- Andrzej Sapkowski
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Andrzej Sapkowski (* 21. Juni 1948 in Łódź, Polen) ist ein polnischer Fantasy-Schriftsteller. Seine Bücher greifen – zumeist parodistisch – Motive der slawischen Legenden und Märchen auf.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Andrzej Sapkowski studierte an der Universität Łódź Wirtschaftswissenschaften und arbeitete als Ökonom und Unternehmensberater, ehe er zunächst mit Übersetzungen auf sich aufmerksam machte (den Anfang machte ein Text von Cyril M. Kornbluth). Für seine ab 1986 erscheinenden eigenen Erzählungen und Romane wurde er fünfmal mit dem Janusz-A.-Zajdel-Preis sowie mit dem Paszport Polityki ausgezeichnet; bislang liegen Übersetzungen in fünfzehn Sprachen vor. Für sein Engagement bei der Bewerbung von Łódź um den Titel einer europäischen Kulturhauptstadt wurde er 2008 zum Ehrenbürger seiner Heimatstadt ernannt.
Der Hexer Geralt
Der von Narben im Gesicht gezeichnete Protagonist Geralt von Riva zieht gegen Bezahlung als professioneller Monsterjäger durch das Land. Seine Markenzeichen sind sein langes weißes Haar und zwei Schwerter auf dem Rücken. Eines aus Silber, das gegen Monster und Gefahren aus der Unterwelt eingesetzt wird und das andere aus Stahl, das ebenfalls gegen Monster und gegen Menschen, die dem Hexer nicht wohlgesinnt sind benutzt wird.
Geralt von Riva wurde seit früher Kindheit auf der Burg Kaer Morhen zum Hexer ausgebildet. In der Bevölkerung wird erzählt, dass die Bruderschaft der Hexer nachts Kinder rauben und sie einer harten und grausamen Ausbildung unterziehen würde. Durch die Einnahme von Tränken mutieren während der Ausbildung unter anderem die Knochen- und Muskelstruktur, der genetische Code und der Stoffwechselhaushalt. Die meisten überleben nicht. Nur wenige, wie Geralt von Riva, überstehen diese Prozedur und sind danach immun gegen Krankheiten und wenig empfänglich für Gifte, Magie und starke klimatische Veränderungen. Als Nebeneffekte treten bei Hexern Unfruchtbarkeit sowie besondere Erkennungszeichen auf, wie Pigmentstörungen an der Haut oder bei den Haaren und vertikale Pupillen.
Geralt wurde in Magie und im Kampf mit dem Schwert unterrichtet. Er ist als Einzelgänger ein meisterhafter Schwertkämpfer mit schnellen Reflexen und Alchimiekenntnissen.
Kurzgeschichtenbände
Geralt reist durch eine Fantasywelt (die an einigen Stellen mit Märchenmotiven aus den Werken der Gebrüder Grimm und des dänischen Schriftstellers Hans Christian Andersen durchsetzt ist), um gegen Bezahlung Monster und Fabelwesen zu erlegen. Angelegt sind die Bände als Episodenroman, die einzelnen Aufträge Geralts sind nur lose miteinander verknüpft. Durchgängiges Motiv ist Geralts fatale Liebe zu der Zauberin Yennefer. Sapkowskis Bildsprache erinnert in manchen Teilen an Italowestern, es dominieren Actionszenen und hintersinnige Dialoge.
- Ostatnie życzenie (1993, sieben Kurzgeschichten – dt. Der letzte Wunsch, 1998, Neuausgabe 2007)
- Miecz przeznaczenia (1992, sechs Kurzgeschichten – dt. Das Schwert der Vorsehung, 1998, Neuausgabe 2008)
Ein früherer Band, Wiedźmin („Der Hexer“) von 1990, wurde nicht ins Deutsche übertragen. Vier der fünf dort publizierten Kurzgeschichten sind allerdings (um eine Rahmenhandlung ergänzt) in Ostatnie życzenie (dt. Der letzte Wunsch) enthalten, welches somit nun den Einstieg in die Handlung bildet. Die fünfte Geschichte wurde in die 2000 erschienene Kurzgeschichtensammlung Coś się kończy, coś się zaczyna aufgenommen.
Die Saga
Nach dem Erfolg der Kurzgeschichten verfasste Sapkowski eine daran anknüpfende Romanreihe um den Hexer Geralt (die deutschen Übersetzungen aller Geralt-Geschichten stammen von Erik Simon:
- Krew Elfów (1994 − dt. Das Erbe der Elfen, 2008)
- Czas pogardy (1995 – dt. Die Zeit der Verachtung, 2009)
- Chrzest ognia (1996 − dt. Feuertaufe, 2009)
- Wieża Jaskółki (1997 − dt. Der Schwalbenturm, 2010)
- Pani jeziora (1999 - dt. Die Dame vom See, 2011)
Verfilmungen und Spiele
Einige Erzählungen um den Hexer Geralt wurden im Jahr 2001 von dem Regisseur Marek Brodzki unter dem Titel Wiedźmin zuerst als Kinofilm umgesetzt und später als Miniserie in 13 Teilen à 45–50 Minuten im polnischen Fernsehen gesendet. Die deutsche DVD-Veröffentlichung des Kinofilms ist am 3. Mai 2010 erfolgt (ASIN B003D9W8PK).
Zudem entstand 2001 im Verlag MAG das polnische Pen-&-Paper-Rollenspiel Wiedźmin: Gra Wyobraźni auf der Grundlage des Geralt-Zyklus, und das polnische Studio CD Projekt RED hat mit dem 2007 veröffentlichten The Witcher eine RPG-Computerspielumsetzung geschaffen, das 2011 mit The Witcher 2: Assassins of Kings seine Fortsetzung fand.
Die Narrenturm-Trilogie
Dieser dreiteilige Zyklus ist im Schlesien und Böhmen des 15. Jahrhunderts angesiedelt. Geschildert wird die Irrfahrt des Medicus Reinmar von Bielau, der auf der Flucht vor der Inquisition und dem gehörnten Ehemann seiner Geliebten durch Schlesien irrt. In dieser Reihe mischt Sapkowski Fantasymotive mit der blutigen Geschichte der Hussitenkriege. Der erste Band Narrenturm war in Polen ein Bestseller und verkaufte sich auch in Deutschland hervorragend (in einer Übersetzung von Barbara Samborska).
- Narrenturm (2002 – dt. Narrenturm, 2005)
- Boży bojownicy (2004 – dt. Gottesstreiter, 2006)
- Lux perpetua (2006 – dt. Lux perpetua, 2007)
Weitere Werke
Coś się kończy, coś się zaczyna (Etwas endet, etwas beginnt ) aus dem Jahr 2000 ist eine Sammlung von acht teilweise älteren Erzählungen. Zwei dieser Geschichten haben Bezug zum Hexer-Geralt-Zyklus: Droga, z której się nie wraca („Weg ohne Wiederkehr“) spielt viele Jahre vor der weiteren Handlung und erzählt von Geralts Eltern, die Kurzgeschichte Coś się kończy, coś się zaczyna berichtet abweichend vom Handlungsverlauf der Hexer-Geralt-Saga über die Hochzeit von Geralt und Yennefer. Die deutsche Übersetzung des Bandes wurde von dtv für März 2012 angekündigt.
Weblinks
- Literatur von und über Andrzej Sapkowski im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://www.sapkowski.pl
- Andrzej Sapkowski in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- der-hexer.de Website des dtv-Verlages zu den Sapkowski-Romanen
- Hexer-Wiki - Fanwiki zu den Hexer-Romanen und dem Computerspiel
- Filmpolski.pl - polnische Seite zur Fernsehserie Wiedźmin
Literatur
- Andrzej Sapkowski: Narrenturm. dtv, München 2005, ISBN 978-3423244893.
- Andrzej Sapkowski: Gottesstreiter. dtv, München 2006, ISBN 978-3423245715.
- Andrzej Sapkowski: Der letzte Wunsch. dtv, München 2007, ISBN 978-3-423-20993-9.
- Andrzej Sapkowski: Lux perpetua. dtv, München 2007, ISBN 978-3-423-24636-1
- Andrzej Sapkowski: Das Schwert der Vorsehung. dtv, München 2008, ISBN 978-3-423-21069-0.
- Andrzej Sapkowski: Das Erbe der Elfen. dtv, München 2008, ISBN 978-3-423-24700-9.
- Andrzej Sapkowski: Die Zeit der Verachtung. dtv, München 2009, ISBN 978-3-423-24726-9.
- Andrzej Sapkowski: Feuertaufe. dtv, München 2009, ISBN 978-3-423-24755-9.
- Andrzej Sapkowski: Der Schwalbenturm. dtv, München 2010, ISBN 978-3-423-24786-3.
- Andrzej Sapkowski: Die Dame vom See. dtv, München 2011, ISBN 978-3-423-24817-4.
Sekundärliteratur
- Stanislaw Beres: Ein Gespräch mit Andrzej Sapkowski. In: Quarber Merkur 105/106, Franz Rottensteiners Literaturzeitschrift für Science Fiction und Phantastik, Passau 2007. ISBN 978-3-939914-01-3
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