- Athene
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Athena (griechisch Ἀθηνᾶ, bei Homer Athene), ist eine Göttin der griechischen Mythologie. Sie ist die Göttin der Weisheit, der Strategie und des Kampfes, des Handwerks und der Handarbeit sowie Schutzgöttin und Namensgeberin der griechischen Stadt Athen. Ihr entspricht die römische Göttin Minerva.
Inhaltsverzeichnis
Name und Beinamen
Der Name der Göttin ist
- Altgriechisches Attisch: Ἀθηνᾶ („Athēnâ“)
- Altgriechisches Ionisch: Ἀθήνη („Athēnē“)
- Altgriechisches Dorisch: Ἀθάνα („Athānā“) [1]
- Neugriechisch: Αθηνά („Athiná“)
Bekannte Beinamen der Athena sind:
- Παλλὰς Ἀθηνᾶ (Pallás Athēnâ): Pallas war der Name der mythischen Pallas, Tochter des Meeresgottes Triton, des Ziehvaters der Athena
- Παρθένος (Parthénos): „[die] Jungfrau“
- Πρόμαχος (Prómachos): „[die] Vorkämpfende“, „[die] Vorauskämpfende“, „[die] in vorderster Linie Kämpfende“, „[die] Verteidigerin“
- Γλαυκώπις Ἀθηνᾶ (Glaukōpis Athēnâ): „[die] eulenäugige Athena“, „[die] „helläugige Athena“
- Αρεία (Areía): als Verteidigerin des Orestes
- Ἀθηνᾶ Εργάνη (Athēnâ Ergánē): als Schutzpatronin der Handwerker und der Künstler
- „Ἀτρυτώνη“ (Atrytōne): „[die] Unermüdliche“, „[die] Unüberwindliche“
- Πολιάς (Poliás): „[die] Stadtgöttin“
- Πατροίη (Patroiē): „[die] Beschützerin“
Herkunft des Namens
Der Name Athena ist vorgriechisch und wahrscheinlich nicht indoeuropäischen Ursprungs. Die Bedeutung ist unklar. Ein aus Knossos stammendes Tontäfelchen mit Linear B-Text aus mykenischer Zeit nach 1500 v. Chr. nennt „a-ta-na-po-ti-ni-ja“. Dies wurde lange Zeit als „Herrin Atana“ übersetzt und es wurde angenommen, dass „Atana“ eine weit verbreitete Burggöttin war. Eine neuere Übersetzung ist „Mädchen aus Athen“, was bedeuten würde, dass Athen der Herkunftsort der Göttin ist und sie schon in dieser Zeit eng mit der Stadt verbunden war.
Schutzgöttin und Weggefährtin
Athena ist Schutzgöttin und Namensgeberin Athens. Sie gilt als Göttin der Städte, der Weisheit und des Kampfes, so auch der Kriegstaktik und der Strategie; außerdem ist sie Schirmherrin der Künste und der Wissenschaften. Athena war die Hüterin des Wissens und fungierte als Palast- und Schutzgöttin der mykenischen Herrscher; sie beschützte Spinner, Weber und andere Handwerker.
In der Ilias, den Geschehnissen des Trojanischen Krieges, „kämpft“ Athena auf Seiten der Griechen. In Homers Odyssee behütet und „begleitet“ sie Odysseus bei seinen gefahrvollen Abenteuern. Auch führt sie Perseus bei der Enthauptung der Medusa.
Familie
Athena war eine Tochter des Zeus und der Metis (vergleiche die Theogonie des Hesiod). Zeus hatte die von ihm mit zwei Kindern schwangere Metis verschlungen, da prophezeit worden war, eine Tochter sei Zeus ebenbürtig, ein Sohn werde ihn jedoch stürzen. Als er danach unter großen Kopfschmerzen litt, zerschlug Hephaistos auf Zeus' Befehl hin dessen Haupt (was er als Göttervater überstand). Daraus entsprang in voller Rüstung Athena. Sie wurde daher als eine Verkörperung des Geistes (da aus dem Kopf des Zeus = Kopfgeburt; siehe Namensherleitung) und damit der Weisheit und Intelligenz angesehen. Der Bruder der Athena blieb in Metis (beziehungsweise in Zeus) ungeboren und unbenannt. Die Hephaistos-Episode ist nicht in allen Versionen vorhanden.
In einer besonderen Version des Mythos entsprang Athena in Rüstung dem Mund des Zeus und zwang ihn, ihre verschlungenen Geschwister freizugeben. Als Schutzgöttin der Stadt Athen wurde sie daher auch oft in voller Kriegsrüstung dargestellt.
Ihr Ziehvater war der Flussgott Triton, mit dessen Tochter Pallas sie aufwuchs. Athena tötete diese versehentlich während eines Kampfspiels mit Wurfspeeren. Zum Andenken schuf Athena eine Statue, das Palladion, und übernahm den Namen der Getöteten: Παλλὰς Ἀθηνᾶ – Pallas Athēnâ.
Charakterisierung
Wie viele griechische Gottheiten war Athena überaus leicht zu kränken: So verwandelte sie Arachne, die behauptete, die Göttin in der Webkunst zu übertreffen, in eine Spinne.
Sie ging niemals eine Liebesbeziehung ein, daher auch der Beiname Parthenos „die Jungfräuliche“ (vergleiche auch Artemis). Doch hauchte sie auf Bitten ihres Freundes, des Titanen Prometheus, den Menschen Wissen und Weisheit ein.
Nach der Legende buhlten Poseidon und Athena um die Schirmherrschaft einer Stadt. So hielten sie einen Wettstreit ab: Wer der Stadt das nützlichere Geschenk mache, hätte gewonnen. Poseidon gab einen Brunnen (oder auch eine Quelle), der jedoch nur Salzwasser spendete; Athenas Gabe war der Olivenbaum und damit dessen Holz und Früchte. So wurde Athena die Schutzgöttin der Stadt, die seitdem ihren Namen trägt: Ἀθῆναι – Athen.
Ihr Heiligtum war der Parthenon, die Statue der Athena Promachos (πρόμαχος promachos = die Vor- oder Vorauskämpfende), welche sie in voller Rüstung zeigt, war ihr größtes Standbild auf der Akropolis.
Rollen in den Mythen
In den zwei größten Epen Griechenlands, der Ilias und der Odyssee von Homer, ist Athena (auch als Gegnerin Trojas) die Schutzgöttin des Odysseus. Ihr bei Homer stehendes Attribut „eulenäugig“ (glaukōpis) bedeutet möglicherweise, dass sie im Dunkeln sehen konnte; nach einer anderen Interpretation verweist das Attribut auf große Augen, die in der Antike als Schönheitsideal galten (in ähnlicher Weise findet sich bei Hera auch der Beiname „die Kuhäugige“, was keinesfalls herabwürdigend, sondern wieder als Verweis auf große Augen zu verstehen ist). Jedenfalls war die Eule ihr symbolisch zugeordnet und erschien auch auf den athenischen Münzen – daher die seit der Antike bekannte Redensart „Eulen nach Athen tragen“ (γλαῦκας εἰς Ἀθῆνας κομίζειν, γλαῦκ' Ἀθήναζε ἡγείσθαι) für „etwas Überflüssiges tun“. Auch heute ist ein Teil dieser athenischen Münze auf der griechischen Ein-Euro-Münze zu sehen.
Anmerkung: Mit dem Adjektiv „eulenäugig“ (γλαυκῶπις (glaukōpis) bzw. γλαυκώψ (glaukóps) aus: γλαῦξ – die Eule und ὤψ – das Auge) bezeichnet Homer die Eigenschaft „helläugig“. Im alten Griechenland gab es, wie auch heute noch, sowohl helläugige als auch dunkeläugige Menschen. Für Athena gebrauchte Homer deshalb auch nie das Beiwort „kuhäugig“ (βοῶπις – boôpis, abgeleitet von βοῦς boûs – das Rind, die Kuh und ὤψ). Diese Bezeichnung gab er vielmehr der Göttin Hera.
Nachwirkung
In Buchtiteln erscheint ihr Name häufig. Im klassischen Jahrhundert der deutschen Literatur (etwa bei Friedrich Schiller) wurde für „Athena“ oft der damals geläufigere lateinische Name „Minerva“ benutzt, so auch in Hegels berühmtem Zitat zu der Tatsache, dass die Erkenntnis gesellschaftlicher Verhältnisse den Ereignissen oft erst hinterdrein folge: „[…]; die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug.“[2] (vgl. auch Grundlinien der Philosophie des Rechts)
Einrichtungen mit Bezug zur Göttin
Die Nationale und Kapodistrias-Universität Athen, die Universität der Bundeswehr München und die Technische Universität Darmstadt führen den Kopf der Athena in ihrem Signet.
Eine 5,5 m hohe Statue der Pallas Athene steht vor dem österreichischen Parlamentsgebäude in Wien. Auf dem Ehrenhof des Campus Süd des Karlsruher Institut für Technologie (ehem. Universität Karlsruhe) steht ebenfalls eine Statue der Athena, mit gesenkter Speerspitze, durch die die Universität an ihre im Krieg Gefallenen erinnert.
Die deutsch-griechische Athene-Grundschule in Berlin (Europaschule) trägt diesen Namen seit 2002.
Galerie
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Pallas Athene vor dem österreichischen Parlament (auf dem Sockel)
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Athena (mit Helm, Schild, Ägis und Speer), Theseus und Amphitrite; Rotfiguriges Vasenbild von Onesimos / Euphronios (Töpfersignatur)
Siehe auch
Wiktionary: Athene – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen- Athenäum
- Phidias – Schöpfer der größten, oft kopierten Athena-Statue mit Helm, Speer und Ägisschild mit Medusenhaupt
- Parisurteil
- Prometheus
- Die Spinnerinnen – Künstlerische Verarbeitung der Legende über den Wettstreit zwischen Athena und Arachne durch den Maler Diego Velazquez
Literatur
- Cecil J. Herington: Athena Parthenos and Athena Polias. A study in the religion of Periclean Athens. Manchester University Press, Manchester 1955
- P. Demargne: Athene. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band II, Zürich/München 1984, S. 955–1044.
- Karl Kerényi: Die Jungfrau und Mutter der griechischen Religion. Eine Studie über Pallas Athene. Rhein-verlag, Zürich 1952
- Wilhelm Heinrich Roscher, Adolf Furtwängler: Athene. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,1, Leipzig 1886, Sp. 675–704 (Digitalisat).
Weblinks
Commons: Athene – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Athene in der Darstellung
- Tochter des Zeus - Athene (incl. Hohelied des Sophokles auf Athen und seine Schutzgöttin)
- Athene im Theoi Project (engl.)
Einzelnachweise
- ↑ Henry George Liddell, Robert Scott, A Greek-English Lexicon, Α α, auf der Webseite www.perseus.tufts.edu
- ↑ G. W. F. Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts. Frankfurt am Main 1972, S. 14.
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