Materialseilbahn

Materialseilbahn
Materialseilbahn im Zillergrund, Tirol.

Eine Materialseilbahn, auch Lastenseilbahn genannt, ist eine Luftseilbahn, die normalerweise nur für den Transport von Gütern, beispielsweise von Erzen oder Lebensmitteln, zugelassen ist.

Inhaltsverzeichnis

Transport von Baumaterial

Materialseilbahnen werden vorübergehend errichtet, etwa beim Bau von Seilbahnen, Eisenbahnen, Sendemasten, Hütten u. a. im unzugänglichen Gelände (Gebirge), zum Abtransport von Bauschutt und zur Anlieferung von Baumaterialien.

Versorgung im Gebirge

Sie können auch dauerhaft errichtet werden, etwa für abgelegene Bergbauernhöfe oder Schutzhütten. Oftmals stellen Materialseilbahnen den einzigen Zugang zu hoch gelegenen Höfen und Almen dar, wenn die Errichtung einer Zufahrtsstraße oder eines Zufahrtsweges zu aufwändig wäre. In diesen Fällen kann eine Materialseilbahn auch dem Personentransport für einen eingeschränkten Benutzerkreis (den Anwohnern) dienen.

Lawinensprengbahn

Eine weitere Anwendung für Materialseilbahnen sind Lawinensprengseilbahnen, mit denen Sprengladungen zum künstlichen Auslösen von Lawinen an den gewünschten Ort befördert werden.

Lorenseilbahn

Materialseilbahnen werden auch verwendet, um Material, das an einer Lagerstätte abgebaut wird, zu einem weit entfernten Verlade- oder Verarbeitungsbetrieb zu befördern. Solche Anlagen werden in der Regel Lorenseilbahn genannt. Mit ihnen werden teilweise erhebliche Entfernungen über unwegsames und schwieriges Gelände überwunden. Durch sie wird der Einsatz von Straßentransportfahrzeugen vermieden oder es werden teilweise hohe Investitionen für den Bau von schienengebundenen Transportwegen gemindert. Eine Besonderheit von Lorenseilbahnen sind die Schutzbrücken über anderen Verkehrswegen. Sie sollen verhindern, dass umkippende oder abstürzende Loren größere Schäden anrichten. Die meisten Materialseilbahnen wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Ländern gebaut, die noch keine ausreichenden Verkehrswege hatten.

Die 96 Kilometer lange und von 1943 bis 1987 betriebene Linbanan Boliden–Kristineberg in Schweden diente dem Erztransport (Kupfer-, Blei-, Zink-, Silber- und Golderze) und war die längste Seilbahn der Welt.

Die 76 Kilometer lange COMILOG-Materialseilbahn transportierte von 1957 bis 1986 Manganerz von Moanda in Gabun nach Mbinda in der Republik Kongo.

Die 75 Kilometer lange Massawa-Asmara-Seilbahn in Eritrea diente von 1938 bis 1941 der Versorgung der italienischen Armee und war zu ihrer Zeit die längste Seilbahn der Welt.

Die 75 km lange Materialseilbahn Mariquita-Manizales in Kolumbien, die in den Jahren 1915 bis 1922 für den Transport von Kaffee erbaut wurde, war zu ihrer Zeit die längste Seilbahn der Welt.

Die 42 km lange Kalklinbanan transportierte von 1941 bis 1997 Kalksteine in Schweden und war für zwei Jahre die längste Seilbahn der Welt.

Die 35 km lange Materialseilbahn Chilecito-La Mejicana in Argentinien diente ab 1905 zum Abtransport von Erz aus der Sierra de Famatina in über 4 600 m Höhe und war zu ihrer Zeit die längste Seilbahn der Welt und bis zum Bau der Meridabahn im Jahre 1958 auch die Seilbahn mit der höchsten Bergstation. Sie überwand einen Höhenunterschied von 3 528 m, der bis heute nicht übertroffen wurde.

Die Materialseilbahn Feldmoos–Chli Titlis diente von 1979 bis 1986 der Versorgung einer 1 429,9 m höher gelegenen Baustelle. Sie hatte je ein Tragseil und Zugseil, um ein einziges Fahrzeug mit einem Gesamtgewicht von bis zu 3,8 to über eine gesamte Länge von 4 675 m zu bewegen. Dabei wurde das längste je realisierte Spannfeld von 3 467,1 m überquert.

Die moderne, nur 1,8 km lange Materialseilbahn der Vicat-Zementfabrik überquert die Isère, eine Autobahn und verschiedene Straßen, um eine Zementfabrik mit Kalkstein zu versorgen.

Seilwege und Holzseilbahn

Seilwege haben eine ähnliche Funktion, jedoch dienen sie hauptsächlich der Heueinbringung im steilen Gelände und werden von Hand bedient. Dasselbe für Holz gilt für Holzseilbahnen.

Antrieb

Angetrieben werden Materialseilbahnen meist von einem Benzinmotor, Dieselmotor oder Elektromotor. Viele Bahnen bestehen aus einem einzelnen Tragseil, an dem die Last an einer Rolle hängt. Die Rolle wird entweder von oben mit einem Hilfsseil gezogen oder abgelassen, oder oben umgelenkt von unten mit einem Hilfseil hochgezogen. Das Hilfsseil ist auf einer speziellen Stahlseil-Trommel aufgewickelt, die vom Motor gedreht wird.

Gefahr für Flugverkehr

In Gebirgsregionen gibt es, bedingt durch die Topografie, tausende von Materialseilbahnen. Diese Bahnen stellen ein großes Risiko für Flugzeuge, insbesondere Helikopter und Hängegleiter dar. Viele dieser Seile sind auf keiner Gefahrenkarte eingezeichnet und erhöhen daher das Kollisionsrisiko. In der Schweiz bietet die Schweizer Luftwaffe seit Jahren eine kostenlose Demontage nicht mehr benötigter Materialseilbahnen an, um das Risiko für zivile und militärische Luftfahrzeuge zu verringern.

Siehe auch

 Commons: Ropeway conveyors – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Weblinks

Dieterich, Gustav: Die Erschließung der nordargentinischen Kordilleren mittels einer Bleichertschen Drahtseilbahn für Güter und Personen


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