- Zuckerfabrik
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Eine Zuckerfabrik (Zuckerraffinerie) ist eine industrielle Anlage zur Verarbeitung der Zuckerrübe und/oder des Zuckerrohres zu Zucker und anderen Produkten. Sie ist ein wesentlicher Teil der Zuckerindustrie.
Inhaltsverzeichnis
Rübenverarbeitung
Die rohen Rüben werden zunächst gewaschen und zu kleinen Stücken, den „Rübenschnitzeln“, geschnitten. Diese werden nun im Gegenstromverfahren mit warmen Wasser ausgelaugt und damit die Saccharose zu 99 % herausgelöst.
Der entstandene schwarz-blaue Rohsaft enthält noch viele andere organische und anorganische Stoffe, die vor dem Kristallisationsprozess entfernt werden müssen. Dies geschieht durch Einrühren von Kalkmilch, die Säuren neutralisiert und den pH-Wert auf etwa 11 anhebt, um einer Invertzuckerbildung (Spaltung der Saccharose zu Fructose und Glucose) vorzubeugen. Dabei können etwa 35 % der verunreinigenden Stoffe entfernt werden. Der für die Kalkmilch benötigte gebrannte Kalk wird direkt in den Fabriken gebrannt, denn auch das dabei entstehende Kohlendioxid wird benötigt.
Das Kohlendioxid wird eingeleitet, um die verbliebenen Calcium-Ionen zu Kalziumkarbonat (Kalk) zu binden. Dieser Kalk wiederum wird durch Filtration entfernt. Der anfallende Kalk wird umliegenden Bauern zum Düngen zur Verfügung gestellt.
Der nun gelbgrüne Dünnsaft enthält 12-15 % Zucker und etwa 2 % andere Stoffe wie Aminosäuren. Die meisten können noch mit Ionenaustauschern entfernt werden. Dieser Saft enthält aber noch zu wenig Zucker, um kristallisieren zu können. Um eine höhere Konzentration zu erreichen, durchläuft der Saft nun riesige Verdampfer, welche die Zuckerkonzentration auf bis zu 70 % erhöhen. Der damit entstandene Saft wird Dicksaft genannt. Die dabei entstehenden Brüden werden zuerst noch energetisch genützt z. B. zum Aufheizen des Dünnsafts. Danach werden die Brüden in einem Kondensator wieder verflüssigt.
Der Dicksaft wird in Pufferbehältern zwischengelagert, chargenweise abgenommen und in Kochkessel geleitet. Dort kristallisieren die Saccharose in kleinen Kristallen aus. Diese werden in einer Zentrifuge von dem restlichen Saft getrennt; letzterer wird Melasse genannt.
Die ausgelaugten Rübenschnitzel enthalten einen geringen nicht mehr gewinnbaren Zuckeranteil und andere verwertbare organische Bestandteile. Sie werden als Futtermittel gerne in der Landwirtschaft verwendet.
Standorte von Zuckerfabriken
Die meisten modernen Zuckerfabriken zur Verarbeitung von Zuckerrüben stehen heutzutage in Polen, Deutschland und Frankreich. Die Zahl der Zuckerfabriken in Deutschland ist in den letzten vierzig Jahren stark zurückgegangen, da es deutlich effizienter ist, mehr Zucker in weniger Zuckerfabriken zu gewinnen. Dazu kommt die Transportlogistik: Heutige Traktoren und der in den vergangenen Jahren zunehmende Einsatz von Lkw im Gegensatz zur bäuerlichen Anfuhr erlauben es, die Rüben in annehmbarer Zeit und größeren Mengen auch zu über 100 km entfernten Fabriken anzuliefern, wie dieses z. B. aus Schleswig-Holstein zur Zuckerfabrik Uelzen der Nordzucker AG erfolgt. Es gab 2006 in Deutschland noch 25 in Betrieb befindliche Zuckerfabriken, gegenüber etwa 500 bis 600 vor dem Ersten Weltkrieg. Dabei existieren in Deutschland nur noch drei große Zuckerfirmen (Nordzucker, Südzucker, Pfeifer & Langen) sowie die niederländische Suiker Unie mit einem Werk in Anklam. Die letzte genossenschaftlich organisierte Zuckerfabrik Jülich (Westzucker) wurde 2007 von Pfeifer und Langen übernommen. Die Verarbeitungsleistung erreicht in modernen Rübenzuckerfabriken bis ca. 15.000 t Rüben/24 h. Die Kapazität der Zuckerfabrik in Uelzen beträgt sogar bis zu. 20.000 t Rüben/24 h. Die Kampagne dauert auf dem europäischen Festland ca. 100 Tage, in Großbritannien bis 140 Tage und in den USA bis 270 Tage.
(1)Diese Fabriken wurden nach der Kampagne 2007 geschlossen
Weitere bedeutende Fabriken:
Vor 1945 bestanden bedeutende Zuckerfabriken im Raum Breslau, z. B. in Klettendorf (Firma Vom Rath, Schoeller & Skene).
Umweltprobleme von Zuckerfabriken
Zuckerfabriken haben früher durch unzureichende Reinigung der Abwässer die Gewässer mit großen Mengen organischen Materials belastet. Gerade die Anstrengungen zu einer immer effizienteren Nutzung der zur Verfügung stehenden Zuckerrübenmengen haben aber dazu geführt, dass immer größere Anteile der in den eingesetzten Wassermengen enthaltenen Zuckerbestandteile doch einer Nutzung zugeführt werden konnten, zugleich reduziert sich schon aus Kostengründen bei modernen Anlagen mehr und mehr der Einsatz an Frischwasser, was umgekehrt auch zu einer Reduzierung der Abwassermengen führt.
Das Problem besteht jedoch nach wie vor noch an Standorten in weniger entwickelten Ländern, wenn dort dem Umweltschutz sowie den Kosten für Wasser und Material geringere Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Weltweit
Die größte Zuckerfabrik der Welt für die Produktion von Rohrzucker ist die Kenana Sugar Company im Sudan. Die Fabrik liegt etwa 250 Kilometer südlich von Khartum in der Nähe von Kosti am Weißen Nil.[1] Die Produktion lag 2003 bei über 400.000 Tonnen pro Jahr.[2] Schätzungen der Company gehen für 2009–2010 von rund 600.000 Tonnen aus.[3] Zudem gilt sie als die effiziensteste Zuckerfabrik der Welt, umgeben von der weltgrößten Zuckerrohrplantage.[4]. Die größte Zuckerfabrik in Deutschland steht in Uelzen (Niedersachsen) und gehört zur Nordzucker AG. Die Fabrik in Uelzen verarbeitet bis zu 860 Tonnen Zuckerrüben in der Stunde.
Siehe auch
Weblinks
Commons: Zuckerfabriken – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Zuckerfabrikation im Sudan [1]
- ↑ Miracle of sugar in the desert. worldreport-ind.com
- ↑ Sudan's Kenana Sugar output to soar within a year (2010/06). sudaneseonline.org
- ↑ Artikel über Kenana [2]
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