Knüttel

Knüttel
Altertümlicher Schlagstock, in typischer Keulenform (Batong, Nordisk familjebok)
Herakles und die Hydra. Antonio Pollaiuolo, 3. Drittel 15. Jh., Öl auf Tafel, Studie für den Stadtpalast der Medici in Florenz – Illustration der sprichwörtlichen „Keule des Herkules“

Die Keule, auch Knüppel (Knüttel) oder Prügel ist ein ursprüngliches Gerät.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung

Die Keule dürfte zu den ältesten Werkzeugen des Menschen gehören. Im Sinne des Stocks, der zum Schlagen dient, lässt sich ihre Verwendung auch bei Schimpansen nachweisen.[1] Vom Stock zur Keule führt die Erkenntnis, dass die Wucht umso höher ist, je höher die Masse des Körpers ist - aus der Forderung, dass der Griff noch handgerecht sein muss, ergibt sich die typische „Keulenform“: Es reicht, das ferne Ende zu verdicken, um gutes Drehmoment zu erreichen. Das Gerät ist so optimal zum Schwingen, sowohl zum Schlagen, wie auch zum Werfen geeignet. Technisch gesehen ist die Keule eine einfache Maschine.

Wortherkunft

Das Wort ‚Keule‘, mittelhochdeutsch kiule, althochdeutsch nicht nachgewiesen, steht in sprachlicher Nähe zu Kolben, und vielleicht auch ursprünglich zu Kugel und Keil. Altertümlich wird noch Käule geschrieben (vergl. Kaulquappe).[2] ‚Knüppel‘ steht zu Knüpfel/Klöpfel ‚Hammer‘, aber auch in Nähe zu Knoten, Knorren, Knubbel ‚Beule (am Holz)‘, und Klöppeln. [3]‚Knüttel‘ ist das ursprünglichere, althochdeutsche Wort (chnutil, chnuttil, kinuttil), und heißt ‚Rundholz‘, im Mittelalter ist es eine ritterliche Waffe (kolbe), später auf ‚Knotenstock‘ reduziert (vergl. Knittelvers).[4] ‚Prügel‘, erst ab dem 16. Jahrhundert, oberdeutsch Brügel, heisst ebenfalls ursprünglich Rundholzstück, dann allgemein im selben Kontext als Schlag- oder Wurfholz (vergl. Prügelstrafe, österr. „jemandem Brügel zwischen die Beine werfen“ = „jemanden Steine in den Weg legen“).[5][6] Auch Flegel steht in etwa denselben Bedeutungen wie diese drei Worte,[7] und Schlägel/Schlegel ist dem Wort ‚Keule‘ bedeutungsmäßig eng verwandt. Alle diese Worte stehen auch durchwegs als Schimpfwort für kleine, dickliche Statur oder übertragen für Derb- und Grobheit.

Die Assoziation von Keule und Schlagen ist so eng, das das Wort keulen, ursprünglich ‚mit der Keule niederschlagen‘, auch niederkeulen[8] (Analoge Bildungen: Dolch – erdolchen, Spieß – aufspießen ) nurmehr in der Veterinärmedizin bzw. landwirtschaftlichen Tierhaltung in der Bedeutung töten eines Tieres steht – und zwar unabhängig von der Methode. Heute steht es sogar in ausdrücklicher Unterscheidung zu schlachten explizit für das ‚Töten und nicht der Nahrungskette zuführen‘ im Kontext Seuchenschutz.[9]

Abgeleitete Geräte

Werkzeuge

Aufgrund ihres Prinzips kann die Keule als die Stammform des Hammers gesehen werden. So leiten sich aus ihr zahlreiche Werkzeuge ab. Außerdem entstehen aus der Kombination mit dem Keil, der sich als trennendes Werkzeug eignet, insbesonder alle Varianten der Axt, des Beils und der Dexel.

Waffen

Daneben dient sie auch als eine primitive Schlagwaffe, bestehend aus einem Griff und einem schweren, massiven Ende. Typische Varianten sind Schlagstock (Gummiknüppel, Polizeiknüppel)), Streitkolben und Kriegshammer, Weiterentwicklungen sind der Morgenstern (Besatz mit Spießen) oder der Flegel (Auflösung mit Kette).

Sportgeräte

Auch als Sportgerät hat die Keule zu vielfältigem spielerischen Umgang mit einfacher Mechanik geführt:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. siehe Wikipedia-Artikel Werkzeuggebrauch bei Tieren. Schimpansen: Nüsseknacken mit Hammer und Amboss
  2. KEULE, f. clava, fustis, femur. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Leipzig 1854ff (germazope.uni-trier.de)
  3. KNÜPPEL, m. wie knüpfel, s. d., und gleich diesem schwankend zwischen zwei ursprüngen. In: Grimm: Deutsches Wörterbuch.
  4. KNÜTTEL, m. clava nodosa, fustis, nodulus. In: Grimm: Deutsches Wörterbuch.
  5. BRÜGEL, m. fustis, heute geschrieben prügel. In: Grimm: Deutsches Wörterbuch.
  6. PRÜGEL, m. In: Grimm: Deutsches Wörterbuch.
  7. Horst Naumann (Hrsg.): Familiennamenbuch. Bibliographisches Institut, Leipzig 1989, S. 261f. 
  8. KEULEN, mit der keule schlagen. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Leipzig 1854ff (germazope.uni-trier.de)
  9. Gesellschaft für deutsche Sprache (Hrsg.): . In: Sprachdienst. Nr. 1, 2001, S. 22, 49 (auch keulen. In: Publikationen :: Der Sprachdienst :: Fragen & Antworten. Gesellschaft für deutsche Sprache. Abgerufen am 18. Januar 2009.). 

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