Peter Rosegger

Peter Rosegger
Porträt von Peter Rosegger
Porträt von Peter Rosegger in der „Gartenlaube“ von 1888

Peter Rosegger (eigentlich Roßegger; * 31. Juli 1843 in Alpl, Steiermark; † 26. Juni 1918 in Krieglach; Pseudonyme: P.K. (für Petri Kettenfeier), Hans Malser) war ein österreichischer Schriftsteller. Seinen eigentlichen Namen Roßegger änderte er in Rosegger, als seine ersten Veröffentlichungen erschienen, da es in seiner Heimatgegend insgesamt fünf Peter Roßegger gegeben hatte, von denen einige nicht mit ihm verwandt waren und er nicht mit diesen verwechselt werden wollte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Waldbauernbub

Roseggers Geburtshaus in der „Waldheimat

Peter Rosegger wurde in Alpl als das Älteste von sieben Kindern des Waldbauern Lorenz Roßegger und seiner Ehefrau Maria geboren. Da in Alpl kein Schulzwang bestand, gab es viele Analphabeten. Auch sein Vater war Analphabet, so lernte er viel von seiner Mutter. Auch Rosegger hatte nur einen beschränkten Schulunterricht genossen. Ein Lehrer, der auf Grund seiner Sympathien zur Märzrevolution durch den konservativen Pfarrer von der Schule verwiesen wurde, wurde von den armen Bauern aufgenommen und unterrichtete einige Bauernkinder, darunter auch Rosegger. Die Eltern wollten den Sohn zwar Pfarrer werden lassen, doch das Studium erschien als zu kostspielig. Weil er körperlich zu schwach war, Bauer zu werden, begann er als 17-jähriger bei einem Wanderschneider in Sankt Kathrein am Hauenstein die Lehre. Er zog auf seiner Stör von Hof zu Hof und lernte dabei Leute und Bräuche kennen. Rosegger hatte nur ein schmales Einkommen, mit dem er Bücher zu kaufen begann, die anfangs hauptsächlich Dorfgeschichten waren. Bald darauf begann Rosegger selbst zu schreiben.

Entdeckung

Roseggers Firmpate, ein gewisser Schmiedhofer, überredete den jungen Schneidergesellen, seine literarischen Versuche einem Redakteur anzuvertrauen und war sogar bereit, die von Rosegger verfassten Bände selber nach Graz zu bringen. Der Redakteur der Grazer Tagespost, Dr. Svoboda, erkannte sein schriftstellerisches Talent und vermittelte ihn aufgrund dessen an die Grazer Akademie für Handel und Industrie. Von ihm stammte die Bezeichnung Naturdichter, gegen die Rosegger sein Leben lang ankämpfte. Unterstützt wurde er von dem Industriellen Johann Peter Reininghaus, der in Graz-Reininghaus eine der größten Brauereien Österreichs betrieb.

1869 veröffentlichte Rosegger seine Erzählungen und in diesem Jahr verließ er auch die Akademie. Ein vom steirischen Landesausschuss bewilligtes Stipendium auf drei Jahre ermöglichte ihm den Aufenthalt in Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und Italien.

Karriere und Familie

1873 heiratete er Anna Pichler, die Tochter eines Grazer Hutfabrikanten. Am 20. Februar 1874 wurde den Eheleuten der Sohn Josef geboren, am 4. März 1875 kam beider Tochter Anna zur Welt. Seine Frau überlebte die Geburt nur um wenige Tage und verstarb am 16. März 1875.

In dieser Zeit war Rosegger bereits als Schriftsteller bekannt. 1876 wurde ihm durch den Verleger Gustav Heckenast aus Pest die Herausgabe seiner Schriften angeboten. Rosegger nahm das Angebot an – seitdem erschienen seine Publikationen bei Heckenast (insgesamt neun). 1876 gründete Rosegger in Graz die volkstümliche Monatsschrift „Roseggers Heimgarten, Zeitschrift für das deutsche Haus“ (die nach seinem Tod u. a. von Josef Friedrich Perkonig weitergeführt wurde).

1876 wurde Rosegger von Kaiser Franz Joseph I. zum Herrenhausmitglied auf Lebenszeit ernannt (damit war Freifahrt auf den k.k. Staatsbahnen verbunden.)

1877 konnte sich Rosegger seinen Traum von der Waldheimat erfüllen. Nach den ersten finanziell erfolgreichen Jahren als Schriftsteller wurde nach Roseggers eigenen Entwürfen in Krieglach das Haus erbaut, und bereits im Herbst zogen er und seine Kinder ein. Dieses Haus ist inzwischen ein Museum.

Seit 1878 unternahm Rosegger Lesereisen, die ihn u. a. nach Dresden, Leipzig, Weimar, Berlin, Hamburg, Kassel, Karlsruhe und München führten. In der Darstellung „Meine Vorlesereisen“ berichtet er über seine Erlebnisse während dieser Zeit. Nachdem Heckenast gestorben war, wurde sein neuer Verleger Adolf Hartleben aus Wien. Dort erschien der Roman Der Gottsucher, eines der bedeutendsten Werke Roseggers. In diesem Werk ist eine Begebenheit aus dem Jahr 1493 in Tragöß verarbeitet, bei der ein missliebiger Priester von Angehörigen des eigenen Pfarrvolkes ermordet worden war.[1] . Das Buch war außerordentlich beliebt. Nur 13 Jahre nach Erscheinen wurde schon die 24. Auflage verlegt und schließlich die 76. Aufl. im Jahre 1926 [2]. Aufgrund von Differenzen bei Honorarfragen und Editionsproblemen nahm Rosegger das Angebot des Leipziger Verlagsbuchhändlers Ludwig Staackmann an. Bei der Zusammenarbeit mit Staackmann entwickelte sich eine sehr persönliche und gute Beziehung. Auch nach Staackmanns Tod hielt Rosegger seine guten Kontakte mit dessen Sohn aufrecht.

1879 heiratete Rosegger seine zweite Frau Anna Knaur, mit der er drei Kinder hatte; den späteren Schriftsteller Hans Ludwig Rosegger sowie die Töchter Margarete (* 20. Juni 1883) und Martha (* 1890) .

Ableben

Peter Rosegger verstarb am 26. Juni 1918 in Krieglach im Alter von 74 Jahren. Sein Grabmal befindet sich auf dem Friedhof in Krieglach. Er selbst wollte „das einfachste Grab, wie es jeder Alpler Bauer hat, denn wenn man nach 50 Jahren wissen wird, wer der Rosegger war, genügt dies ohnedies“.

Verortung

Roseggerbrunnen in Kapfenberg
Rosegger-Denkmal in Graz
Rosegger-Denkmal in Krieglach, Peter Roseggers Waldheimat

1893 wurde er vom Mainzer Bürgermeister aufgefordert, einen Kommentar über ein geplantes Heinedenkmal abzugeben. Seine Antwort war eher ausweichend: Er kenne die Stadt Mainz und Heinrich Heine nicht genügend, um sich dazu zu äußern. Viele legten aber seine Antwort antisemitisch aus, da Heine jüdischer Herkunft war. Der daraus entstandene Konflikt soll auch mit ein Grund dafür gewesen sein, dass ihm 1913 der Nobelpreis nicht verliehen wurde. Ein weiterer Grund war Roseggers Förderung deutscher Schulen in gemischtsprachigen Gebieten von Böhmen und Mähren. Dies wurde ihm von tschechischen Nationalisten übel genommen, die daraufhin Einfluss auf die Nobelpreis-Entscheidung nahmen. Deutschsprachige Medien hatten Rosegger zuvor bereits als haushohen Favoriten gehandelt. Während der Zeit des Ersten Weltkrieges schrieb Rosegger viele nationalistische und kriegsfreundliche Gedichte und Texte. Am 19.September 1914 veröffentlichte er im Neuen Wiener Tagblatt einen Aufruf zur Zeichnung von Kriegsanleihen. Rosegger unterstützte auch den Deutschen Schulverein, so etwa 1909 durch den Spendenaufruf „2.000 Kronen mal 1.000 sind 2 Millionen Kronen“. Zum 100. Geburtstag des Dichters im Jahr 1943 wurden ausgewählte Teile seines Werkes als NS-Propaganda verwendet. Rosegger selbst sah sich als monarchietreuer Nationalist im patriotischen Sinne dem österreichischen Kaiser verbunden. Von den Deutsch-Nationalen mit ihren hetzerischen Parolen und ihrer Bereitschaft zur Gewalt grenzte er sich eindeutig ab. Die bereits zu Lebzeiten aufgrund seiner sozialkritischen Publikationen erhobenen Vorwürfe, Rosegger sei Antisemit, erweisen sich im historischen Zusammenhang gesehen als falsch. Dies wurde von ihm auch entsprechend klargestellt und ergibt sich bei näherer Beschäftigung mit seinem Lebenswerk schon aus seinem humanistischen Weltbild heraus.

Sein Leben lang war Rosegger ein gläubiger Katholik, der zwar allen Glaubenssätzen treu geblieben ist - allerdings ohne die Augen vor den Missständen in der katholischen Kirche zu verschließen und auch ohne gegen letzte Zweifel gefeit zu sein.

Auf Roseggers Initiative geht der Bau der evangelischen Kirche in Mürzzuschlag (1905), des Waldschulhauses in Alpl (1902) und der Wiederaufbau der katholischen Kirche in St. Kathrein (1902) zurück. Geburtshaus und Waldschule in Alpl sowie Wohn- und Sterbehaus in Krieglach sind heute Museen in Gedenken an den Volksschriftsteller.

Zu seinem engeren Freundeskreis gehörten u. a. Ludwig Anzengruber und Robert Hamerling.

Auszeichnungen und Ehrungen

Denkmäler und Gedenkstätten

Das Denkmal in St. Kathrein
  • Krieglach: Roseggers Landhaus/Sterbehaus, Gedenkstätte
  • Krieglach: Denkmal „Als ich noch der Waldbauernbub war...“ (von Paul Kassecker, 1937)
  • Krieglach: Grab Peter Roseggers
  • Alpl: Roseggers Geburtshaus, Kluppeneggerhof
  • Alpl: Waldschule (eröffnet am 28. September 1902) [3]
  • St. Kathrein am Hauenstein: Peter-Rosegger-Denkmal
  • Kapfenberg: Peter-Rosegger-Denkmal
  • Graz: Peter-Rosegger-Denkmal (Roseggergarten, Stadtpark)
  • Jägerndorf (Schlesien, Sudetenland, heute Krnov): Peter-Rosegger-Denkmal
  • Stoderzinken (Gröbming, Steiermark): Peter-Rosegger-Denkmal
  • Roseggerhaus einem Schutzhaus oberhalb von Ratten
  • Berlin: Roseggerstraße im Stadtteil Neukölln
  • Wien: Roseggergasse im 16. Bezirk

Siehe auch

Werke

Gedichtbände

Romane

  • Heidepeters Gabriel, 1882
  • Der Gottsucher, 1883
  • Jakob der Letzte, 1888
  • Peter Mayr, Der Wirt an der Mahr, 1891
  • Das ewige Licht, 1897
  • Erdsegen, 1900
  • Weltgift, 1901
  • Inri, 1905
  • Die Försterbuben, 1907
  • Die beiden Hänse, 1911

Erzählungen

  • Geschichten aus Steiermark, 1871
  • Geschichten aus den Alpen, 1873
  • Streit und Sieg, 1876
  • Mann und Weib, Liebesgeschichten, 1879
  • Allerhand Leute, 1888
  • Der Schelm aus den Alpen, 1890
  • Durch!, 1897
  • Als ich noch der Waldbauernbub war, 1902
  • Wildlinge, 1906
  • Lasset uns von Liebe reden, 1909
  • Der erste Christbaum
  • Der Wald brennt

Autobiographisches

  • Die Schriften des Waldschulmeisters, 1875
  • Waldheimat, 1877
  • Mein Weltleben, 1898,1914
  • Schriften in Steirischer Mundart, 1907
  • Gesammelte Werke (40 Bde.), 1913-1916

Literatur

  • Charlotte Anderle: Der andere Peter Rosegger. Polemik, Zeitkritik und Vision im Spiegel des „Heimgarten“ 1876-1918. 2. Aufl. Österr. Agrarverl., Wien 1986. ISBN 3-7040-0769-2
  • Wolfgang Bunte: Peter Rosegger und das Judentum. Altes und Neues Testament, Antisemitismus, Judentum und Zionismus. Hildesheim u.a.: Olms 1977. (= Judaistische Texte und Studien ; Bd. 6) ISBN 3-487-06444-8
  • Wolfgang Hölzl: „Der Großdeutsche Bekenner“. Nationale und nationalsozialistische Rosegger-Rezeption. Frankfurt am Main u.a.: Lang 1991. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur; 1236) ISBN 3-631-42742-5
  • Eva Philippoff: Peter Rosegger. Dichter der verlorenen Scholle. Eine Biographie. Graz u.a.: Styria 1993. ISBN 3-222-12186-9
  • Peter Rosegger im Kontext. Hrsg. v. Wendelin Schmidt-Dengler. Wien u.a.: Böhlau 1999. ISBN 3-205-98841-8
  • „Fremd gemacht“? Der Volksschriftsteller Peter Rosegger. Hrsg. von Uwe Baur, Gerald Schöpfer und Gerhard Pail. Wien u.a.: Böhlau 1988. ISBN 3-205-05091-6
  • Ernest Seillière: Peter Rosegger und die steirische Volksseele. Leipzig: Staackmann 1903.
  • Dean Garrett Stroud: The sacred journey. The religious function of nature motifs in selected works by Peter Rosegger. Stuttgart: Heinz 1986. (= Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik; 164) ISBN 3-88099-168-5
  • Karl Wagner: Die literarische Öffentlichkeit der Provinzliteratur. Der Volksschriftsteller Peter Rosegger. Tübingen: Niemeyer 1991. (= Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur; 36) ISBN 3-484-35036-9
  • Walter Zitzenbacher: Peter Rosegger. Sein Leben im Roman. 3. Aufl. Leopold Stocker Verlag, Graz 1993. ISBN 3-7020-0322-3
  • Robert Mayer-Scholz: „Mein Name ist Mensch, meine Losung ist Fried.“ Die schönsten Gedichte und Texte aus Peter Roseggers. (1843 – 1918) Buch „Mein Lied“, neu ausgewählt und zusammengestellt. Die Texte entsprechen den Originaltexten der Ausgabe von 1911. pro literatur Verlag, Augsburg, 2007. ISBN 978-3-86611-095-3.
  • Herbert Gantschacher: Zeuge und Opfer der Apokalypse - Der österreichische Komponist Viktor Ullmann im Ersten Weltkrieg als Artilleriebeobachter Zeuge des Giftgasangriffs an der Isonzofront am 24.Oktober 1917 bei Bovec (Flitsch / PLezzo) und im Zweiten Krieg als Opfer der Vernichtung durch Giftgas am 18.Oktober 1944. - Katalog zur Ausstellung, ARBOS Arnoldstein 2007

Weblinks

 Commons: Peter Rosegger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikisource: Peter Rosegger – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Willi Senft: Pfarrermord in Tragöß. In: Wochenzeitung Neues Land („Österreichische BauernZeitung“) vom 4. April 2003. 63. Jahrgang Nr. 14 Seite 21.
  2. http://www.uibk.ac.at/germanistik/histrom/cgi/wrapcgi.cgi?wrap_config=hr_bu_all.cfg&nr=54100
  3. Franz Goldhann: Kleine Chronik. (…) Jubelfeier des Waldschulhauses. In: Neue Freie Presse, Abendblatt (Nr. 22642/1927), 29. September 1927, S. 1, unten Mitte. (Online bei ANNO)Vorlage:ANNO/Wartung/nfp.

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