Kreis Wongrowitz

Kreis Wongrowitz

Der Kreis Wongrowitz (bis 1875 Kreis Wongrowiec) am Nordrand der preußischen Provinz Posen bestand in der Zeit von 1815 bis 1918.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte (1772 bis 1807)

Das Nordspitze des späteren Kreisgebietes um die Stadt Smogulec gehörte nach der Ersten Teilung Polens von 1772 bis 1807 vorübergehend zum Netzedistrikt in der preußischen Provinz Westpreußen. Das eigentliche Kreisgebiet um die Stadt Wągrowiec gehörte nach der Zweiten Teilung Polens von 1793 bis 1807 als eigener Kreis Wangrowitz vorübergehend zur preußischen Provinz Südpreußen. Nach dem Frieden von Tilsit wurde das Gebiet 1807 an Polen zurückgegeben.

Verwaltungsgeschichte

Das Gebiet um die westpolnische Stadt Wągrowiec (Wongrowiec) fiel nach dem Wiener Kongress am 15. Mai 1815 erneut an das Königreich Preußen.

Im Zuge der allgemeinen Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat wurde zum 1. Januar 1818 ein Kreis Wongrowiec neu festgelegt.

Sitz des Landratsamtes wurde die Kreisstadt Wongrowiec.

Als Teil der Provinz Posen wurde der Kreis Wongrowiec am 18. Januar 1871 gleichzeitig Teil des neu gegründeten Deutschen Reichs, wogegen die polnischen Abgeordneten im neuen Reichstag am 1. April 1871 protestierten.

1875 wurde der Kreis Wongrowiec in Kreis Wongrowitz umbenannt.

Am 1. Oktober 1887 wurden an den neugebildeten östlichen Nachbarkreis Znin abgegeben:

Am 27. Dezember 1918 begann in der Provinz Posen der Großpolnische Aufstand der polnischen Bevölkerungsmehrheit gegen die deutsche Herrschaft, und bereits am 30. Dezember 1918 war die Kreisstadt Wongrowitz unter polnischer Kontrolle.

Am 16. Februar 1919 beendete ein Waffenstillstand die polnisch-deutschen Kämpfe, und am 28. Juni 1919 trat die deutsche Regierung mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags den Kreis Wongrowitz auch offiziell an das neu gegründete Polen ab.

Aus dem Kreis Wongrowitz wurde der polnische Powiat Wągrowiec.

Kommunale Gliederung

Der Kreis Wongrowitz gliederte sich anfangs in 5, nach 1887 in 4 Stadtgemeinden, die restlichen Ortschaften waren in 6 Polizeidistrikten zusammengefasst.

Der Kreis Wongrowitz bestand am 1. Januar 1908 aus:

  • 4 Stadtgemeinden (Wongrowitz, Gollantsch, Mietschisko und Schokken),
  • 136 Landgemeinden und
  • 74 Gutsbezirken.

Landräte

Kreis Wongrowiec/ Wongrowitz

  • 1816–1820: von Niezychowski
  • 1820–1824: von Kisielnicki
  • 1824–1836: von Dembinski
  • 1824–1848: Freiherr von der Recke
  • 1848–1850: Franz Reichert (kommissarischer Landrat)
  • 1850–1851: Rudolph Schoulz (kommissarischer Landrat)
  • 1851–1859: Greulich
  • 1859–1873: Eduard von Suchodolski (* 2. Juli 1804)
  • 1873–1877: Arthur von Posadowsky-Wehner (Freikonservative Partei)
  • 1877–1878: Konstantin von Dziembowski (kommissarischer Landrat)
  • 1878–1889: Conrad Max von Unruh (kommissarischer Landrat)
  • 1889: Waldemar von Lilienthal
  • 1889–1895: Karl Miesitschek von Wischkau
  • 1895–1896: Pierczynski
  • 1896–1908: Ernst Schreiber
  • 1908–1919: Karl Ludwig Adolf Dürr
  • 1919: Ewert-Krzemieniewski (kommissarischer Landrat)

Landkreis Wongrowitz/ Eichenbrück

  • 1939–1941: Heinz Müller-Hoppenworth (1907–1942)
  • 1941–1942: Pierzynski
  • 1942–1945: Paul-Friedrich Nebelung

Größe

Der Kreis Wongrowitz hatte zuletzt eine Fläche von 1037 km².

Bevölkerung

Der Kreis Wongrowitz hatte im Jahre 1890 43.818 Einwohner. Davon waren etwa 78% Polen, 20% Deutsche und 2% Juden. Ein Teil der deutschen Einwohner verließ nach 1918 das Gebiet.

Ortschaften

Liste der Ortschaften im Kreis Wongrowitz mit mehr als 400 Einwohnern (1910):

polnischer Name deutscher Name (1815-1918) deutscher Name (1939-45)
Chojna Choyna Fichtenwald
Dąbrowa Dombrowo
1906-18 Dornbrunn
Dornbrunn
Gołańcz Gollantsch Schwertburg
Kłodzin Kludsin Schlüsselried
Łęgowo Lengowo Entenflug
Łekno Lekno 1939-43 Klostersee
1943-45 Lekno
Łopienno Lopienno Seegrund
Mieścisko Mietschisko
1912-18 Markstädt
Markstädt
Miłosławice Miloslawitz Bödekersdorf
Mokronosy Mokronos Hasenpoth
Niemczyn Niemtschin Niehof
Panigródz Stary Alt Panigrodz Alt Frauengarten
Skoki Schokken Schokken
Wągrowiec Wongrowiec
1875-1918 Wongrowitz
1939-41 Wongrowitz
1941 Eichenbrück
1941-42 Wongrowitz
1942-45 Eichenbrück

(Bis auf wenige Ausnahmen galten nach 1815 die polnischen Ortsnamen weiter, zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden mehrere Ortsnamen eingedeutscht. Während der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg erhielten sämtliche Ortschaften deutsche Bezeichnungen.)

Literatur

  • Martin Sprungala: Die Geschichte der Posener Kreise und kreisfreien Städte, Bad Bevensen 2007.
  • Martin Sprungala: Historisches Ortsverzeichnis der Provinz Posen und der Wojewodschaft Poznan (Posen), Bad Bevensen 2007.

siehe auch

Weblinks


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