Klaus Zernack

Klaus Zernack

Klaus Zernack (* 14. Juni 1931 in Berlin) ist ein deutscher Historiker, dessen Forschungsschwerpunkt auf Ostmitteleuropa und Osteuropa liegt.

Geboren als Sohn eines Polizisten, erlebte er das Kriegsende in Berlin, wo er 1949 auch Abitur machte. Anschließend studierte er Geschichtswissenschaft, Slavistik, Germanistik und Philosophie an der Freien Universität Berlin, in Münster und Uppsala (bis 1956). 1957 wurde er in Münster mit einer Arbeit über die schwedisch-russischen Beziehungen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts promoviert. Anschließend unterrichtete er sechs Jahre lang Schwedisch an der Universität. 1964 folgte die Habilitation über slawische Volksversammlungen im Mittelalter bei Herbert Ludat an der Universität Gießen. Von 1966 bis 1978 war Zernack Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Frankfurt am Main, von 1978 bis 1984 in Gießen und von 1984 bis 1999 an der FU Berlin.

Zernack gab seit Mitte der 1960er Jahre der deutschen Osteuropaforschung ein neues Gesicht, indem er sie allmählich von der zuvor dominierenden Ostforschung löste, die ihren Schwerpunkt auf die Rolle der Deutschen in der Geschichte Osteuropas gelegt hatte. Dies galt insbesondere für die Behandlung der Geschichte Polens und wurde besonders deutlich in seiner Arbeit in der Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission der UNESCO, deren deutscher Vorsitzender er von 1987 bis 2000 war.

Zu seinen wichtigsten Werken gehört eine Einführung in die osteuropäische Geschichte aus dem Jahre 1977 sowie sein Buch Polen und Rußland. Zwei Wege in der europäischen Geschichte von 1994. Er war Herausgeber und Mitautor des Handbuchs der Geschichte Rußlands.

Für seinen Beitrag zur deutsch-polnischen Versöhnung wurde er mit den Ehrendoktorwürden der Universitäten Posen (1989) und Warschau (1997) ausgezeichnet. Ferner erhielt er im Jahre 2004 den Samuel-Bogumil-Linde-Preis der Städte Göttingen und Toruń sowie 2010 den DIALOG-Preis der Deutschen-Polnischen Gesellschaft Bundesverband. Er ist Mitglied von Wissenschaftsakademien in Berlin, Posen, Krakau und Stockholm.

Schriften (Auswahl)

  • Studien zu den schwedisch-russischen Beziehungen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Gießen 1958
  • Die burgstädtischen Volksversammlungen bei den Ost- und Westslaven. Wiesbaden 1967.
  • Osteuropa. Eine Einführung in seine Geschichte. München 1977.
  • Preußen – Deutschland – Polen. Aufsätze zur Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen. Berlin 1991.
  • Nordosteuropa. Skizzen und Bausteine zu einer Geschichte der Ostseeländer. Lüneburg 1993.
  • Polen und Russland. Zwei Wege in der europäischen Geschichte. Berlin 1994 (poln. Ausgabe: Warschau 2000).

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