- Konrad von Fußesbrunnen
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Konrad von Fußesbrunnen ist ein geistlicher österreichischer Dichter des hohen Mittelalters. Er war Angehöriger eines in Fußesbrunnen (heute Feuersbrunn, Gemeinde Grafenwörth, Niederösterreich) ansässigen edelfreien Geschlechtes (Sohn eines Gerung von Fußesbrunnen) und ist urkundlich um 1182 bezeugt.
Er ist der Autor des in 3000 mittelhochdeutschen Reimpaarversen verfassten Werkes über „Die Kindheit Jesu“.
Mögliche Autorschaft des Nibelungenliedes
In dem populärwissenschaftlichen Buch Die Spur des Sängers (1987) zeigt Walter Hansen Indizien auf, die ihm dafür zu sprechen scheinen, Konrad von Fußesbrunnen sei der anonyme Verfasser des Nibelungenliedes. Von fachwissenschaftlicher Seite sind diese Argumente unhaltbar. Insbesondere geht Hansen dabei auf folgende Punkte ein:
- Allgemein wird heute angenommen, dass der Nibelungendichter aus der Donauregion stammte und in den Diensten des Passauer Bischofs stand, was auf Konrad von Fußesbrunnen zutrifft.
- In der Nibelungenklage wird ein „schrîber (also wohl ein Kanzleiangehöriger) des Bischofs Pilgrim von Passau namens "Meister Konrad" als derjenige genannt, der die Ereignisse direkt nach ihrem tragischen Ende in lateinischer Sprache aufzeichnete. Bei diesen Angaben handelt es sich offensichtlich um eine Quellenfiktion, wie sie in der Gattung der Heldenepik beliebt und verbreitet war. Dass damit dem Dichter des Nibelungenlieds (in deutscher Sprache!) ein namentliches Denkmal gesetzt werden sollte, ist eher unwahrscheinlich.
- In den Strophen 1272 und 1276 des Liedes befinden sich in den meisten Abschriften zwei Fehler, die laut Hansen so schwerwiegend sind, dass sie vermutlich nicht aus Versehen entstanden sein können (die Stadt Treisenmûre (Traismauer, so nur in den Handschriften C und D) wird als Zeizenmûre (vgl. "Zeiselmauer") bezeichnet sowie die Burg von Etzels erster Ehefrau Helche dorthin verlegt). Hansen mutmaßt, der Dichter könnte diese Fehler absichtlich eingebaut haben, um seine Heimatregion besonders hervorzuheben. Feuersbrunn liegt ca. 10km nördlich von Traismauer. Allerdings erscheint die Unterdrückung des Namens Traismauer eher ungeeignet, um eine Hervorhebung zu bewirken.
- In der Dichtung „Willehalm von Orlens“ des Rudolf von Ems erscheint der Name von Fußesbrunnen in einer Aufzählung von Verfassern höfischer (epischer und didaktischer) Dichtungen. Diese Nennung lässt sich allerdings nur mit Mühe dahingehend interpretieren, Konrad werde hier nicht der „Kindheit Jesu“, sondern des Nibelungenliedes wegen aufgeführt. Denn Rudolf scheint die Themen von Konrads Werk gar nicht zu kennen. Sonst nennt Rudolf bei den von ihm aufgezählten Verfassern fast ausnahmslos den Inhalt ihrer bekanntesten Dichtung, nicht aber so im Fall des von Vuozes brunnen.
Literatur
- Hans Fromm: Konrad von Fußesbrunnen. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, S. 538 f.
- Hans Fromm: Artikel in: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2. Auflage. Bd. 5 (1985) Sp. 172–175; Band 11 (2004). Sp. 877.
- Elias von Steinmeyer: Fußesbrunnen, Konrad von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 255 f.
Weblinks
- Literatur von und über Konrad von Fußesbrunnen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Handschriftencensus: Konrad von Fußesbrunnen: Kindheit Jesu
- Konrad von Fußesbrunnen. In: Österreich-Lexikon, online auf aeiou.
- Eintrag über Konrad von Fußesbrunnen im Lexikon des Niederösterreichischen Landesmuseums
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