Konstanzer Bistumsstreit

Konstanzer Bistumsstreit
Konstanzer Bistumstreit in der Schweizer Bilderchronik, 1513

Der Konstanzer Bistumsstreit erschütterte in den Jahren 1474 bis 1480 das schwäbische Bistum und die Stadt Konstanz, als die Kandidaten des Kaisers und des Papstes um das Amt des Bischofs von Konstanz konkurrierten. Der Streit war nur einer in einer Reihe solcher Konflikte um die Besetzung des Bischofsstuhls, die im Laufe des 11.-15. Jahrhunderts zu Doppelwahlen und Mehrfachbesetzungen geführt hatten.

Wegen des schlechten Gesundheitszustands des Konstanzer Bischofs Hermann III. von Breitenlandenberg (1466-1474) ernannte Papst Sixtus IV. (1471-1484) Anfang September 1474 Ludwig von Freiberg zum Koadjutor des Bischofs. Außerdem sollte Ludwig im Falle des Todes Hermanns III. diesem im Bischofsamt nachfolgen. Hermann starb in der Tat am 18. September, worauf das Konstanzer Domkapitel in Unkenntnis der zu Gunsten Ludwigs erfolgten päpstlichen Provision zur Neuwahl des Bischofs schritt und am 30. September mehrheitlich Otto von Sonnenberg (1474-1491) zum Nachfolger Hermanns wählte. Damit standen die Ansprüche des Providierten gegen die des Gewählten, und es entspann sich der Konstanzer Bistumsstreit.

Unterstützung fand der aus niederem Adel stammende Ludwig von Freiberg beim Papst, beim österreichischen Herzog Sigmund und beim württembergischen Grafen Ulrich V.. Otto von Sonnenberg aus dem gräflichen Haus Waldburg wurde hauptsächlich von Kaiser Friedrich III. (1440-1493) und dem Domkapitel unterstützt. Folgerichtig belehnte Friedrich den Sonnenberger am 24. Oktober 1475 mit den Regalien.

Um die fast chaotisch zu nennenden Verhältnisse im Bistum und in Konstanz zu regeln und die Anerkennung Ottos durchzusetzen, entsandte der Kaiser im Juni 1476 den Reichserbmarschall Rudolf von Pappenheim, worauf sich päpstliche und kaiserliche Partei auf ein Interim einigten. 1478 bzw. im März 1479 übertrug Sixtus IV. dem Kaiser die Schlichtung im Bistumsstreit. Friedrich entschied sich für Otto, worauf Ludwig an den Papst appellierte. Der Kaiser befahl schließlich mit Mandat vom 1. August 1480, Otto als Bischof anzuerkennen. Ludwig, der nach Rom gereist war, starb im Herbst dieses Jahres. Schließlich erkannte Sixtus IV. am 10. November 1480 Otto doch noch als Bischof an; der Bistumsstreit war beendet.

Literatur

  • Peter F. Kramml, Kaiser Friedrich III. und die Reichsstadt Konstanz (1440-1493). Die Bodenseemetropole am Ausgang des Mittelalters (= Konstanzer Geschichts- und Rechtsquellen, Bd. 29), Sigmaringen 1985, S.223-229

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bischof von Konstanz — Dieser Artikel enthält eine Liste der Fürstbischöfe des Bistums Konstanz. Besonders für die Frühzeit des Bistums, die ins späte 6. Jahrhundert datiert wird, sind die Namen und Daten nicht vollständig gesichert.[1] Der Fürstbischof war nicht nur… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Erzbischöfe von Konstanz — Dieser Artikel enthält eine Liste der Fürstbischöfe des Bistums Konstanz. Besonders für die Frühzeit des Bistums, die ins späte 6. Jahrhundert datiert wird, sind die Namen und Daten nicht vollständig gesichert.[1] Der Fürstbischof war nicht nur… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Bischöfe von Konstanz — Wappen der Konstanzer Bischöfe von 1569 (modern koloriert). Blasonierung: In Silber ein rotes Kreuz …   Deutsch Wikipedia

  • Otto IV. von Sonnenberg — Rituale Constantiense, Basel um 1482, mit den Familienwappen des Bischofs Otto IV. von Sonnenberg Otto IV., Truchsess von Waldburg, Graf von Sonnenberg (* vor 1452; † 21. März 1491 in Konstanz) war von 1474 (1481) bis 1491 Bischof von Konstanz.… …   Deutsch Wikipedia

  • Ersten Waldburg — Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung. Das Haus Waldburg ist ein schwäbisches Adelsgeschlecht. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Esten Waldburg — Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf mit, ihn zu verbessern, und entferne anschließend diese Markierung. Das Haus Waldburg ist ein schwäbisches Adelsgeschlecht. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Hermann III. von Breitenlandenberg — Hermann III. von Breitenlandenberg, auch Hermann von Landenberg, (* 1410; † 18. September 1474 in Konstanz) war von 1466 bis 1474 Bischof von Konstanz. Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Leben 3 Einzelnachweise …   Deutsch Wikipedia

  • Haus Waldburg — Das Haus Waldburg ist ein hochadeliges schwäbisches Adelsgeschlecht. Die Stammburg des ursprünglich welfisch staufischen Ministerialengeschlechts, das seit der Mitte des 12. Jahrhunderts urkundlich belegt ist, ist die Waldburg auf der Gemarkung… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”