- Kloster Ochsenhausen
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Kloster Ochsenhausen ist eine ehemalige Benediktiner-Reichsabtei in Ochsenhausen in Oberschwaben.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die welfischen Ministerialen Konrad, Hawin und Adelbert von Wolfertschwenden stiften als Grundeigentümer zusammen mit ihren Schwestern um 1090 ein Benediktinerkloster zu Ehren des Heiligen Georg und übergeben es der schwarzwälder Abtei St. Blasien. Schon bald darauf schickt Abt Uto I. vom Mutterhaus St. Blasien Mönche an die Rottum und untere Iller. 1157 wird die Stiftung von Papst Hadrian IV. bestätigt. 1343 wenden sich die Mönche aufgrund von Umtrieben schellenbergischer Vögte an Kaiser Ludwig den Bayern. Er stellt den Konvent unter den Schutz der Reichsstadt Ulm.
1391 löst sich das Kloster Ochsenhausen von St. Blasien und wird eine eigenständige Abtei. Nikolaus Faber (1392–1422) wird erster Abt des Klosters. 1495 erhält das Kloster den Titel einer freien gefürsteten Reichsabtei.
1501 erheben sich die Lehensbauern aus den 38 zum Kloster gehörenden Ortschaften und erreichen 1502 eine Verbesserung ihrer Lehensbedingungen. Dies dürfte der Grund sein, warum der Bauernkrieg 1525 keinen größeren Schaden anrichtet. Prälat Gerwick Blarer, der in Personalunion auch Prälat des Klosters Weingarten bei Ravensburg ist, gelingt es auch, die Einführung der Reformation im Klostergebiet zu verhindern. Die von der protestantisch gewordenen Schutzmacht Ulm entsandten Prediger müssen wieder abgezogen werden. 1548 unterstellt sich das Reichsstift direkt dem Schutz des Hauses Habsburg, das die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches stellt.
1615 bis 1618 erfolgt unter Abt Johannes Lang der Neubau des Konventgebäudes. Während des Dreißigjährigen Krieges wird das Kloster durch Seuchen und Plünderungen schwer getroffen, erholt sich aber danach sehr schnell.
1783 bis 1789 werden den Klosterbauten unter dem letzten Abt Romuald Weltin der Bibliothekssaal und der Konventsaal hinzugefügt.
Im Rahmen der Säkularisierung wird das Kloster 1803 aufgelöst und Reichsgraf Franz Georg Karl von Metternich als Entschädigung für seine linksrheinischen Besitzungen in Winneburg, Schaesberg-Kerpen und Sinzendorf-Rheineck zugesprochen. Durch diese Erwerbung wird der Graf zum Fürst von Ochsenhausen. Staatsrechtlich fällt der Besitz 1806 an das Königreich Württemberg. 1807 erfolgt die endgültige Auflösung des Konvents. 1825 verkauft Fürst Clemens von Metternich seine dortigen Besitzungen für 1,2 Mio Gulden an Württemberg.
1964 bis 1992 erfolgt die Sanierung der Klosteranlage durch das Land Baden-Württemberg. Heute finden sich in den Klostermauern die Landesakademie für die musizierende Jugend und im Südflügel des Fürstenbaus ein Klostermuseum.
Ehemalige Klosterkirche Sankt Georg
Die erste Klosterkirche, eine dreischiffige romanische Säulenbasilika, wird im Jahre 1093 vom Konstanzer Diözesanbischof Gebhard III. von Zähringen dem Heiligen Georg geweiht. Mitanwesend ist auch der von Salzburg an den Bodensee geflüchtete Bischof Thiemo.
Eine neue Klosterkirche wird in den Jahren 1489 bis 1495 in spätgotischem Stil unter Abt Simon Lengenberger (1482 - 1498) von Martin Österreicher aus Buchberg erbaut und vom Konstanzer Bischofsvikar Daniel Zehender am 29. Mai 1495 geweiht.
Die Barockisierung der spätgotischen Kirche beginnt 1660 mit der Ausschmückung der Sakristei und zieht sich über acht Jahrzehnte hin. Bei den Deckenfresken findet schon der Übergang vom Barock zum Klassizismus statt. Barock sind die im Mittelschiff von Johann Georg Bergmüller 1727 bis 1729 geschaffenen Fresken. Die Bilder, die Johann Josef Anton Huber in den beiden Seitenschiffen 1784 malt, sind bereits in frühklassizistischem Stil gehalten.
Reliefs und Statuen
Über den Arkadenbögen im Langhaus und im Chorraum sind sechzehn Reliefdarstellungen angebracht, die von Gaspare Mola (um 1684 - 1746) um 1731/32 geschaffen wurden. Sie zeigen Christus, Maria und vierzehn Apostel. Es ist eine große Besonderheit in dieser Kirche, dass die zwölf Apostel einschließlich des Judas Iskariot dargestellt werden. Seine Attribute sind Geldbeutel und Strick, aber auch er ist mit einem Heiligenschein versehen. Mit seinem gewählten Nachfolger Matthias und dem häufig vertretenen Paulus wird der Kreis der Apostel auf vierzehn erweitert.
Wahrscheinlich auch von Gaspare Mola stammen die sechzehn Gesimsfiguren, die sich zwischen den Fenstern auf beiden Seiten des Mittelschiffes und des Mönchschores befinden und zwischen 1729 und 1732 entstanden sind. Sie sind durch lateinische Inschriften und ihre Attribute, die zum Teil von Putten gehalten werden, als Tugenden gekennzeichnet. Über den Figuren befinden sich ebenso viele vergoldete Stuckreliefs mit Bibelszenen, die die jeweilige Tugend verdeutlichen. Da drei Tugenden doppelt abgebildet sind, haben wir es mit dreizehn verschiedenen Tugenden zu tun, und zwar mit den drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe, den vier Kardinaltugenden Klugheit, Besonnenheit, Stärke und Gerechtigkeit, den drei Evangelischen Räten Armut, Keuschheit und Gehorsam und mit Demut, Frömmigkeit und Selbsthingabe als Ergänzungen zu diesen Gruppen.
Fresken
In den Seitenschiffen des Langhauses malt Johann Josef Anton Huber die zwölf Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses. Der Zyklus beginnt im nördlichen Seitenschiff beim Rosenkranzaltar und verläuft von Ost nach West. Im Süden wird er beim Sebastiansaltar fortgesetzt und verläuft parallel. Im Bereich des Mönchschores stellt Huber im nördlichen Seitenschiff die vier lateinischen Kirchenväter dar und im südlichen die vier Evangelisten. Von 1787 ist sein Emporenfresko in der Mitte der Vorhalle, das die Vertreibung der Händler aus dem Tempel zum Thema hat.
Besitzungen
Das Kloster Ochsenhausen war bereits bei seiner Gründung reichlich mit Gütern ausgestattet worden. Durch weitere Schenkungen, aber auch zahlreiche Käufe und Tausch gelangte es im Laufe der Jahrhunderte zu einem riesigen Besitztum, von dem hier nur die wesentlichen Güter genannt seien:
- 1. Das Amt Ochsenhausen mit
- Aichen, Bachen (Edenbachen) Bechtenroth, Bellamont, Brunnen, Eichbühl, Ehrensberg, Englisweiler, Erlenmoos, Füramoos, Goppertshofen, Hattenburg, Hirschbrunn, Laubach, Mittelbuch, Oberstetten, Ochsenhausen, Reinstetten, Ringschnait, Rottum, Schlotterthal, Steinhausen, Winterreuti, St. Annahof, Badhof, Emishalden, und Löhlis, theilweise Simmerts und Wasenburg; Eichenberg, Ergach, Grabenmühle und theilweise Unteropfingen, Schöneburg;
- 2. Amt Ummendorf mit
- Horn-Fischbach, Bebenhaus Häusern, Kemnat, Buschhorn, Möselsberg, Rehmoos, Rückweg und Winkel;
- 3. Amt Sulmetingen mit den
- beiden Sulmetingen, Mittenweiler und Niederkirch;
- 4. Amt Thannheim mit
- Schloß und Dorf Thannheim, Ober-Opfingen und 1/3 von Berkheim; die Weiler Arlach, Bonlanden, Egelsee, Haldau, Hammerts, Krimmel, Kronwinkel, Oberzell, Schönthal und theilweise Kirchdorf ec, ferner Oyhof und Rohrmühle und das Pfarrdorf Winterrieden;
- 5. Das Gericht Hummertsried, bestehend aus
- Hummertsried, Aspach und Klingelrein; eine Ritterherrschaft, die dem Amt Ochsenhausen zugetheilt war.
Außerdem besaß das Kloster noch das Schloßgut Herschberg am Bodensee und Güter, Gefälle und Rechte in fremden Gebieten. Die Bevölkerung wurde 1803 auf 11.000 Einwohner, die Einkünfte auf 100,000 fl. geschätzt.
Literatur
- Georg Geisenhof: Kurze Geschichte des vormaligen Reichsstifts Ochsenhausen in Schwaben, verfaßt von einem Mitgliede desselben. Ganser, Ottobeuren 1829 (Digitalisat)
- Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Biberach. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1837 (Volltext bei Wikisource)
- Otto Beck: Pfarrkirche Sankt Georg Ochsenhausen. Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 1998 (= Schnell, Kunstführer Nr. 304, 11. Aufl.). ISBN 3-7954-4232-X
Weblinks
48.0641666666679.9513888888889Koordinaten: 48° 3′ 51″ N, 9° 57′ 5″ O
- 1. Das Amt Ochsenhausen mit
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