Kleinkabinenbahn Vallée Blanche

Kleinkabinenbahn Vallée Blanche
Station auf der Pointe Helbronner
Über dem Glacier du Géant, rechts unten das Mer de Glace
Hängende Seilstütze, Blick Richtung Aiguille du Midi
Kabinen unter der Hängenden Seilstütze
Hängende Seilstütze

Die Kleinkabinenbahn Vallée Blanche (Télécabine Panoramic Mont-Blanc, früher Télécabine de la Vallée Blanche) ist eine Luftseilbahn in der Mont-Blanc-Gruppe, die nach vierjähriger Bauzeit im Jahr 1958 in Betrieb genommen wurde. Sie verbindet die Aiguille du Midi und die Pointe Helbronner über eine Distanz von fast 5 km miteinander. Die Fahrt bietet einen weiten Blick auf den Mont Blanc und die umliegenden schroffen Berge und das tief unter den Gondeln liegende Vallée Blanche, den Glacier du Géant, den Glacier du Tacul und das Mer de Glace. Man kann vom französischen Chamonix mit einer Seilbahn auf die Aiguille du Midi fahren, von dort mit der Kleinkabinenbahn zur Pointe Helbronner schweben und anschließend auf der italienischen Seite mit der Funivie Monte Bianco nach La Palud bei Courmayeur hinunterfahren und so eine Alpenüberquerung per Seilbahn erleben. Die Kabinen überqueren die Strecke zwischen dem Aiguille du Midi und der Pointe Helbronner in 30 bis 35 Minuten einschließlich 5 kurzer Stopps, während denen je eine Kabinengruppe in den Endstationen anhält.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Technisch gesehen handelt es sich um eine Gruppenbahn bzw. eine Zweiseilumlaufbahn mit festen Tragseilen und einem umlaufenden Zugseil, das die 12 Gruppen aus je drei kleinen Kabinen bewegt.

Von der Station an der Aiguille du Midi in einer Höhe von 3 778 m überquert die Seilbahn zunächst auf einer Länge von 1 684 Metern das Vallée Blanche, ein Gletschertal, zur Winkelstation am Gros Rognon (3 536 m), wo die Trasse mittels fester Schienen um ca. 8° nach rechts gelenkt wird und sich die Spanngewichte der Tragseile befinden. Diese Winkelstation hat für jede Richtung eigene Gebäude, die im Abstand von ca. 50 m voneinander stehen und durch einen Gang miteinander verbunden sind. Deshalb wird auf dem ersten Teilstück der Abstand der beiden Seiltrassen immer größer, während sie sich auf dem zweiten Teilstück wieder einander annähern.

Hinter der Winkelstation Gros Rognon überquert sie den Gletscher Glacier du Géant auf einer Länge von 2 831 Metern ohne Stütze. Obwohl die Seile dort bis zu 255 m durchhängen, schweben die Kabinen immer noch ca. 300 m über dem Gletscher.

Zwischen den Felsen des Großen und des Kleinen Flambeau sind drei rund 315 Meter lange Stahlseile gespannt, welche die Rolle der Seilbahnstütze übernehmen (Pylône suspendu/Hängende Stütze). Man entschloss sich seinerzeit zu dieser auch heute noch einmaligen Ausführung, weil der Gletscher als Standort einer hohen Turmkonstruktion ungeeignet ist. Zwischen den Verankerungen dieser Seile besteht eine Höhendifferenz von 136 m. Außerdem verlaufen diese Seile in einem Winkel von ca. 23 ° schräg zur Seilbahntrasse, so dass auch die beiden Rollengruppen in einer Höhe von 3 466 m versetzt nebeneinander hängen. Unter den durchfahrenden Kabinen verbleibt auch bei hoher Schneelage noch eine lichte Höhe von etwa 20 m.

Von dieser Seilstütze aus führt die Seilbahn noch einmal mit einer Spannweite von 447 Metern zur Pointe Helbronner in ebenfalls 3 466 m Höhe, wo sich die Spanngewichte für das insgesamt 10 200 m lange umlaufende Zugseil befinden, das vom Hauptmotor auf der Aiguille du Midi angetrieben wird. In der Station auf der Pointe Helbronner befindet sich ein Notfallmotor.

Die Entfernung zwischen den beiden Endstationen beträgt 4 972 m bzw. 4 968 m in der Horizontalen.

Die Tragseile haben einen Durchmesser von 30 mm, das Zugseil ist 16 mm stark. Die Kabinen fahren mit einer Geschwindigkeit von maximal 7 m/s (25,2 km/h), aber nur 2 m/s in der Winkelstation und beim Übergang über die Hängende Stütze. Die Seilbahn hat eine Förderleistung von nur 220 Personen pro Stunde, was zumindest in der Hochsaison eine Anmeldung erforderlich macht.

Von den Passagieren meist unbemerkt bleibt eine kleine, einfache, einspurige Pendelbahn, mit der die Wartungstechniker von der Aiguille du Midi zur Winkelstation am Gros Rognon gelangen können.

Geschichte

Die Kleinkabinenbahn Vallée Blanche wurde von dem italienischen Ingenieur Dino Lora Totino konzipiert und in jahrelanger Arbeit entwickelt. Er hatte bereits die Seilbahn von Breuil-Cervinia zum Theodulpass bauen lassen; an der von ihm beabsichtigten Verbindung mit Zermatt war man dort jedoch nicht interessiert. So wandte sich Totino der Verbindung von Courmayeur nach Chamonix zu, da es bereits eine Seilbahn zum Rifugio Torino unterhalb der Pointe Helbronner gab und auf der anderen Seite die Idee einer Seilbahn auf die Aiguille du Midi (auch unter dem Einfluss von Totino) konkrete Formen annahm. Für die damaligen Verhältnisse mussten extreme Schwierigkeiten überwunden werden. Die Seilbahnen auf die Aiguille du Midi und über das Vallée Blanche waren die höchsten der Welt, es gab noch keinen Hubschraubertransport, es hatte noch nie jemand ein 10 km langes Zugseil in diesen Höhen verlegt (dessen Kabeltrommel immer noch in Chamonix stand, als der Anfang des Zugseils schon auf die Pointe Helbronner gezogen war).

Nach der Fertigstellung der Seilbahn auf die Aiguille du Midi wurde die Kleinkabinenbahn von der italienischen Firma Agudio ausgeführt. Sie wurde 1995 überholt, erhielt 1997 neue Kabinen und wurde vor kurzem erneut renoviert.

Unglück

Im August 1961 kam es zu einem schweren Unglück, als ein Flugzeug der französischen Luftstreitkräfte das Zugseil der Seilbahn zerriss, wobei drei Gondeln abstürzten und sechs Personen ums Leben kamen. Der Pilot konnte die nur am Seitenleitwerk beschädigte Maschine sicher landen.

Geographische Koordinaten

Siehe auch

Weblinks

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