Klimt-Villa

Klimt-Villa

Als Klimt-Villa wird ein im 13. Wiener Gemeindebezirk Hietzing in der Feldmühlgasse 11 stehendes, vom Anfang der 1920er Jahre datierendes Villengebäude bezeichnet, das in seinem baulichen Kern das letzte Atelier des Malers Gustav Klimt enthält.

Seitenansicht der Klimt-Villa, von der Feldmühlgasse aus gesehen

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bauforschungen von Helmut und Heide Buschhausen, Mario Schwarz und Gerhard Weißenbacher haben nachgewiesen, dass in das gegenwärtige, zweigeschoßige Villengebäude an der Adresse Feldmühlgasse 11 im Hietzinger Bezirksteil Unter-St.-Veit tatsächlich im Erdgeschoß Gustav Klimts letztes, 1911/12 bis 1918 verwendetes Atelier baulich inkorporiert wurde. Im Sommer 1998 konnte der schlüssige Nachweis erbracht werden. Um diese – lange bestrittene – Tatsache rankte sich ein beträchtlicher Teil der über zehn Jahre gelaufenen Kontroverse um Verkauf und Abriss oder Bewahrung des Gebäudes.

Nach dem gegenwärtigen Forschungsstand empfahl der mit Gustav Klimt, aber auch mit der Besitzerfamilie der Liegenschaft, den Möbelfabrikanten Hermann, befreundete Maler Felix Albrecht Harta Gustav Klimt das „schlichte eingeschoßige Landhaus mit hohen Fenstern“ (so Arthur Roessler) als Atelier. Klimt mietete das Gartengebäude auch und nutzte es entsprechend bis zu seinem Tod im Jahr 1918. Unter anderem malte Klimt hier 1914 das Gemälde Litzlberg am Attersee nach der Rückkehr von der Sommerfrische am See. Das Bild soll bei einer Versteigerung in New York im November 2011 um mindestens 25 Millionen Dollar verkauft werden.[1]

1922 begann die kulturell interessierte (unter anderem mit Harta am Gründungsprozess der Salzburger Festspiele beteiligte) Familie Hermann den Villenbau rund um die pietätvoll erhaltenen Mauern von Klimts letzter Wirkungsstätte, den sie aber offenbar aus wirtschaftlichen Gründen unterbrechen musste. Das Gebäude wurde von der Besitzerin Helene Hermann 1922 als Rohbau verkauft. Erwerberin war Ernestine Werner, die bald darauf den Weingroßhändler Klein heiratete. Sie ließ die Villa im damals beim k.u.k.-nostalgischen (speziell jüdischen) Großbürgertum verbreiteten „Rosenkavalier-Stil“ als zweigeschoßigen neobarocken Bau mit Freitreppe fertigstellen. (Über das kultivierte Leben in diesem Ambiente gibt eine Darstellung der Zeitzeugin Edith Crossman geb. Werner Auskunft). Die jüdische Familie Klein musste 1939 fliehen und verkaufte die 1948 restituierte Villa 1954 um 500.000 Schilling an die Republik Österreich, die das Gebäude für Schulzwecke nutzte und durch moderne Baulichkeiten im Umfeld ergänzte.

Gegen den von Bundesdienststellen vor allem aus finanziellen Gründen betriebenen Verkauf des Gebäudes wandte sich kurz vor der Jahrtausendwende eine Bürgerinitiative, die sich als Verein Gedenkstätte Gustav Klimt konstituierte (Jänner 1999) und eine kulturelle Nutzung des Gebäudes und seines weitläufigen Gartens forderte. Der Verein erhielt die Villa vom Staat 2002–2007 als Prekarium (Bittleihe) und trat mit diversen Veranstaltungen in die Öffentlichkeit. 2007 übernahm das Belvedere unter seiner neuen Direktorin Agnes Husslein auf Einladung der zuständigen Bundesdienststellen das Areal zur musealen Nutzung. Ab 2009 soll die Villa saniert werden, die Eröffnung als für die Öffentlichkeit zugängliche Gedenkstätte ist für 2010 geplant.[2]

Kontroverse

Die in Sachen Klimt-Villa aktiven Kreise haben stets die Rettung des Gebäudes und seines Parks angestrebt, wobei der gegebene Baubestand (allenfalls unter Rückführung des 1958 aufgesetzten Walmdaches) respektiert werden sollte. Agnes Husslein wollte demgegenüber das Gebäude auf den Bestand zur Zeit Klimts zurückführen und dazu das neubarocke Villengebäude abreißen lassen. Dagegen wurde geltend gemacht, dass eine Rückführung des Bauzustandes auf die Zeit Klimts aufgrund mangelnder Dokumentation gar nicht möglich sei. Zudem repräsentiere die weitgehend erhaltene Villa eine wesentliche und bisher missachtete Kulturleistung des Wiener jüdischen Bürgertums.

Die 2007 geführte öffentliche Debatte über den etwaigen Abriss des Villengebäudes und die Herausschälung der Reste von Klimts Atelier gewann Ende des Jahres aufgrund eines Berichts über geheime Abrisspläne erneut an Schärfe.[3][4] Im März 2008 fiel letztlich aus denkmalschützerischen Erwägungen die Entscheidung des Wirtschaftsministeriums gegen das vom Belvedere präferierte Projekt bzw. für die Erhaltung der Villa sowie ihre behutsame Rückführung auf den Bauzustand zur Zeit ihrer Errichtung (Flachdach).[5]

Einzelnachweise

  1. Olga Kronsteiner: 97 Sommer ohne blumige Wiese, in: Tageszeitung Der Standard, Wien, 16. Juli 2011, Beilage Album, Seite A5
  2. Neues Leben für Klimt-Villa (orf.at, 28. Juli 2008)
  3. Klimtvilla-Abriss: Denkmalamt bremst (diepresse.com, 26. Juni 2007)
  4. Umstrittener Rückbau der Klimt-Villa (orf.at, 29. Juni 2007)
  5. Klimtvilla: Abriss gestoppt (diepresse.com, 17. März 2008), sowie gesamte Wiener Tagespresse vom 19. September 2008 mit Details der Nutzung

Literatur

Weblinks

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