbolgrafik des Frontalunterrichts

Mit dem Begriff Frontalunterricht wird häufig die Arbeitsform oder Methode des Lehrervortrags oder des fragend-entwickelnden Unterrichts assoziiert, obschon es sich beim Klassenunterricht zunächst einmal um eine Sozialform handelt. Somit gerät der Begriff häufig in die Kritik - die heute meist favorisierten reformpädagogischen Methoden stehen den Arbeitsformen diametral gegenüber und sollen von ihnen grundsätzlich abgelöst werden. Frontalunterricht kann aber auch bei alternativen Methoden intensiv angewendet werden. Als Sozialform im herkömmlichen Sinn soll und wird Klassenunterricht aber auch bei vielen Unterrichtsformen weiterhin verwendet. Bis heute ist Frontalunterricht in der Lehrerausbildung fast ein Unwort; Lehramtsreferendaren wird oft der Eindruck vermittelt, dass alle anderen Sozialformen per se überlegen seien.

Frontalunterricht in Mathematik für Erwachsene
Teilnehmerin einer Erwachsenenbildung trägt Unterrichtseinheit vor (LdL)

Weitere Sozialformen sind Gruppenarbeit, Partnerarbeit und Einzelarbeit. Beim Klassenunterricht ist, anders als bei den anderen Sozialformen, die Lerngruppe nicht aufgeteilt; alle sind im Idealfall mit der gleichen Aufgabe beschäftigt; jeder Beitrag beansprucht die Aufmerksamkeit aller. Der Lehrer ist dabei und wirkt kontrollierend, steuernd, leitend oder dozierend mit. Bei der Methode Lernen durch Lehren (LdL) wird die Steuerung des Unterrichts phasenweise oder durchgehend auf Schüler übertragen.

Klassenunterricht kann in sehr unterschiedlichen Arbeitsformen stattfinden. Bei weitem am häufigsten werden Lehrervortrag, fragend-entwickelnder Unterricht, Unterrichtsgespräch eingesetzt, aber auch Demonstrationsexperimente, Kopfrechenübungen, Spiele und viele andere Unterrichtsmethoden sind Formen von Klassenunterricht.

Der Begriff Frontalunterricht wird uneinheitlich verwendet: entweder gleichbedeutend mit "Klassenunterricht" oder aber eingeschränkt auf bestimmte Arbeitsformen, zumeist Lehrervortrag und fragend-entwickelnder Unterricht. Wiechmann (2000) hat den Ursprung des Worts "Frontalunterricht" auf einen Aufsatztitel von Petersen und Petersen (1954) zurückverfolgen können; seit den 1960er wurde der Ausdruck wie selbstverständlich benutzt, zumeist in pejorativer Absicht, um die favorisierte Gruppenarbeit davon abzuheben. Obwohl der Frontalunterricht der am meisten verwendete Unterrichtsstil im Schulalltag ist, ist er ein Stiefkind der wissenschaftlichen Didaktik [1].

Spezielle Konzepte für Klassenunterricht sind u. a.:

  • der direkte Unterricht, den Jochen Grell aus Amerika (re)importiert hat.
  • der genetisch-exemplarisch-sokratische Unterricht von Martin Wagenschein. Mit diesem Unterrichtsverfahren versuchte Martin Wagenschein von der Schule als „Erledigungsmaschine“ zum „oberflächlichen Durchlaufen des Kenntniskataloges“ im typischen wissensbasierten Frontalunterricht abzukommen. Er will nicht sofort die gewünschten Ergebnisse den Schülern ausformuliert präsentieren, bzw. die Schüler auf festen Bahnen durch gezielte Lehrerfragen dorthin lenken, sondern ihnen Raum für eigene Überlegungen bieten. Der Lehrer gibt durch seine Fragen lediglich Denkanstöße.

Literatur

  • Karl Aschersleben: Frontalunterricht - klassisch und modern. Eine Einführung, Luchterhand Verlag, Neuwied, Kriftel, 1999.
  • Herbert Gudjons: Frontalunterricht neu entdeckt - Integration in offene Unterrichtsformen, Beltz Verlag, 2003, ISBN 3-781-51124-3.
  • Herbert Gudjons: Frontalunterricht - aber gut, in: Herbert Godjons (Hrsg.): Methodik zum Anfassen. Unterrichten jenseits von Routinen, Bad Heilbrunn/Obb., S. 9-40.
  • P. Petersen und E. Petersen: Die Analyse des Frontalunterrichts mit Hilfe von erziehungswissenschaftlicher Aufnahme und Tatsachenliste, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena 3, 1954, S. 509-529.
  • Jürgen Wiechmann: Frontalunterricht, in: Zwölf Unterrichtsmethoden, Beltz, 2000.
  • Hilbert Meyer: Unterrichtsmethoden, Praxisband II, Cornelsen Verlag, 12. Aufl., Berlin 2003, S. 182-226.

Einzelnachweise

  1. Herbert Gudjons, Frontalunterricht neu entdeckt - Integration in offene Unterrichtsformen, Beltz Verlag

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Frontalunterricht — Mit dem Begriff Frontalunterricht wird häufig die Arbeitsform oder Methode des Lehrervortrags oder des fragend entwickelnden Unterrichts assoziiert, obschon es sich beim Klassenunterricht zunächst einmal um eine Sozialform handelt. Somit gerät… …   Deutsch Wikipedia

  • Aktionsform — In der Fachsprache der Didaktik ist jeder Unterrichtsphase üblicherweise genau eine Sozialform und eine Arbeitsform zugeordnet. Der Sprachgebrauch ist allerdings insofern uneinheitlich, als nicht immer klar zwischen Sozial und Arbeitsform… …   Deutsch Wikipedia

  • Arbeitsform — In der Fachsprache der Didaktik ist jeder Unterrichtsphase üblicherweise genau eine Sozialform und eine Arbeitsform zugeordnet. Der Sprachgebrauch ist allerdings insofern uneinheitlich, als nicht immer klar zwischen Sozial und Arbeitsform… …   Deutsch Wikipedia

  • Direktes Unterrichten — Direkter Unterricht ist eine Unterrichtskonzeption (ein didaktisches Modell ), die von der Prämisse ausgeht, es sei Aufgabe des Lehrers, den Schülern etwas beizubringen, und daraus Regeln für die möglichst effektive Gestaltung von… …   Deutsch Wikipedia

  • Lesen lernen — Schriftspracherwerb nennt man das Lesen und Schreiben Lernen bzw. das Erlernen der Schriftsprache. Lesen (Lesekompetenz) und Schreiben (Schreibkompetenz) gehören zu den grundlegenden Kulturtechniken, die gewöhnlich in der Grundschule erworben… …   Deutsch Wikipedia

  • Schreiben lernen — Schriftspracherwerb nennt man das Lesen und Schreiben Lernen bzw. das Erlernen der Schriftsprache. Lesen (Lesekompetenz) und Schreiben (Schreibkompetenz) gehören zu den grundlegenden Kulturtechniken, die gewöhnlich in der Grundschule erworben… …   Deutsch Wikipedia

  • Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe„Ulrich-von-Hutten“ — Mitte der 1990er Jahre gab es in Frankfurt (Oder) etwa 15.000 Schüler. Für das Schuljahr 2008/2009 werden nur noch etwa 5.500 erwartet. 2004 gab es 1.690 Schüler in Grund , 1663 in Gesamt , 858 in Realschulen, 2.498 in Gymnasien, 4.320 in… …   Deutsch Wikipedia

  • Schriftspracherwerb — nennt man das Lesen und Schreiben Lernen bzw. das Erlernen der Schriftsprache. Lesen (Lesekompetenz) und Schreiben (Schreibkompetenz) gehören zu den grundlegenden Kulturtechniken, die gewöhnlich im Grundschulalter erlernt werden. Lesen und… …   Deutsch Wikipedia

  • Schulen in Frankfurt (Oder) — Mitte der 1990er Jahre gab es in Frankfurt (Oder) etwa 15.000 Schüler, im Schuljahr 2008/2009 betrug deren Anzahl noch rund 9.300. Davon besuchten 2307 Schüler die Grundschule, 1231 eine der drei Gesamtschulen (inkl. Waldorfschule), 294 die… …   Deutsch Wikipedia

  • Sozialform — In der Fachsprache der Didaktik werden durch die Sozialform die Beziehungen im Unterricht geregelt. Äußerlich ist sie in der Sitz und Raumordnung erkennbar, innerlich zeigt sie die Kommunikations und Interaktionsstruktur an. Der Begriff wurde… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”