Kraftwerk Berggeist

Kraftwerk Berggeist
Grube Berggeist
Abbau von Braunkohle
Abbautechnik Tagebau
Betreibende Gesellschaft Braunkohlen- und Briketwerk Berggeist AG
Betriebsbeginn 1858
Betriebsende ca. 1965
Geografische Lage
Koordinaten 50° 47′ 53″ N, 6° 52′ 48″ O50.798046.8799737Koordinaten: 50° 47′ 53″ N, 6° 52′ 48″ O
Grube Berggeist (Nordrhein-Westfalen)
DEC
Grube Berggeist
Lage Grube Berggeist
Standort Brühl-Heide
Gemeinde Brühl
Bundesland Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Revier Rheinisches Braunkohlerevier

Die Grube Berggeist ist ein ehemaliger Braunkohle-Tagebau in der Ville südwestlich von Brühl im Rheinland. Zum Betrieb gehörte neben der eigentlichen Grube auch eine gleichnamige Brikettfabrik und ein Kraftwerk. Der Betrieb ist seit Mitte der 1960er Jahre stillgelegt. Auf dem ehemaligen Betriebsgelände befindet sich heute der Vergnügungspark Phantasialand. Der Tagebau wurde rekultiviert und es wurden mehrere künstliche Seens angelegt; als größter der Berggeistsee.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bergwerk und Brikettfabrik

Durch die Industrialisierung stieg ab Mitte des 19. Jahrhunderts der Bedarf an Brennstoff stark an und damit auch der Preis für Kohle. Dies führte dazu, dass die minderwertige Braunkohle gegenüber der teureren Steinkohle konkurrenzfähig wurde und es entstanden im Vorgebirge mehrere Braunkohle-„Kuhlen“, kleine Tagebaue. Eine davon war die Grube Berggeist auf dem Schnorrenberg, die 1858 die Betriebsgenehmigung von der Preußischen Bergbaubehörde erhielt.

Zuckerfabrik Brühl – Eigentümer der Grube ab 1890 und Hauptabnehmer der Kohle

Einen Aufschwung erlebte die Grube als der Bergarbeiterstreik von 1889 die Preise für Ruhrkohle sprunghaft in die Höhe trieb. Auf der Suche nach einer preisgünstigeren Alternative kaufte die 1883 gegründete, energieintensive Zuckerfabrik Brühl die Grube Berggeist. Über eine etwa 5 km lange Materialseilbahn wurde die Braunkohle aus der Grube direkt ins Kesselhaus der Zuckerfabrik befördert, wo der Dampf für das Auskochen der Zuckerrüben produziert wurde.

Um Brennstoff wirtschaftlich in großer Menge für die Zeit der Rübenkampagne bevorraten zu können, gründete die Zuckerfabrik 1893 eine Brikettfabrik. Auf diese Weise konnte der Betrieb in der Grube ruhen und die freiwerdenden Arbeitskräfte konnten in der Zuckerfabrik eingesetzt werden. Die Brikettfabrik produzierte bis 1936 Briketts für den Bedarf der Zuckerfabrik und für sonstige industrielle und private Abnehmer.[1][2]

Nachdem die eigene Grube weitgehend ausgekohlt war, übernahm die Braunkohlen- und Briketwerk Berggeist AG zur Sicherung der Kohleversorgung für die Brikettfabrik weitere Grubenkonzessionen in der Umgebung: 1910/11 Grube Hedwig, 1913/14 Katharinenberg, Müllersgrube, Raymannsgrube und Hültersberg. 1914/15 kaufte die Berggeist AG zur Ergänzung der eigenen Brikettfabrik auch noch die Braunkohlen-Brikettwerke Lucretia GmbH in Badorf.

1920 übernahm die Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik (Rheinmetall), für die die Berggeist AG ein wertvoller Brennstofflieferant für Ihre Stahlwerke war, die Aktienmehrheit. Rheinmetall verkaufte diese später an die Bank für Industrie und Verwaltung in Berlin, die die Berggeist AG 1937 auflöste.[3]

Kraftwerk

Im Jahr 1997/98 wurde die Elektrizitätswerke Berggeist AG (EWB) von den Unternehmern F. Flecken und E. Geist gegründet. Letzterer hatte als ehemaliger Mitarbeiter der Firma Helios Gesellschaft für elektrisches Licht und Telegrafenbau in Köln Erfahrung mit elektrischen Anlagen gesammelt und zuvor bereits in Treis an der Mosel und in Köln-Zollstock kleinere Kraftwerk gegründet und betrieben. Geldgeber waren neben den beiden Unternehmern auch die Gesellschaft für elektrische Unternehmungen AG (Gesfürel) Berlin und die Union Elektrizitätsgesellschaft AG Berlin.

Das in einem ausgekohlten Bereich der Grube errichtete Kraftwerk wurde direkt mit Brennstoff aus der Grube versorgt und lieferte ab 1900 mit drei Drehstromgeneratoren Strom, zunächst mit 110V, später mit 220V. Angeschlossen waren die Grube selbst, die Zuckerfabrik Brühl und nach und nach 20 umliegende Gemeinden. Es dauerte aber noch einige Jahre, bis das Versorgungsnetz aufgebaut war.

Im Jahre 1906 übernahm dann das ebenfalls mit Mitteln der Gesfürel gegründete Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk (RWE) die Aktienmehrheit an der EWB und integrierte das Kraftwerk in den Aufbau seines Versorgungsnetzes.

1934 wurde die Gesellschaft EWB aufgelöst. Das Kraftwerk wurde danach von RWE bis zu seiner Stilllegung weiterbetrieben. Bis heute unterhält RWE in den ehemaligen Hauptverwaltung der EWB eine Regionalversorgungsstelle.

Einzelnachweise

  1. a b R. Bölkow: Wie Heimerzheim und Dünstekoven an ihr elektrisches Licht kamen. In: Heimatbote 9/2008, Arbeitskreis Heimat, Ortsausschuß Heimerzheim auf www.ak-heimat.de
  2. BRÜHL – eine lebendige Stadt stellt sich vor auf www.bruehl-info.de
  3. Braunkohlen- und Briketwerk Berggeist AG auf www.aktiensammler.de

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