- Androgyn
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Androgynie (von altgr. ἀνήρ, Gen. ἀνδρός = Mann, γυνή = Frau) bedeutet „weibliche und männliche Merkmale vereinigend“. Es wird oft synonym zu „zwitterhaft“ verwendet, was aber biologisch nicht korrekt ist (siehe Zwitter).
Inhaltsverzeichnis
Medizin
In der Medizin ist Androgynie (häufig auch Androgynität) eine Bezeichnung für den männlichen Pseudohermaphroditismus.
Psychologie
In der Persönlichkeitspsychologie werden Männlichkeit (Instrumentalität) und Weiblichkeit (Expressivität) als voneinander unabhängige Persönlichkeitsdimensionen gesehen, die die psychosozialen Aspekte der Geschlechtlichkeit, die Geschlechtsrollenorientierung, beschreiben.[1] Menschen, die hohe Werte auf beiden Skalen haben, also ein sowohl männliches als auch weibliches geschlechtsrollenbezogenes Selbstbild aufweisen, werden als Androgyne bezeichnet.[2]. Teilweise wurde angenommen, dass Androgyne tendenziell psychisch gesünder sind, da ihnen eine größere Bandbreite an Verhaltensweisen zur adäquaten Lösung von Problemen bereitsteht.[1][3] Diese Annahme konnte sich in aktueller Forschung jedoch nicht behaupten.[4]
Allgemein
Umgangssprachlich werden Menschen, welche sich bewusst als nicht geschlechtlich zugeordnet darstellen oder anderen Menschen so erscheinen, als androgyn bezeichnet. Schwach ausgeprägte Sekundäre Geschlechtsmerkmale bzw. Sekundäre Geschlechtsmerkmale des anderen Geschlechts sind oft für diese Einschätzung verantwortlich; Kleidungswahl und Verhalten können jedoch auch als androgyn ausgelegt werden.
Insbesondere androgyne Männer sind und waren in der Visual-Kei-, in der Emo- und in Teilen der Gothic-Szene, aber auch in der mittlerweile erloschenen New-Romantic-Bewegung weit verbreitet. Oft gelten sie sogar als Sexsymbol, wie zum Beispiel Ville Valo, Brian Molko, Mick Jagger, Boy George, Robert Smith oder Bill Kaulitz. Durch Musiker wie David Bowie wird Androgynität auch über diese Szenen hinaus bekannt. Weibliche Vertreter sind die Sängerinnen Grace Jones, Amanda Lear und Annie Lennox sowie die Schauspielerinnen Brigitte Lin, Katherine Moennig, Daniela Sea, Tilda Swinton, Jenette Goldstein und Model Agyness Deyn.
In der Untersuchung Die physische Attraktivität androgyner Gesichter[5] wurden mit Hilfe von digitalen Bildbearbeitungsverfahren androgyne Bilder von Männern und Frauen erzeugt und Probanden vorgelegt. Je androgyner die Bilder waren, desto weniger attraktiv wurden sie beurteilt (allerdings ist dieser Einfluss sehr gering). Dafür fanden die Testpersonen sie „jünger, kindlicher, sympathischer und weiblicher“.
Mythen
In vielen Schöpfungsmythen werden die menschlichen Wesen als androgyn beschrieben. In der persischen Mythologie lebte das erste Menschenpaar, Licht und Dunkelheit, im Garten Eden gemeinsam in einem Körper, bis Ahura Mazda sie trennte. Die griechischen Mythen erzählen eine ähnliche Geschichte: Prometheus formte den Menschen androgyn aus Lehm, und Athene verlieh ihnen Leben. Göttervater Zeus trennte die ursprünglichen Kugelmenschen und entnahm dem weiblichen Körper ein Stück Lehm, welches er dem Manne ansetzte. So haben Frauen bis heute eine blutende Öffnung, Männer ein zusätzliches Stück Körper und beide fühlen sich zueinander hingezogen.
Siehe auch
Heteronormativität - Heterosexismus - Pathologisierung - Queer Theory - Monözisch (einhäusig) - Transvestitismus
JanuariusLiteratur
- Dorothee Bierhoff-Alfermann: Androgynie. Möglichkeiten und Grenzen der Geschlechterrolle. Westdeutscher Verlag, Opladen 1989 ISBN 3531118617
- Neuer Berliner Kunstverein (Hrsg.): Androgyn. Sehnsucht nach Vollkommenheit. Dietrich Reimer, Berlin 1986 ISBN 3-496-01037-1
- S. L. Bem: The measurement of psychological androgyny. In: Journal of Consulting and Clinical Psychology, 42, 155–162, 1974
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Bem, 1974
- ↑ Bierhoff-Alfermann D. 1989: Androgynie - Möglichkeit und Grenzen der Geschlechterrollen, Opladen
- ↑ Spence, J.T. 1984: Gender Identity and its Implications for concepts of masculinity and feminity, Nebraska Symposium on Motivation, 60 - 95
- ↑ Matlin 2004: The Psychology of Gender
- ↑ Untersuchung über „Die physische Attraktivität androgyner Gesichter“ von Ansgar Feist, am Psychologischen Institut, Universität zu Köln (10. Mai 2006)
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