Konrad Deubler

Konrad Deubler
Detail des Deubler-Denkmals in Bad Goisern

Konrad Deubler (* 26. November 1814 in Goisern; † 31. März 1884 am Primesberg bei Goisern; genannt auch der Bauernphilosoph) war ein österreichischer Landwirt, Bäcker, Gastwirt und Bürgermeister von Goisern (bei Ischl im Salzkammergut).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Konrad Deubler wurde am 26. November 1814 als Sohn eines armen Bergarbeiters geboren. Er erlernte die Müllerei und fand neben schwerer Arbeit Zeit und Lust, sich zu unterrichten. Auf Reisen nach Wien, Venedig, Dresden lernte er die Welt kennen und geriet nach seiner Heimkehr 1853 aufgrund seiner Unterstützung und Verbreitung aufklärerischer und religionskritischer Schriften in Konflikte mit den Gesetzeshütern. Seine Bücher wurden konfisziert. In durch die Polizei bei seinem Buchhändler (Fink in Linz) beschlagnahmten Unterlagen fanden die Untersuchungsrichter, dass er im Verlauf der vorausgegangenen Jahre für eine hohe Summe (1800 Gulden (Ö. W.)) Bücher gekauft hatte.

Deubler redete sich damit heraus, dass er all diese schändlichen Bücher an mehrere Familien verkauft hätte, die kurz vor seiner Festnahme nach Amerika ausgewandert waren. Nach anderthalbjähriger Untersuchungshaft wurde er als Hochverräter und Religionsstörer zu zwei Jahren schweren Kerkers in Brünn verurteilt. Dazu kam dann noch die Internierung in Olmütz, so dass er für vier Jahre seiner Heimat fern bleiben musste. 1857 wurde er dann vom Kaiser begnadigt. Später wurde er von der Gemeinde zum Bürgermeister erwählt. Nach der Freilassung machte er eine Reise zu Ludwig Feuerbach nach Nürnberg, um diesen von ihm bewunderten Denker persönlich kennenzulernen. Feuerbach besuchte Deubler später in Goisern einige Monate lang; sie schlossen Freundschaft, und Deubler besuchte Feuerbach noch kurz vor seinem Tode 1872 auf Rechenberg. Konrad Deubler selber starb am 31. März 1884.

Deubler war ein begabter Autodidakt, dessen ausgeprägter Wille zur Weiterbildung ihn neben der Arbeit noch Kraft zum Selbststudium finden ließ. Seine Lebensphilosophie schöpfte er aus den Werken von Ludwig Feuerbach, David Friedrich Strauß, Eugen Dühring, Ernst Haeckel, Ludwig Anzengruber und anderen, mit denen er auch brieflich Kontakt aufnahm, sie besuchte und auch nach Goisern einlud. Er war immer bestrebt, sein Wissen in dem nach seinem Verstehen möglichen Umfang unter den einfachen Menschen seiner Umgebung zu verbreiten. So schrieb er begeistert von dessen zweibändigen Buch Das Leben Jesu kritisch bearbeitet (1835/36 veröffentlicht) an David Friedrich Strauß, dass er dieses doch allgemeinverständlich in einer volkstümlichen Ausgabe zusammenfassen solle. Daraufhin veröffentlichte Strauß Das Leben Jesu. Leicht faßliche Bearbeitung, das dann 1864 unter dem Titel Das Leben Jesu für das deutsche Volk erschien. Insbesondere zu Ludwig Feuerbach entwickelte sich durch einen regen Briefwechsel und die gegenseitigen Besuche eine Freundschaft. Nach Feuerbachs Tod 1872 orientierte sich Deubler an Ernst Haeckel. Auch stand er mit Peter Rosegger und der Schriftstellerin Minna Kautsky, der Mutter des marxistischen Theoretikers Karl Kautsky, in Kontakt.

Zu seiner Lektüre gehörten unter anderem:

  • Buckle: Geschichte der englischen Civilisation
  • Ludwig Feuerbach: Wesen des Christenthums, Gedanken über Tod und Unsterblichkeit
  • Eugen Dühring: Wert des Lebens
  • Ernst Haeckel: Natürliche Schöpfungs-Geschichte
  • Alexander Humboldt: Ansichten der Natur,
  • Moleschott
  • Christian Radenhausen: Isis: der Mensch und die Welt
  • Peter Rosegger
  • Roßmäßler: Mensch im Spiegel der Natur, die Zeitschrift Die Heimat
  • Friedrich Schiller
  • David Friedrich Strauß: Das Leben Jesu kritisch bearbeitet
  • Ule
  • Vogt
Deubler bei der Gartenarbeit vor seinem Haus in Goisern (um 1875)

Soweit es ihm möglich war, vermittelte er sein gewonnenes Wissen weiter an die einfache Bevölkerung, der er angehörte. Trotz der dörflichen Enge in der abgeschiedenen Region erkannte er die geistigen Umwälzungen seiner Zeit und verbreitet ihre Kunde. Er förderte zeitlebens das Freidenkertum. Erstaunlich ist, wie weit er sich trotz der Einfachheit seiner Umgebung und seiner geringen Mittel weiterzubilden imstande wusste. Allerdings wird in seinen späten Briefen an Haeckel und andere seine fehlende kritische Haltung gegenüber den Autoren und deren Theorien deutlich. Durch sein Mitwirken kam er zur Einrichtung einer konfessionslosen Schule in Goisern. Konrad Deubler hat selber einige Gedichte geschrieben, und in seinem Nachlass fand sich eine gut geschriebene Autobiographie.

Konrad Deubler war verheiratet und hatte mit seiner Frau mindestens ein Kind.

Wirken nach dem Tod

Konrad Deubler gilt bei den Atheisten und Freidenkern in Oberösterreich als deren Vorläufer. Er hat mit seinem Zugang zur Bildung ein Beispiel für zukünftige Generationen von Atheisten abgegeben. In diesem Geist wurden von 1997 bis 1999 drei Konrad-Deubler-Symposien in Kooperation des Freidenkerbundes OÖ (heute freidenker.at) und der Gemeinde Bad Goisern veranstaltet.

Im Jahr 1919 wurde in Wien Floridsdorf (21. Bezirk) die Deublergasse nach ihm benannt.

Literatur

  • Arnold Dodel-Port: Konrad Deubler, der monistische Philosoph im Bauernkittel. Sein Entwicklungsgang vom einfältigen Glauben zum klaren Erkennen. Stuttgart 1909
  • Biographie, Tagebücher und Briefwechsel, herausgegeben von Dodel-Port, Leipzig, 1886, 2 Bde.
  • Leo Gabriel: Deubler, Konrad. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, S. 620 f.
  • Deubler Konrad. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 181.

Weblinks


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