- Kreuzkampf
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Der Kreuzkampf fand 1936 im Oldenburger Münsterland statt und war eine der wenigen öffentlichen Proteste gegen eine Maßnahme des Nationalsozialismus im Dritten Reich.
Ende 1936 hatte der oldenburgische Minister der Kirchen und Schulen, Julius Pauly, einen Erlass herausgegeben, der besagte, dass aus allen staatlichen Gebäuden und damit auch aus den katholischen Konfessionsschulen religiöse Zeichen wie Statuen, Bilder und vor allem Kreuze entfernt werden sollten. Auch in neuen Gebäuden sollten keine religiösen Symbole mehr angebracht werden.
Dies erregte die Bevölkerung sehr. So versammelten sich am 18. November 1936 in Bethen, einem Wallfahrtsort vor den Toren Cloppenburgs, trotz strömenden Regens ca. 2000 ehemalige Frontsoldaten und ca.1000 weitere Pilger. Es waren hauptsächlich Wallfahrer aus dem Oldenburger Münsterland, aber auch aus dem Emsland, aus Wilhelmshaven, Bremen und Oldenburg gekommen. Die Stimmung war hochexplosiv.
Kaplan Uptmoor, ein im Ersten Weltkrieg ausgezeichneter Frontkämpfer, hielt eine kämpferische Predigt. Er rief zum Kampf um das Kreuz in den Schulen auf. Die Anwesenden reagierten mit stürmischen Beifall und fuhren entschlossen in ihre Gemeinden zurück. Hier wurden sie durch kämpferische Predigten einer Priestergruppe weiter ermutigt und angespornt.
Es bildete sich eine Widerstandsgruppe, die ihre Widerstandspredigten per Kurier an die einzelnen Pfarreien verschickte. Protestschreiben an die Regierung wurden verfasst und drei Tage nach einer Kriegerwallfahrt fuhr die erste Delegation nach Oldenburg, um sich bei Minister Pauly persönlich zu beschweren. Weitere Delegationen folgten, und am 25. November standen 75 Autos der Delegierten vor dem Ministerium.
Am Ende sah sich der oldenburgische Gauleiter, Carl Röver, gezwungen, auf einer von stürmischen Protesten begleiteten Versammlung in der Münsterlandhalle in Cloppenburg am 25. November 1936 den Erlass -teilweise- zurückzunehmen, wonach das Kreuz weiterhin in Schulen erlaubt sei.
Doch der Teilsieg reichte den Oldenburger Münsterländern nicht: Sie forderten, dass die nationalsozialistische Erziehung und Rassenlehre aus dem Schulunterricht herausgenommen werde. Die nationalsozialistischen Machthaber wagten es zunächst nicht, gegen die Proteste und Predigten der katholischen Kirche anzugehen. Es gab weitere Proteste, ein NS-Blockwart wurde in der Münsterlandhalle verprügelt, SA-Sturm und -Truppführer wurden beschimpft und mit Steinen beworfen.
Am 30. Juni 1937 wurden daraufhin sechs Männer von der Polizei verhaftet, einer kam sogar in das Konzentrationslager Oranienburg. Wenig später wurden fünf weitere Personen verhaftet und inhaftiert. Damit war der Kreuzkampf beendet.
Literatur
- Johannes Göken: Der Kampf um das Kreuz in der Schule. A. Fromm, Osnabrück 1947
- Johannes Pohlschneider: Der nationalsozialistische Kirchenkampf in Oldenburg. Butzon und Bercker, Kevelaer 1978, ISBN 3-766-69006-X
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