- Oldenburger Münsterland
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Als Oldenburger Münsterland wird offiziell das Gebiet der niedersächsischen Landkreise Cloppenburg und Vechta bezeichnet. Inoffiziell wird es auch Südoldenburg genannt; seine Bewohner nennt man demnach Südoldenburger (seltener Oldenburger Münsterländer).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1252 erwarb das Hochstift Münster die ehemalige Grafschaft Ravensberg-Vechta.[1] Mit der Eroberung des zuvor tecklenburgischen Amtes Cloppenburg im Jahre 1400 beginnt die gemeinsame Geschichte des heutigen Oldenburger Münsterlands im Niederstift Münster. 1668 erlangte der Bischof von Münster auch die kirchliche Oberhoheit über das Niederstift. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 gewann der protestantische Herzog von Oldenburg die staatliche Gewalt über die Ämter Cloppenburg und Vechta, deren Bevölkerung bis heute überwiegend katholisch blieb. Bis 1946 blieb das Oldenburger Münsterland Teil des Großherzogtums Oldenburg bzw. (seit 1919) des Freistaates Oldenburg. In dieser Zeit wurde es auch Münsterländische Geest genannt.[2] Seit 1946 gehört das Oldenburger Münsterland zum Land Niedersachsen.
Religion
Geistliches Oberhaupt der Katholiken im Oldenburger Münsterland blieb auch nach dem Reichsdeputationshauptschluss der Bischof von Münster. Seit den 1820er Jahren ist der bischöfliche Offizial in Vechta sein ständiger Repräsentant für das gesamte Gebiet des Oldenburger Landes, das nach dem Recht der katholischen Kirche bis heute gänzlich zum Bistum Münster gehört. Das in der römisch-katholischen Kirche ungewöhnliche Amt eines bischöflichen Offizials mit regional definierter Zuständigkeit bekleidet zur Zeit im Range eines Weihbischofs Heinrich Timmerevers.
Politik
Das Oldenburger Münsterland ist seit deren Bestehen traditionell eine Hochburg der CDU. Seit 1947 wurden in allen Wahlen zum Niedersächsischen Landtag und seit 1949 in allen Bundestagswahlen die jeweiligen Wahlkreiskandidaten der CDU direkt gewählt, und die CDU erhielt in allen Wahlen eine absolute Mehrheit der Stimmen.
Entsprechende Mehrheiten gab es bereits vor 1933: Bei allen demokratischen Wahlen zum Oldenburgischen Landtag und zum Reichstag ab 1871 ging im Oldenburger Münsterland die Zentrumspartei als Siegerin hervor, und zwar auch bei der Landtagswahl 1932, bei der die NSDAP die absolute Mehrheit der Mandate im Oldenburgischen Landtag erhielt.
Zurzeit ist das Gebiet des Oldenburger Münsterlandes deckungsgleich mit dem des Bundestagswahlkreises Cloppenburg - Vechta, während es beim Zuschnitt der Landtagswahlkreise Überschneidungen mit dem Gebiet benachbarter Landkreise gibt. So gehören bei Wahlen zum Niedersächsischen Landtag die Stadt Wildeshausen und die Gemeinde Großenkneten im Landkreis Oldenburg zum Wahlkreis Cloppenburg-Nord, und die Stadt Damme und die Gemeinde Neuenkirchen-Vörden im Landkreis Vechta wurden dem Wahlkreis Bersenbrück zugeordnet. Vollständig auf dem Gebiet des Oldenburger Münsterlandes und nur auf diesem liegen die Wahlkreise Cloppenburg und Vechta.
Wirtschaft
Im Zentrum Nordwestdeutschlands hat sich das Oldenburger Münsterland in den 1990er Jahren zur Boomregion Niedersachsens entwickelt. Seit 1994 wuchs das Bruttoinlandsprodukt um 62 %, die Dienstleistungswertschöpfung um 63 %. Der Industrieumsatz stieg seit 1997 um 48 % auf 6,5 Milliarden Euro, der Exportumsatz um 137 %.
Die Arbeitslosenquote im Oldenburger Münsterland von gut 4 % gehört zu einer der niedrigsten, die Eigenheimquote von über 80 % zu einer der höchsten in Deutschland.
Landwirtschaft
Hauptartikel: Landwirtschaft im Oldenburger Münsterland
Das Oldenburger Münsterland ist eine bis heute vor allem auch landwirtschaftlich geprägte Region und weist die größte Dichte an Geflügel-, Schweine- und Rinderzuchtbetrieben (Massentierhaltung) in der Bundesrepublik Deutschland auf.
Allerdings stellte Jessica Huter 2006 fest: „Ein großer Teil des wirtschaftlichen Erfolgs des Oldenburger Münsterlandes fußt auf einer Art der tierischen Produktion, die ethisch mindestens fragwürdig, wenn nicht gar inakzeptabel ist. Es ist zu fragen, ob die Region also überhaupt eine ‚Erfolgsregion‘ ist und als Modell einer solchen präsentiert werden darf.“[3]
Tourismus
Das Oldenburger Münsterland bietet vielfältige Möglichkeiten für Touristen. Es ist in fünf Urlaubs- und Erholungsgebiete aufgeteilt. In ihnen befinden sich die waldreichen Dammer Berge mit dem Wassersportzentrum Dümmer, die fisch- und vogelreiche Schärenzone Thülsfelder Talsperre, die ausgedehnten Moorgebiete im Nordkreis Vechta und die Flusslandschaft des Hasetals. Im äußersten Norden des Oldenburger Münsterlands liegt das Wasserterritorium Barßel-Saterland.[4] Die 306 Kilometer lange Boxenstopp-Route führt als Radfernweg durch die genannten Erholungsgebiete. Durch das Oldenburger Münsterland führen die Ferienstraßen Straße der Megalithkultur, Niedersächsische Spargelstraße und Niedersächsische Mühlenstraße.
Bevölkerung
2006 waren 289.345 Menschen im Oldenburger Münsterland wohnhaft, wobei die Anzahl weiter steigt. Allein in den letzten 20 Jahren ist die Bevölkerung über 20 % gestiegen, in einigen Gemeinden sogar um 50 %.[5]
Die Landkreise Vechta und Cloppenburg weisen das niedrigste Durchschnittsalter der Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland auf, bedingt durch die für Deutschland ungewöhnlich hohen Geburtenraten von 1,8 % in Cloppenburg und 1,6% in Vechta.
Siehe auch
Literatur
- Heimatbund für das Oldenburger Münsterland - Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland, Vechtaer Druckerei und Verlag
- Margit und Günter Kneifel - Cloppenburg in alten Bildern, Heinz Holzberg Verlag, Oldenburg 1988, ISBN 3-87358-317-8
- Hermann Kaiser und Helmut Ottenjann - Museumsdorf Cloppenburg - Niedersächsisches Freilichtmuseum, Selbstverlag, Cloppenburg 1985
- Helmut Ottenjann, Christoph Reinders-Düselder, Karl-Heinz Ziessow - Cloppenburg und die Volksbank. Die Jahrhundertgeschichte einer Bank im Spiegel der Stadtentwicklung, Selbstverlag Museumsdorf, Cloppenburg 1995, ISBN 3-923675-52-6
Einzelnachweise
- ↑ Andreas Janda: Geschichte der Grafschaft Ravensberg von ihren Anfängen im 10./11. Jahrhundert bis zum Aussterben der Manneslinie 1346
- ↑ VideoLexikon: Modernisierung und Bevölkerungswachstum des Großherzogtums Oldenburgs. Einleitung
- ↑ Jessica Huter: Schattenseiten erfolgreicher Regionen – Das Beispiel Oldenburger Münsterland. In: Friedrich-Ebert-Stiftung: Regionalbewusstsein und Regionalentwicklung. Handlungsperspektiven für Regionen in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen. 2006. S.69
- ↑ Urlaubsregion Oldenburger Münsterland. In: Verbund Oldenburger Münsterland e.V. Abgerufen am 10. Februar 2007.
- ↑ Deutschlandradio:Russen auf dem platten Land
Weblinks
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