Carl Röver

Carl Röver
Carl Röver

Carl Georg Röver (* 12. Februar 1889 in Lemwerder; † 15. Mai 1942 in Berlin) war NSDAP-Reichsstatthalter und Gauleiter in Bremen und Oldenburg. In der SA hatte er den Rang eines Obergruppenführers.[1]

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Röver war der Sohn eines Verkäufers und Kaufmannes. Er besuchte die Volks- und Mittelschule in Oldenburg und absolvierte eine kaufmännische Lehre bei einer Kaffeefirma in Bremen. Von 1911 bis 1913 arbeitete er auf einer Faktorei in der deutschen Kolonie Kamerun, wo er an Malaria erkrankte, an deren Folgen er zeitlebens litt. 1915 heiratete er Marie Hermine Tebben, mit der er eine gemeinsame Tochter hatte. Ein Jahr nach ihrem Tod im Jahr 1921 heiratete er Irma Kemmler, deren gemeinsame Söhne aber alle kurz nach der Geburt verstarben.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete er sich freiwillig zur Infanterie. 1916 wurde er in die Propagandaabteilung der OHL (Oberste Heeresleitung) versetzt. Nach Kriegsende wurde er 1923 Mitglied der NSDAP.[1] Als diese nach dem Hitlerputsch mit Erlass vom 23. November 1923 verboten wurde, betätigte er sich im „Völkisch-Sozialen Bund“. Nach der Wiederzulassung der NSDAP wurde er Ortsgruppenleiter in Oldenburg und drei Jahre später Gauleiter für Weser-Ems. 1928 bis 1932 war er Abgeordneter des Oldenburgischen Landtags. 1930 wählte man ihn in den Reichstag und nach nur zwei Jahren am 16. Juni 1932 zum Ministerpräsidenten des Freistaates Oldenburg. Am 5. oder 6. Mai 1933 wurde Röver zum Reichsstatthalter für Bremen und Oldenburg ernannt.

Röver war überzeugter Antisemit, Rassist und Antidemokrat. So nannte er den Besuch eines afrikanischen Pastors Robert Kwami am 20. September 1932 in der Oldenburger Lambertikirche eine „Schande für die weiße Rasse“ - der Beginn der sogenannten Kwami-Affäre. Als 1936 der oldenburgische Minister für Kirchen und Schulen, Julius Pauly, einen Erlass herausgab, der besagte, dass aus allen staatlichen Gebäuden und damit auch aus den katholischen Konfessionsschulen die Kreuze entfernt werden sollten, zwangen mehrere aufgebrachte Delegationen aus dem katholisch geprägten Oldenburger Münsterland den Gauleiter, diesen Erlass wieder zurückzunehmen.

Röver galt als ein Verehrer des Heimatschriftstellers August Hinrichs. Ein besonderes Anliegen war Röver, selbst gebürtiger Stedinger, die Heroisierung und ideologische Ausschlachtung des Stedinger Freiheitskampfes. Röver veranlasste, dass in der Gemeinde Ganderkesee im Ortsteil Bookholzberg in Niedersachsen ein Freilichttheater gebaut wurde, das den Beinamen Stedingsehre erhielt und auf dem 1935 und 1937 ein Theaterstück von Hinrichs aufgeführt wurde, „De Stedinge“. Röver bezeichnete das Theater danach gerne als „Oberammergau des Nordens“.

Rövers Politik war nicht sonderlich erfolgreich. Einige seiner Projekte scheiterten und so sah er, wie er langsam innerparteilich ins Hintertreffen geriet. Er verfasste seine Gedanken unter Mithilfe seines Sekretärs Heinrich Walkenhorst in einer Denkschrift, die als sein politisches Testament angesehen werden kann. In diesem skizzierte er die Lage der NSDAP und macht Vorschläge zur Lösung parteiinterner Konflikte. Zudem stellte er seine Vorstellungen zur Neustrukturierung des Dritten Reichs nach dem Zweiten Weltkrieg vor.

Im Winter 1937 kam Rövers Wagen von der vereisten Fahrbahn ab und stürzte in einen Graben. Von den relativ leichten Verletzungen erholte er sich nur langsam und seine Malaria-Erkrankung, die ihn immer wieder einholte, schwächte ihn zusätzlich. Er erholte sich davon nie und später wurde bei ihm eine progressive Paralyse („Gehirnerweichung“) diagnostiziert. Am 13. Mai 1942 erfolgte nach seiner Einweisung in die Berliner Charité eine Begutachtung durch Karl Brandt und Max de Crinis, den Direktor der Psychiatrischen- und Nervenklinik der Charité.[1] Nach Behandlung mit Skopolamin und Morphium starb Röver zwei Tage später nach offizieller Angabe an „Lungenentzündung“,[1] doch gab es auch Gerüchte über einen Euthanasie-Mord oder einen Suizid. In Berlin wie auch in Oldenburg fanden große Trauerfeiern statt. Rövers Reichstagsmandat übernahm Victor von Podbielski.

Röver wurde 1937 Ehrenbürger der Städte Bremerhaven, Oldenburg und Melle. 1942 wurde die Heiligengeiststraße in Oldenburg in Carl-Röver-Straße umbenannt. Nach der Kapitulation Deutschlands und dem Ende der Britischen Besatzungszone wurden die Ehrenbürgerschaften aberkannt und die Umbenennung der Oldenburger Straße rückgängig gemacht.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c d Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 504.

Literatur

  • Wolfgang Günther: Artikel Röver, Carl Georg. in: Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Oldenburg 1992, S. 611-613.
  • Michael Rademacher: Carl Röver. Books on Demand GmbH, 2000, ISBN 3-8311-0298-8
  • Michael Rademacher: Der Gauleiter Carl Röver und seine innerparteiliche Personalpolitik am Beispiel der emsländischen Kreisleiter. In: Emsländische Geschichte Bd. 9, herausgegeben von der Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte, Eigenverlag der Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte, Haselünne 2001, S. 152-169, ISBN 3-88319-211-2
  • Michael Rademacher: Die Kreisleiter der NSDAP im Gau Weser-Ems. Tectum Verlag, Marburg 2005, zugl. Osnabrück, Univ. Diss. 2005, ISBN 3-8288-8848-8 (S. 147-161 Biographie Carl Röver)
  • Ingo Harms: Der plötzliche Tod des Oldenburger Gauleiter Carl Röver, in: Das Land Oldenburg 102, 1999, S. 1-8.
  • Gerhard Kaldewei: „Stedingsehre“ soll für ganz Deutschland ein Wallfahrtsort werden. Dokumentation und Geschichte einer NS-Kultstätte auf dem Bookholzberg 1934-2005. Aschenbeck und Holstein, Delmenhorst und Berlin 2006. ISBN 3-939401-07-2
  • Inge Marßolek, René Ott: Bremen im Dritten Reich – Anpassung, Widerstand, Verfolgung. Unter Mitarbeit von Peter Brandt. Schünemann, 1986, ISBN 3-7961-1765-1
  • Franz Stapelfeldt: Mein Verhältnis zur NSDAP. Bremen 1946.
  • Albrecht Eckhardt: Von der bürgerlichen Revolution bis zur nationalsozialistischen Machtübernahme - Der oldenburgische Landtag und seine Abgeordneten 1848-1933, 1996, ISBN 3-89598-327-6, Seite 105
  • Erich Stockhorst: 5000 Köpfe – Wer war was im Dritten Reich. Arndt, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1. 

Weblinks


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